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Nathan der Weise

Nathan der Weise

Titel: Nathan der Weise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Textausgabe + Lektüreschlüssel
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die
    Er dargestellt? – Ach! Rechas wahrer Vater
    3250
    Bleibt, trotz dem Christen, der sie zeugte – bleibt
    In Ewigkeit der Jude. – Wenn ich mir
    Sie lediglich als Christendirne denke,
    Sie sonder alles das mir denke, was
    Allein ihr so ein Jude geben konnte: –
    Sprich, Herz, – was war an ihr, das dir gefiel?
    Nichts! Wenig! Selbst ihr Lächeln, wär es nichts
    Als sanfte schöne Zuckung ihrer Muskeln;
    Wär, was sie lächeln macht, des Reizes unwert,
    In den es sich auf ihrem Munde kleidet: –
    3260
    Nein; selbst ihr Lächeln nicht! Ich hab es ja
    Wohl schöner noch an Aberwitz, an Tand,
    An Höhnerei, an Schmeichler und an Buhler,
    Verschwenden sehn! – Hat’s da mich auch bezaubert?
    Hat’s da mir auch den Wunsch entlockt, mein Leben
    In seinem Sonnenscheine zu verflattern? –
    Ich wüsste nicht. Und bin auf den doch launisch,
    Der diesen höhern Wert allein ihr gab?
    Wie das? warum? – Wenn ich den Spott verdiente,
    Mit dem mich Saladin entließ! Schon schlimm
    3270
    Genug, dass Saladin es glauben konnte!
    Wie klein ich ihm da scheinen musste! wie
    Verächtlich! – Und das alles um ein Mädchen? –
    Curd! Curd! das geht so nicht. Lenk ein! Wenn vollends
    Mir Daja nur was vorgeplaudert hätte,
    Was schwerlich zu erweisen stünde? – Sieh,
    Da tritt er endlich, in Gespräch vertieft,
    Aus seinem Hause! – Ha! mit wem! – Mit ihm?
    Mit meinem Klosterbruder? – Ha! so weiß
    Er sicherlich schon alles! ist wohl gar
    3280
    Dem Patriarchen schon verraten! – Ha!
    Was hab ich Querkopf nun gestiftet! – Dass
    Ein einz’ger Funken dieser Leidenschaft
    Doch unsers Hirns so viel verbrennen kann! –
    Geschwind entschließ dich, was nunmehr zu tun!
    Ich will hier seitwärts ihrer warten; – ob
    Vielleicht der Klosterbruder ihn verlässt.
Vierter Auftritt
    NATHAN
und der
KLOSTERBRUDER .
    NATHAN
(im Näherkommen)
.
    Habt nochmals, guter Bruder, vielen Dank!
    KLOSTERBRUDER . Und Ihr desgleichen!
    NATHAN .                                                Ich? von Euch? wofür?
    Für meinen Eigensinn, Euch aufzudringen,
    3290
    Was Ihr nicht braucht? – Ja, wenn ihm Eurer nur
    Auch nachgegeben hätt; Ihr mit Gewalt
    Nicht wolltet reicher sein, als ich.
    KLOSTERBRUDER .                                    Das Buch
    Gehört ja ohnedem nicht mir; gehört
    Ja ohnedem der Tochter; ist ja so
    Der Tochter ganzes väterliches Erbe. –
    Je nu, sie hat ja Euch. – Gott gebe nur,
    Dass Ihr es nie bereuen dürft, so viel
    Für sie getan zu haben!
    NATHAN .                                  Kann ich das?
    Das kann ich nie. Seid unbesorgt!
    KLOSTERBRUDER .                                    Nu, nu!
    3300
    Die Patriarchen und die Tempelherren …
    NATHAN . Vermögen mir des Bösen nie so viel
    Zu tun, dass irgendwas mich reuen könnte:
    Geschweige, das! – Und seid Ihr denn so ganz
    Versichert, dass ein Tempelherr es ist,
    Der Euern Patriarchen hetzt?
    KLOSTERBRUDER .                             Es kann
    Beinah kein andrer sein. Ein Tempelherr
    Sprach kurz vorher mit ihm; und was ich hörte,
    Das klang darnach.
    NATHAN .                         Es ist doch aber nur
    Ein einziger itzt in Jerusalem.
    3310
    Und diesen kenn ich. Dieser ist mein Freund.
    Ein junger, edler, offner Mann!
    KLOSTERBRUDER .                                Ganz recht;
    Der Nämliche! – Doch was man ist, und was
    Man sein muss in der Welt, das passt ja wohl
    Nicht immer.
    NATHAN .                 Leider nicht. – So tue, wer’s
    Auch immer ist, sein Schlimmstes oder Bestes!
    Mit Euerm Buche, Bruder, trotz ich allen;
    Und gehe graden Wegs damit zum Sultan.
    KLOSTERBRUDER .
    Viel Glücks! Ich will Euch denn nur hier verlassen.
    NATHAN . Und habt sie nicht einmal gesehn? – Kommt ja
    3320
    Doch bald, doch fleißig wieder. – Wenn nur heut
    Der Patriarch noch nichts erfährt! – Doch was?
    Sagt ihm auch heute, was Ihr wollt.
    KLOSTERBRUDER .                                        Ich nicht.
    Lebt wohl!
(Geht ab.)
    NATHAN .        Vergesst uns ja nicht, Bruder! – Gott!
    Dass ich nicht gleich hier unter freiem Himmel
    Auf meine Kniee sinken kann! Wie sich
    Der Knoten, der so oft mir bange machte,
    Nun von sich selber löset! – Gott! wie leicht
    Mir wird, dass ich

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