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Nathan der Weise

Nathan der Weise

Titel: Nathan der Weise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
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Namen, um den Namen

    25

    Ist ihnen nur zu tun.
    SALADIN. Du
    meinst:
    warum

    Sie sonst verlangen würden, daß auch ihr,

    Auch du und Melek, Christen hießet, eh’

    Als Ehgemahl ihr Christen lieben wolltet?
    SITTAH.
    Jawohl! Als wär’ von Christen nur, als Christen,

    Die Liebe zu gewärtigen, womit

    Der Schöpfer Mann und Männin ausgestattet!
    SALADIN.
    Die Christen glauben mehr Armseligkeiten,

    Als daß sie die nicht auch noch glauben könnten!

    Und gleichwohl irrst du dich. - Die Tempelherren,

    Die Christen nicht, sind schuld: sind nicht, als Christen, Als Tempelherren schuld. Durch die allein

    Wird aus der Sache nichts. Sie wollen Acca,

    Das Richards Schwester unserm Bruder Melek

    Zum Brautschatz bringen müßte, schlechterdings

    Nicht fahren lassen. Daß des Ritters Vorteil

    Gefahr nicht laufe, spielen sie den Mönch,

    Den albern Mönch. Und ob vielleicht im Fluge

    Ein guter Streich gelänge: haben sie
    Des
    Waffenstillestandes Ablauf kaum

    Erwarten können. - Lustig! Nur so weiter!

    Ihr Herren, nur so weiter! - Mir schon recht! -

    Wär’ alles sonst nur, wie es müßte.
    SITTAH. Nun?

    Was irrte dich denn sonst? Was könnte sonst

    Dich aus der Fassung bringen?
    SALADIN. Was
    von
    je

    Mich immer aus der Fassung hat gebracht. -

    Ich war auf Libanon, bei unserm Vater.

    Er unterliegt den Sorgen noch …
    SITTAH. O
    weh!
    SALADIN.
    Er kann nicht durch; es klemmt sich allerorten;

    Es fehlt bald da, bald dort -
    SITTAH.
    Was klemmt? was fehlt?
    SALADIN.
    Was sonst, als was ich kaum zu nennen würd’ge?

    Was, wenn ich’s habe, mir so überflüssig,

    Und hab ich’s nicht, so unentbehrlich scheint. -

    Wo bleibt Al-Hafi denn? Ist niemand nach

    Ihm aus? - Das leidige, verwünschte Geld! -

    Gut, Hafi, daß du kömmst.

    ZWEITER
    AUFTRITT

    Der Derwisch Al-Hafi. Saladin. Sittah.

    AL-HAFI. Die
    Gelder
    aus

    Ägypten sind vermutlich angelangt.

    26

    Wenn’s nur fein viel ist.
    SALADIN.
    Hast du Nachricht?
    AL-HAFI. Ich?

    Ich nicht. Ich denke, daß ich hier sie in
    Empfang
    soll
    nehmen.
    SALADIN.
    Zahl an Sittah tausend

    Dinare! (In Gedanken hin und her gehend.)
    AL-HAFI.
    Zahl! anstatt empfang! O schön!

    Das ist für Was noch weniger als Nichts. -

    An Sittah? - wiederum an Sittah? Und

    Verloren? - wiederum im Schach verloren? -

    Da steht es noch das Spiel!
    SITTAH.
    Du gönnst mir doch
    Mein
    Glück?
    AL-HAFI.
    (das Spiel betrachtend)

    Was gönnen? Wenn - Ihr wißt ja wohl.
    SITTAH. (ihm
    winkend)

    Bst! Hafi! bst!
    AL-HAFI.
    (noch auf das Spiel gerichtet)

    Gönnt’s Euch nur selber erst!
    SITTAH. Al-Hafi;
    bst!
    AL-HAFI.
    (zu Sittah) Die Weißen waren Euer?
    Ihr
    bietet
    Schach?
    SITTAH.
    Gut, daß er nichts gehört.
    AL-HAFI.
    Nun ist der Zug an ihm?
    SITTAH. (ihm
    nähertretend) So sage doch,

    Daß ich mein Geld bekommen kann.
    AL-HAFI
    (noch auf das Spiel geheftet).
    Nun
    ja;

    Ihr sollt’s bekommen, wie Ihr’s stets bekommen.
    SITTAH.
    Wie? bist du toll?
    AL-HAFI.
    Das Spiel ist ja nicht aus.

    Ihr habt ja nicht verloren, Saladin.
    SALADIN. (kaum
    hinhörend)

    Doch! doch! Bezahl! bezahl!
    AL-HAFI. Bezahl!
    bezahl!

    Da steht ja Eure Königin.
    SALADIN.
    (noch so) Gilt nicht;

    Gehört nicht mehr ins Spiel.
    SITTAH.
    So mach und sag,

    Daß ich das Geld mir nur kann holen lassen.
    AL-HAFI.
    (noch immer in das Spiel vertieft)

    Versteht sich, so wie immer. - Wenn auch schon;

    Wenn auch die Königin nichts gilt: Ihr seid

    Doch darum noch nicht matt.
    SALADIN.
    (tritt hinzu und wirft das Spiel um)

    Ich bin es; will
    Es
    sein.

    27
    AL-HAFI.
    Ja so! - Spiel wie Gewinst! So wie
    Gewonnen,
    so
    bezahlt.
    SALADIN.
    (zu Sittah) Was sagt er? was?
    SITTAH.
    (von Zeit zu Zeit dem Hafi winkend)

    Du kennst ihn ja. Er sträubt sich gern; läßt gern

    Sich bitten; ist wohl gar ein wenig neidisch. -
    SALADIN.
    Auf dich doch nicht? Auf meine Schwester nicht? -

    Was hör ich, Hafi? Neidisch? du?
    AL-HAFI. Kann
    sein!

    Kann sein! - Ich hätt’ ihr Hirn wohl lieber selbst;

    Wär’ lieber selbst so gut, als sie.
    SITTAH. Indes

    Hat er doch immer richtig noch bezahlt.

    Und wird auch heut bezahlen. Laß ihn nur! -

    Geh nur, Al-Hafi, geh! Ich will das Geld
    Schon
    holen
    lassen.
    AL-HAFI.
    Nein; ich spiele länger

    Die Mummerei nicht mit. Er muß es doch
    Einmal
    erfahren.
    SALADIN. Wer?
    und
    was?
    SITTAH. Al-Hafi!

    Ist dieses dein Versprechen? Hältst du so
    Mir
    Wort?
    AL-HAFI.
    Wie konnt’ ich glauben, daß es so

    Weit gehen würde.
    SALADIN.
    Nun? erfahr ich

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