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Nathan der Weise

Nathan der Weise

Titel: Nathan der Weise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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unterdrücken,

    Um einem Patriarchen zu gefallen? -

    Natur, so leugst du nicht! So widerspricht

    20

    Sich Gott in seinen Werken nicht! - Geht, Bruder! -

    Erregt mir meine Galle nicht! - Geht! geht!
    KLOSTERBRUDER. Ich geh; und geh vergnügter, als ich kam.

    Verzeihe mir der Herr. Wir Klosterleute

    Sind schuldig, unsern Obern zu gehorchen.

    SECHSTER
    AUFTRITT

    Der Tempelherr und Daja, die den Tempelherrn schon eine Zeitlang von weiten beobachtet hatte und sich nun ihm nähert.

    DAJA.
    Der Klosterbruder, wie mich dünkt, ließ in

    Der besten Laun’ ihn nicht. - Doch muß ich mein
    Paket
    nur
    wagen.

    TEMPELHERR.
    Nun, vortrefflich! - Lügt

    Das Sprichwort wohl: daß Mönch und Weib, und Weib

    Und Mönch des Teufels beide Krallen sind?

    Er wirft mich heut aus einer in die andre.
    DAJA.
    Was seh ich? - Edler Ritter, Euch? - Gott Dank!

    Gott tausend Dank! - Wo habt Ihr denn

    Die ganze Zeit gesteckt? - Ihr seid doch wohl
    Nicht
    krank
    gewesen?
    TEMPELHERR. Nein.
    DAJA. Gesund
    doch?
    TEMPELHERR. Ja.
    DAJA.
    Wir waren Euertwegen wahrlich ganz
    Bekümmert.
    TEMPELHERR. So?
    DAJA.
    Ihr wart gewiß verreist?
    TEMPELHERR. Erraten!
    DAJA.
    Und kamt heut erst wieder?
    TEMPELHERR. Gestern.
    DAJA.
    Auch Rechas Vater ist heut angekommen.

    Und nun darf Recha doch wohl hoffen?
    TEMPELHERR. Was?
    DAJA.
    Warum sie Euch so öfters bitten lassen.

    Ihr Vater ladet Euch nun selber bald

    Aufs dringlichste. Er kömmt von Babylon.

    Mit zwanzig hochbeladenen Kamelen,

    Und allem, was an edeln Spezereien,

    An Steinen und an Stoffen, Indien

    Und Persien und Syrien, gar Sina,

    Kostbares nur gewähren.
    TEMPELHERR. Kaufe
    nichts.
    DAJA.
    Sein Volk verehret ihn als einen Fürsten.

    Doch daß es ihn den Weisen Nathan nennt

    21

    Und nicht vielmehr den Reichen, hat mich oft
    Gewundert.
    TEMPELHERR. Seinem
    Volk ist reich und weise
    Vielleicht
    das
    Nämliche.
    DAJA. Vor
    allen
    aber

    Hätt’s ihn den Guten nennen müssen. Denn

    Ihr stellt Euch gar nicht vor, wie gut er ist.

    Als er erfuhr, wieviel Euch Recha schuldig:

    Was hätt’, in diesem Augenblicke, nicht

    Er alles Euch getan, gegeben!
    TEMPELHERR. Ei!
    DAJA.
    Versucht’s und kommt und seht!
    TEMPELHERR.
    Was denn? wie schnell

    Ein Augenblick vorüber ist?
    DAJA. Hätt’
    ich,

    Wenn er so gut nicht wär’, es mir so lange

    Bei ihm gefallen lassen? Meint Ihr etwa,

    Ich fühle meinen Wert als Christin nicht?

    Auch mir ward’s vor der Wiege nicht gesungen,

    Daß ich nur darum meinem Ehgemahl

    Nach Palästina folgen würd’, um da

    Ein Judenmädchen zu erziehn. Es war

    Mein lieber Ehgemahl ein edler Knecht

    In Kaiser Friedrichs Heere -
    TEMPELHERR. Von
    Geburt

    Ein Schweizer, dem die Ehr’ und Gnade ward

    Mit Seiner Kaiserlichen Majestät

    In einem Flusse zu ersaufen. - Weib!

    Wievielmal habt Ihr mir das schon erzählt?

    Hört Ihr denn gar nicht auf mich zu verfolgen?
    DAJA.
    Verfolgen! lieber Gott!
    TEMPELHERR. Ja,
    ja, verfolgen.

    Ich will nun einmal Euch nicht weiter sehn!

    Nicht hören! Will von Euch an eine Tat

    Nicht fort und fort erinnert sein, bei der

    Ich nichts gedacht; die, wenn ich drüber denke,

    Zum Rätsel von mir selbst mir wird. Zwar möcht’

    Ich sie nicht gern bereuen. Aber seht;

    Ereignet so ein Fall sich wieder: Ihr

    Seid schuld, wenn ich so rasch nicht handle; wenn

    Ich mich vorher erkund - und brennen lasse,
    Was
    brennt.
    DAJA. Bewahre
    Gott!
    TEMPELHERR.
    Von heut an tut

    Mir den Gefallen wenigstens, und kennt

    Mich weiter nicht. Ich bitt Euch drum. Auch laßt

    Den Vater mir vom Halse. Jud’ ist Jude.

    Ich bin ein plumper Schwab. Des Mädchens Bild

    22

    Ist längst aus meiner Seele; wenn es je
    Da
    war.
    DAJA.
    Doch Eures ist aus ihrer nicht.
    TEMPELHERR.
    Was soll’s nun aber da? was soll’s?
    DAJA. Wer
    weiß!

    Die Menschen sind nicht immer, was sie scheinen.
    TEMPELHERR.
    Doch selten etwas Bessers. (Er geht.)
    DAJA. Wartet
    doch!

    Was eilt Ihr?
    TEMPELHERR.
    Weib, macht mir die Palmen nicht

    Verhaßt, worunter ich so gern sonst wandle.
    DAJA.
    So geh, du deutscher Bär! so geh! - Und doch

    Muß ich die Spur des Tieres nicht verlieren.

    (Sie geht ihm von weiten nach.)

    ZWEITER
    AUFZUG

    ERSTER
    AUFTRITT

    (Die Szene: des Sultans Palast.)

    Saladin und Sittah spielen Schach.

    SITTAH.
    Wo bist du, Saladin? Wie spielst du heut?
    SALADIN.
    Nicht gut? Ich dächte doch.
    SITTAH.
    Für mich; und kaum.

    Nimm diesen Zug zurück.
    SALADIN. Warum?
    SITTAH. Der
    Springer
    Wird
    unbedeckt.
    SALADIN.
    Ist

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