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Nathan der Weise

Nathan der Weise

Titel: Nathan der Weise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Textausgabe + Lektüreschlüssel
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schadet allerdings. –
    Kommt! hört mir zu. – Nicht wahr? dem Wesen, das
    Dich rettete, – es sei ein Engel oder
    Ein Mensch, – dem möchtet ihr, und du besonders,
    Gern wieder viele große Dienste tun? –
    Nicht wahr? – Nun, einem Engel, was für Dienste,
    Für große Dienste könnt ihr dem wohl tun?
    Ihr könnt ihm danken; zu ihm seufzen, beten;
    Könnt in Entzückung über ihn zerschmelzen;
    310
    Könnt an dem Tage seiner Feier fasten,
    Almosen spenden. – Alles nichts. – Denn mich
    Deucht immer, dass ihr selbst und euer Nächster
    Hierbei weit mehr gewinnt, als er. Er wird
    Nicht fett durch euer Fasten; wird nicht reich
    Durch eure Spenden; wird nicht herrlicher
    Durch eu’r Entzücken; wird nicht mächtiger
    Durch eu’r Vertraun. Nicht wahr? Allein ein Mensch!
    DAJA . Ei freilich hätt ein Mensch, etwas für ihn
    Zu tun, uns mehr Gelegenheit verschafft.
    320
    Und Gott weiß, wie bereit wir dazu waren!
    Allein er wollte ja, bedurfte ja
    So völlig nichts; war in sich, mit sich so
    Vergnügsam , als nur Engel sind, nur Engel
    Sein können.
    RECHA .               Endlich, als er gar verschwand …
    NATHAN . Verschwand? – Wie denn verschwand? – Sich untern Palmen
    Nicht ferner sehen ließ? – Wie? oder habt
    Ihr wirklich schon ihn weiter aufgesucht?
    DAJA . Das nun wohl nicht.
    NATHAN .                                Nicht, Daja? nicht? – Da sieh
    Nun was es schad’t! – Grausame Schwärmerinnen! –
    330
    Wenn dieser Engel nun – nun krank geworden! …
    RECHA . Krank!
    DAJA .                Krank! Er wird doch nicht!
    RECHA .                                              Welch kalter Schauer
    Befällt mich! – Daja! – Meine Stirne, sonst
    So warm, fühl! ist auf einmal Eis.
    NATHAN .                                                  Er ist
    Ein Franke , dieses Klimas ungewohnt;
    Ist jung; der harten Arbeit seines Standes,
    Des Hungerns, Wachens ungewohnt.
    RECHA .                                                     Krank! krank!
    DAJA . Das wäre möglich, meint ja Nathan nur.
    NATHAN . Nun liegt er da! hat weder Freund, noch Geld
    Sich Freunde zu besolden.
    RECHA .                                        Ah, mein Vater!
    340
    NATHAN . Liegt ohne Wartung, ohne Rat und Zusprach,
    Ein Raub der Schmerzen und des Todes da!
    RECHA . Wo? wo?
    NATHAN .              Er, der für eine, die er nie
    Gekannt, gesehn – genug, es war ein Mensch –
    Ins Feu’r sich stürzte …
    DAJA .                                        Nathan, schonet ihrer!
    NATHAN . Der, was er rettete, nicht näher kennen,
    Nicht weiter sehen mocht, – um ihm den Dank
    Zu sparen …
    DAJA .                    Schonet ihrer, Nathan!
    NATHAN .                                                 Weiter
    Auch nicht zu sehn verlangt’, – es wäre denn,
    Dass er zum zweiten Mal es retten sollte –
    Denn g’nug, es ist ein Mensch …
    350
    DAJA .                                            Hört auf, und seht!
    NATHAN . Der, der hat sterbend sich zu laben, nichts –
    Als das Bewusstsein dieser Tat!
    DAJA .                                                    Hört auf!
    Ihr tötet sie!
    NATHAN .            Und du hast ihn getötet! –
    Hättst so ihn töten können. – Recha! Recha!
    Es ist Arznei, nicht Gift, was ich dir reiche.
    Er lebt! – komm zu dir! – ist auch wohl nicht krank;
    Nicht einmal krank!
    RECHA .                            Gewiss? – nicht tot? nicht krank?
    NATHAN .
    Gewiss, nicht tot! – Denn Gott lohnt Gutes, hier
    Getan, auch hier noch. – Geh! – Begreifst du aber,
    360
    Wie viel
andächtig schwärmen
leichter, als
    Gut handeln
ist? wie gern der schlaffste Mensch
    Andächtig schwärmt, um nur, – ist er zuzeiten
    Sich schon der Absicht deutlich nicht bewusst –
    Um nur gut handeln nicht zu dürfen ?
    RECHA .                                                            Ah,
    Mein Vater! lasst, lasst Eure Recha doch
    Nie wiederum allein! – Nicht wahr, er kann
    Auch wohl

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