Nathan der Weise
schadet allerdings. –
Kommt! hört mir zu. – Nicht wahr? dem Wesen, das
Dich rettete, – es sei ein Engel oder
Ein Mensch, – dem möchtet ihr, und du besonders,
Gern wieder viele große Dienste tun? –
Nicht wahr? – Nun, einem Engel, was für Dienste,
Für große Dienste könnt ihr dem wohl tun?
Ihr könnt ihm danken; zu ihm seufzen, beten;
Könnt in Entzückung über ihn zerschmelzen;
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Könnt an dem Tage seiner Feier fasten,
Almosen spenden. – Alles nichts. – Denn mich
Deucht immer, dass ihr selbst und euer Nächster
Hierbei weit mehr gewinnt, als er. Er wird
Nicht fett durch euer Fasten; wird nicht reich
Durch eure Spenden; wird nicht herrlicher
Durch eu’r Entzücken; wird nicht mächtiger
Durch eu’r Vertraun. Nicht wahr? Allein ein Mensch!
DAJA . Ei freilich hätt ein Mensch, etwas für ihn
Zu tun, uns mehr Gelegenheit verschafft.
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Und Gott weiß, wie bereit wir dazu waren!
Allein er wollte ja, bedurfte ja
So völlig nichts; war in sich, mit sich so
Vergnügsam , als nur Engel sind, nur Engel
Sein können.
RECHA . Endlich, als er gar verschwand …
NATHAN . Verschwand? – Wie denn verschwand? – Sich untern Palmen
Nicht ferner sehen ließ? – Wie? oder habt
Ihr wirklich schon ihn weiter aufgesucht?
DAJA . Das nun wohl nicht.
NATHAN . Nicht, Daja? nicht? – Da sieh
Nun was es schad’t! – Grausame Schwärmerinnen! –
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Wenn dieser Engel nun – nun krank geworden! …
RECHA . Krank!
DAJA . Krank! Er wird doch nicht!
RECHA . Welch kalter Schauer
Befällt mich! – Daja! – Meine Stirne, sonst
So warm, fühl! ist auf einmal Eis.
NATHAN . Er ist
Ein Franke , dieses Klimas ungewohnt;
Ist jung; der harten Arbeit seines Standes,
Des Hungerns, Wachens ungewohnt.
RECHA . Krank! krank!
DAJA . Das wäre möglich, meint ja Nathan nur.
NATHAN . Nun liegt er da! hat weder Freund, noch Geld
Sich Freunde zu besolden.
RECHA . Ah, mein Vater!
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NATHAN . Liegt ohne Wartung, ohne Rat und Zusprach,
Ein Raub der Schmerzen und des Todes da!
RECHA . Wo? wo?
NATHAN . Er, der für eine, die er nie
Gekannt, gesehn – genug, es war ein Mensch –
Ins Feu’r sich stürzte …
DAJA . Nathan, schonet ihrer!
NATHAN . Der, was er rettete, nicht näher kennen,
Nicht weiter sehen mocht, – um ihm den Dank
Zu sparen …
DAJA . Schonet ihrer, Nathan!
NATHAN . Weiter
Auch nicht zu sehn verlangt’, – es wäre denn,
Dass er zum zweiten Mal es retten sollte –
Denn g’nug, es ist ein Mensch …
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DAJA . Hört auf, und seht!
NATHAN . Der, der hat sterbend sich zu laben, nichts –
Als das Bewusstsein dieser Tat!
DAJA . Hört auf!
Ihr tötet sie!
NATHAN . Und du hast ihn getötet! –
Hättst so ihn töten können. – Recha! Recha!
Es ist Arznei, nicht Gift, was ich dir reiche.
Er lebt! – komm zu dir! – ist auch wohl nicht krank;
Nicht einmal krank!
RECHA . Gewiss? – nicht tot? nicht krank?
NATHAN .
Gewiss, nicht tot! – Denn Gott lohnt Gutes, hier
Getan, auch hier noch. – Geh! – Begreifst du aber,
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Wie viel
andächtig schwärmen
leichter, als
Gut handeln
ist? wie gern der schlaffste Mensch
Andächtig schwärmt, um nur, – ist er zuzeiten
Sich schon der Absicht deutlich nicht bewusst –
Um nur gut handeln nicht zu dürfen ?
RECHA . Ah,
Mein Vater! lasst, lasst Eure Recha doch
Nie wiederum allein! – Nicht wahr, er kann
Auch wohl
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