Nathan King - der Rinderbaron
reingefallen.”
“Dann würde meiner Ansicht nach aber ein alleinstehender Mann mit der Abgeschiedenheit dieser Gegend besser zurechtkommen als eine alleinstehende Frau”, gab Nathan zu bedenken.
Elizabeth ließ sich nicht beirren. “Die männlichen Bewerber haben mir nicht zugesagt. Sie waren ausnahmslos zu weich für meinen Geschmack.”
“Ach ja? Und was haben wir stattdessen? Eine Frau wie Stahl?” Nathan winkte spöttisch ab. “Es wäre ihr zu wünschen, denn ich habe nicht vor, ihr zu Diensten zu stehen und ihr die Probleme aus dem Weg zu räumen. Wenn sie jemand braucht, der ihr die Hand hält, soll Tommy es tun.”
“Das kannst du ihr bestimmt klarmachen, Nathan.” Elizabeth unterdrückte ein befriedigtes Lächeln, als sie hinzufügte: “Falls du es wünschst.”
Sofort horchte er auf. “Was soll das heißen?”
“Ich bezweifle, dass Miranda Wade sich von irgendeinem Mann die Hand halten lässt.” Und das, mein Sohn, könnte für dich eine Herausforderung darstellen, der du nur schwer widerstehen kannst, dachte Elizabeth.
“Das passt ja wie die Faust aufs Auge: Eine militante Feministin soll für unsere anspruchsvollen Feriengäste die charmante Gastgeberin spielen!”, bemerkte Nathan verächtlich.
“Oh, ich glaube, jemand, der seit zwölf Jahren in der Hotelbranche ist, weiß, wie man Gäste behandelt”, widersprach Elizabeth unbeirrt. “Aber mach dir selber ein Bild, Nathan. Es hört sich an, als wäre Tommys Jeep gerade vorgefahren. Ich nehme doch an, dass du dich wenigstens um Höflichkeit bemühen wirst.”
Nathan verdrehte die Augen. “Sicher ist Tommy wie stets gut in Form. Er wird bestimmt jedes mögliche Versagen meinerseits in diesem Punkt doppelt wettmachen.”
Zweifellos, dachte Elizabeth. Ihr in hohem Maß extrovertierter mittlerer Sohn flirtete vermutlich in diesem Moment bereits nach allen Regeln der Kunst mit Miranda. Tommy liebte es, sich in der Bewunderung der Frauen zu sonnen. Aber an der kühlen Blondine, die sie, Elizabeth, bei dem Vorstellungsgespräch kennengelernt hatte, würde sein Charme vermutlich wirkungslos abprallen. Der Blick ihrer grünen Augen war seltsam nach innen gerichtet gewesen, als wollte sie sich irgendetwas beweisen.
Es blieb abzuwarten, ob Nathan dieser Blondine einen Funken Interesse entlocken konnte. Nathan, der sich stets so gab, wie er war, ob es einem gefiel oder nicht, stellte ebenfalls eine Herausforderung dar – eine Herausforderung, vor der die meisten Frauen kapitulierten. Doch Elizabeth hielt Miranda Wade nicht für eine Frau, die so leicht aufgab. Damit die Rechnung aufging, musste allerdings die Chemie zwischen den beiden stimmen, und das war etwas, was sich nicht forcieren ließ. Elizabeth konnte nur hoffen …
Miranda hatte den Besitz, der den Ferienpark und die Rinderfarm umfasste, am Morgen bereits aus der Luft gesehen. Erst da war ihr klar geworden, dass die Gebäude, die zu den beiden Geschäftszweigen der Kings gehörten, völlig getrennt voneinander lagen. Das Gästehaus des Ferienparks war ein eleganter, moderner Bau, dazu angelegt, den gut betuchten Gästen selbst hier im Outback jeden erdenklichen Luxus zu bieten. Das alte Farmhaus, dem sie sich jetzt über die Zufahrt näherte, besaß dagegen einen Reiz, der eine ungestillte Sehnsucht in Miranda ansprach.
Die Menschen, die dieses Haus gebaut hatten und bewohnten, waren mit dem Land hier tief verwurzelt – etwas, das Miranda so nie kennengelernt hatte. Im Leben ihrer Mutter hatte es nichts Festes oder Dauerhaftes gegeben, und Miranda war froh gewesen, daraus zu verschwinden. Sowieso war sie für ihre Mutter stets nur der lebende Beweis für deren größten Fehler und deren Alter gewesen und hatte die Aufmerksamkeit der Männer abgelenkt, von denen ihre Mutter sich hatte aushalten lassen.
Mit sechzehn war Miranda von zu Hause fort und hatte seitdem stets in den Hotels gewohnt, in denen sie arbeitete. Ihre wechselnden Unterkünfte hatte sie nur als ein Dach über dem Kopf betrachtet und nichts davon persönlich an sich herangelassen. Begriffe wie Zuhause, Familientradition oder Zugehörigkeit besaßen für sie keine Bedeutung. Sie gehörte ganz allein sich selbst.
So war es ein seltsames Gefühl, plötzlich mit etwas konfrontiert zu werden, was so ganz anders war als ihre persönlichen Erfahrungen. Die stattlichen Bäume, die sowohl zum Schutz als auch zum Schmuck gepflanzt worden waren, hatten schon mehr als ein Menschenleben überdauert, und auch die dichte,
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