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Nathan der Weise

Nathan der Weise

Titel: Nathan der Weise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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kamen: - Der

    Hieß Curd von Stauffen; mag an Kindes Statt

    Vielleicht Euch angenommen haben! - Seid

    Ihr lange schon mit ihm nun auch herüber-

    Gekommen? Und er lebt doch noch?
    TEMPELHERR. Was
    soll

    Ich sagen? - Nathan! - Allerdings! So ist’s!

    Er selbst ist tot. Ich kam erst mit der letzten

    Verstärkung unsers Ordens. - Aber, aber -

    Was hat mit diesem allen Rechas Bruder
    Zu
    schaffen?
    NATHAN. Euer
    Vater
    …
    TEMPELHERR. Wie?
    auch
    den

    Habt Ihr gekannt? Auch den?
    NATHAN.
    Er war mein Freund.
    TEMPELHERR.
    War Euer Freund? Ist’s möglich, Nathan! …
    NATHAN. Nannte

    Sich Wolf von Filnek; aber war kein Deutscher …
    TEMPELHERR.
    Ihr wißt auch das?
    NATHAN.
    War einer Deutschen nur

    Vermählt; war Eurer Mutter nur nach Deutschland

    Auf kurze Zeit gefolgt …
    TEMPELHERR.
    Nicht mehr! Ich bitt

    Euch! - Aber Rechas Bruder? Rechas Bruder …
    NATHAN. Seid
    Ihr!
    TEMPELHERR.
    Ich? ich ihr Bruder?
    RECHA. Er
    mein
    Bruder?
    SITTAH. Geschwister!
    SALADIN. Sie
    Geschwister!
    RECHA.
    (will auf ihn zu) Ah! mein Bruder!
    TEMPELHERR. (tritt
    zurück)
    Ihr
    Bruder!
    RECHA.
    (hält an, und wendet sich zu Nathan)

    Kann nicht sein! nicht sein! Sein Herz

    Weiß nichts davon! - Wir sind Betrüger! Gott!
    SALADIN. (zum
    Tempelherrn)

    Betrüger? wie? Das denkst du? kannst du denken?

    Betrüger selbst! Denn alles ist erlogen

    An dir: Gesicht und Stimm’ und Gang! Nichts dein!

    So eine Schwester nicht erkennen wollen! Geh!
    TEMPELHERR.
    (sich demütig ihm nahend)

    Mißdeut auch du nicht mein Erstaunen, Sultan!

    Verkenn in einem Augenblick’, in dem

    Du schwerlich deinen Assad je gesehen,

    Nicht ihn und mich! (Auf Nathan zueilend.)

    106

    Ihr nehmt und gebt mir, Nathan!

    Mit vollen Händen beides! - Nein! Ihr gebt

    Mir mehr, als Ihr mir nehmt! unendlich mehr!

    (Recha um den Hals fallend.)

    Ah! meine Schwester! meine Schwester!
    NATHAN. Blanda
    Von
    Filnek.
    TEMPELHERR.
    Blanda? Blanda? - Recha nicht?

    Nicht Eure Recha mehr? - Gott! Ihr verstoßt

    Sie! gebt ihr ihren Christennamen wieder!

    Verstoßt sie meinetwegen! - Nathan! Nathan!

    Warum es sie entgelten lassen? sie!
    NATHAN.
    Und was? - O meine Kinder! meine Kinder! -

    Denn meiner Tochter Bruder wär’ mein Kind

    Nicht auch, - sobald er will?

    (Indem er sich ihren Umarmungen überläßt, tritt Saladin mit unruhigem Erstaunen zu seiner Schwester.)
    SALADIN.
    Was sagst du, Schwester?
    SITTAH.
    Ich bin gerührt …
    SALADIN.
    Und ich, - ich schaudere

    Vor einer größern Rührung fast zurück!

    Bereite dich nur drauf, so gut du kannst.
    SITTAH. Wie?
    SALADIN.
    Nathan, auf ein Wort! ein Wort! -

    (Indem Nathan zu ihm tritt, tritt Sittah zu dem Ge-

    schwister, ihm ihre Teilnahme zu bezeigen; und Nathan und Saladin sprechen leiser.)

    Hör! hör doch, Nathan! Sagtest du vorhin
    Nicht
    -?
    NATHAN. Was?
    SALADIN.
    Aus Deutschland sei ihr Vater nicht

    Gewesen; ein geborner Deutscher nicht.

    Was war er denn? Wo war er sonst denn her?
    NATHAN.
    Das hat er selbst mir nie vertrauen wollen.

    Aus seinem Munde weiß ich nichts davon.
    SALADIN.
    Und war auch sonst kein Frank? kein Abendländer?
    NATHAN.
    Oh! daß er der nicht sei, gestand er wohl. -

    Er sprach am liebsten Persisch …
    SALADIN. Persisch?
    Persisch?

    Was will ich mehr? - Er ist’s! Er war es!
    NATHAN. Wer?
    SALADIN.
    Mein Bruder! ganz gewiß! Mein Assad! ganz
    Gewiß!
    NATHAN.
    Nun, wenn du selbst darauf verfällst: -

    Nimm die Versichrung hier in diesem Buche!

    (Ihm das Brevier überreichend.)
    SALADIN. (es
    begierig
    aufschlagend)

    Ah! seine Hand! Auch die erkenn ich wieder!

    107
    NATHAN.
    Noch wissen sie von nichts! Noch steht’s bei dir

    Allein, was sie davon erfahren sollen!
    SALADIN.
    (indes er darin geblättert)

    Ich meines Bruders Kinder nicht erkennen?

    Ich meine Neffen - meine Kinder nicht?

    Sie nicht erkennen? ich? Sie dir wohl lassen?
    (Wieder
    laut.)

    Sie sind’s! Sie sind es, Sittah, sind’s! Sie sind’s!

    Sind beide meines … deines Bruders Kinder!

    (Er rennt in ihre Umarmungen.)

    SITTAH. (ihm
    folgend)

    Was hör ich! - Konnt’s auch anders, anders sein! -
    SALADIN. (zum
    Tempelherrn)

    Nun mußt du doch wohl, Trotzkopf, mußt mich lieben!

    (Zu Recha.) Nun bin ich doch, wozu ich mich erbot?

    Magst wollen, oder nicht!
    SITTAH.
    Ich auch! ich auch!
    SALADIN. (zum
    Tempelherrn
    zurück)

    Mein Sohn! mein Assad! meines Assads Sohn!
    TEMPELHERR. Ich
    deines
    Bluts! - So waren jene Träume,

    Womit man meine Kindheit wiegte, doch -

    Doch mehr

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