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Nathan der Weise

Nathan der Weise

Titel: Nathan der Weise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Textausgabe + Lektüreschlüssel
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nun weiter auf der Welt
    Nichts zu verbergen habe! dass ich vor
    3330
    Den Menschen nun so frei kann wandeln, als
    Vor dir, der du allein den Menschen nicht
    Nach seinen Taten brauchst zu richten, die
    So selten seine Taten sind, o Gott! –
Fünfter Auftritt
    NATHAN
und der
TEMPELHERR ,
der von der Seite auf ihn zukömmt
.
    TEMPELHERR . He! wartet, Nathan; nehmt mich mit!
    NATHAN .                                                 Wer ruft? –
    Seid Ihr es, Ritter? Wo gewesen, dass
    Ihr bei dem Sultan Euch nicht treffen lassen?
    TEMPELHERR . Wir sind einander fehlgegangen. Nehmt’s
    Nicht übel.
    NATHAN .          Ich nicht; aber Saladin …
    TEMPELHERR . Ihr wart nur eben fort …
    NATHAN .                                                Und spracht ihn doch?
    Nun, so ist’s gut.
    3340
    TEMPELHERR .            Er will uns aber beide
    Zusammen sprechen.
    NATHAN .                             Desto besser. Kommt
    Nur mit. Mein Gang stand ohnehin zu ihm. –
    TEMPELHERR . Ich darf ja doch wohl fragen, Nathan, wer
    Euch da verließ?
    NATHAN .                    Ihr kennt ihn doch wohl nicht?
    TEMPELHERR . War’s nicht die gute Haut, der Laienbruder,
    Des sich der Patriarch so gern zum Stöber
    Bedient?
    NATHAN .     Kann sein! Beim Partriarchen ist
    Er allerdings.
    TEMPELHERR . Der Pfiff ist gar nicht übel:
    Die Einfalt vor der Schurkerei voraus-
    Zuschicken.
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    NATHAN .           Ja, die dumme; – nicht die fromme.
    TEMPELHERR . An fromme glaubt kein Patriarch.
    NATHAN .                                                                       Für den
    Nun steh ich. Der wird seinem Patriarchen
    Nichts Ungebührliches vollziehen helfen.
    TEMPELHERR . So stellt er wenigstens sich an. – Doch hat
    Er Euch von mir denn nichts gesagt?
    NATHAN .                                                           Von Euch?
    Von Euch nun namentlich wohl nichts. – Er weiß
    Ja wohl auch schwerlich Euern Namen?
    TEMPELHERR .                                                 Schwerlich.
    NATHAN . Von einem Tempelherren freilich hat
    Er mir gesagt …
    TEMPELHERR .              Und was?
    NATHAN .                                        Womit er Euch
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    Doch ein für allemal nicht meinen kann!
    TEMPELHERR . Wer weiß? Lasst doch nur hören.
    NATHAN .                                                    Dass mich einer
    Bei seinem Patriarchen angeklagt …
    TEMPELHERR .
    Euch angeklagt? – Das ist, mit seiner Gunst –
    Erlogen. – Hört mich, Nathan! – Ich bin nicht
    Der Mensch, der irgendetwas abzuleugnen
    Imstande wäre. Was ich tat, das tat ich!
    Doch bin ich auch nicht der, der alles, was
    Er tat, als wohlgetan verteid’gen möchte.
    Was sollt ich eines Fehls mich schämen? Hab
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    Ich nicht den festen Vorsatz ihn zu bessern?
    Und weiß ich etwa nicht, wie weit mit dem
    Es Menschen bringen können? – Hört mich, Nathan! –
    Ich bin des Laienbruders Tempelherr,
    Der Euch verklagt soll haben, allerdings. –
    Ihr wisst ja, was mich wurmisch machte! was
    Mein Blut in allen Adern sieden machte!
    Ich Gauch ! – ich kam, so ganz mit Leib und Seel’
    Euch in die Arme mich zu werfen. Wie
    Ihr mich empfingt – wie kalt – wie lau – denn lau
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    Ist schlimmer noch als kalt; wie abgemessen
    Mir auszubeugen Ihr beflissen wart;
    Mit welchen aus der Luft gegriffnen Fragen
    Ihr Antwort mir zu geben scheinen wolltet:
    Das darf ich kaum mir itzt noch denken, wenn
    Ich soll gelassen bleiben. – Hört mich, Nathan! –
    In dieser Gärung schlich mir Daja nach,
    Und warf mir ihr Geheimnis an den Kopf,
    Das mir den Aufschluss Euers rätselhaften
    Betragens zu enthalten schien.
    NATHAN .                                            Wie das?
    TEMPELHERR .
    3390
    Hört mich nur aus! – Ich bildete mir ein,
    Ihr wolltet, was Ihr einmal nun den Christen
    So abgejagt, an einen Christen wieder
    Nicht gern verlieren. Und so fiel mir ein,
    Euch kurz und gut das Messer an die Kehle
    Zu setzen.
    NATHAN .        Kurz und gut? und gut? – Wo steckt
    Das

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