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Nathan der Weise

Nathan der Weise

Titel: Nathan der Weise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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wahr. Nun so!
    SITTAH. So
    zieh

    Ich in die Gabel.
    SALADIN.
    Wieder wahr. - Schach dann!
    SITTAH.
    Was hilft dir das? Ich setze vor: und du

    Bist, wie du warst.
    SALADIN.
    Aus dieser Klemme seh

    Ich wohl, ist ohne Buße nicht zu kommen.

    Mag’s! nimm den Springer nur.
    SITTAH.
    Ich will ihn nicht.
    Ich
    geh
    vorbei.
    SALADIN.
    Du schenkst mir nichts. Dir liegt

    An diesem Plane mehr, als an dem Springer.
    SITTAH. Kann
    sein.
    SALADIN.
    Mach deine Rechnung nur nicht ohne

    Den Wirt. Denn sieh! Was gilt’s, das warst du nicht

    23
    Vermuten?
    SITTAH.
    Freilich nicht. Wie konnt’ ich auch

    Vermuten, daß du deiner Königin
    So
    müde
    wärst?
    SALADIN.
    Ich meiner Königin?
    SITTAH.
    Ich seh nun schon: ich soll heut meine tausend

    Dinar’, kein Naserinchen mehr gewinnen.
    SALADIN. Wieso?
    SITTAH.
    Frag noch! - Weil du mit Fleiß, mit aller

    Gewalt verlieren willst. - Doch dabei find

    Ich meine Rechnung nicht. Denn außer, daß

    Ein solches Spiel das unterhaltendste

    Nicht ist: gewann ich immer nicht am meisten

    Mit dir, wenn ich verlor? Wenn hast du mir

    Den Satz, mich des verlornen Spieles wegen

    Zu trösten, doppelt nicht hernach geschenkt?
    SALADIN.
    Ei sieh! so hättest du ja wohl, wenn du

    Verlorst, mit Fleiß verloren, Schwesterchen?
    SITTAH. Zum
    wenigsten
    kann
    gar wohl sein, daß deine

    Freigebigkeit, mein liebes Brüderchen,

    Schuld ist, daß ich nicht besser spielen lernen.
    SALADIN.
    Wir kommen ab vom Spiele. Mach ein Ende!
    SITTAH.
    So bleibt es? Nun dann: Schach! und doppelt Schach!
    SALADIN.
    Nun freilich; dieses Abschach hab ich nicht

    Gesehn, das meine Königin zugleich
    Mit
    niederwirft.
    SITTAH.
    War dem noch abzuhelfen?
    Laß
    sehn.
    SALADIN.
    Nein, nein; nimm nur die Königin.

    Ich war mit diesem Steine nie recht glücklich.
    SITTAH.
    Bloß mit dem Steine?
    SALADIN.
    Fort damit! - Das tut

    Mir nichts. Denn so ist alles wiederum
    Geschützt.
    SITTAH.
    Wie höflich man mit Königinnen

    Verfahren müsse: hat mein Bruder mich

    Zu wohl gelehrt. (Sie läßt sie stehen.)
    SALADIN.
    Nimm, oder nimm sie nicht!

    Ich habe keine mehr.
    SITTAH.
    Wozu sie nehmen?

    Schach! - Schach!
    SALADIN. Nur
    weiter.
    SITTAH.
    Schach! - und Schach! - und Schach! -
    SALADIN. Und
    matt!
    SITTAH.
    Nicht ganz; du ziehst den Springer noch

    Dazwischen; oder was du machen willst.
    Gleichviel!
    SALADIN.
    Ganz recht! - Du hast gewonnen: und

    24

    Al-Hafi zahlt. - Man lass’ ihn rufen! gleich! -

    Du hattest, Sittah, nicht so unrecht; ich

    War nicht so ganz beim Spiele; war zerstreut.

    Und dann: wer gibt uns denn die glatten Steine

    Beständig? die an nichts erinnern, nichts

    Bezeichnen. Hab ich mit dem Iman denn

    Gespielt? - Doch was? Verlust will Vorwand. Nicht

    Die ungeformten Steine, Sittah, sind’s,

    Die mich verlieren machten: deine Kunst,

    Dein ruhiger und schneller Blick …
    SITTAH. Auch
    so

    Willst du den Stachel des Verlusts nur stumpfen.

    Genug, du warst zerstreut; und mehr als ich.
    SALADIN.
    Als du? Was hätte dich zerstreuet?
    SITTAH. Deine

    Zerstreuung freilich nicht! - O Saladin,

    Wenn werden wir so fleißig wieder spielen.
    SALADIN.
    So spielen wir um so viel gieriger! -

    Ah! weil es wieder losgeht, meinst du? - Mag’s! -

    Nur zu! - Ich habe nicht zuerst gezogen;

    Ich hätte gern den Stillestand aufs neue

    Verlängert; hätte meiner Sittah gern,

    Gern einen guten Mann zugleich verschafft.

    Und das muß Richards Bruder sein: er ist

    Ja Richards Bruder.
    SITTAH.
    Wenn du deinen Richard
    Nur
    loben
    kannst!
    SALADIN.
    Wenn unserm Bruder Melek

    Dann Richards Schwester wär’ zu Teile worden:

    Ha! welch ein Haus zusammen! Ha, der ersten,

    Der besten Häuser in der Welt das beste! -

    Du hörst, ich bin mich selbst zu loben, auch

    Nicht faul. Ich dünk mich meiner Freunde wert. -
    Das
    hätte
    Menschen
    geben sollen! das!
    SITTAH.
    Hab ich des schönen Traums nicht gleich gelacht?

    Du kennst die Christen nicht, willst sie nicht kennen.

    Ihr Stolz ist: Christen sein; nicht Menschen. Denn

    Selbst das, was, noch von ihrem Stifter her

    Mit Menschlichkeit den Aberglauben würzt,

    Das lieben sie, nicht weil es menschlich ist:

    Weil’s Christus lehrt; weil’s Christus hat getan. -

    Wohl ihnen, daß er so ein guter Mensch

    Noch war! Wohl ihnen, daß sie seine Tugend

    Auf Treu und Glaube nehmen können! - Doch

    Was Tugend? - Seine Tugend nicht; sein Name
    Soll
    überall
    verbreitet werden; soll

    Die Namen aller guten Menschen schänden,

    Verschlingen. Um den

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