Naturgeschichte(n)
Bibern, die es in Deutschland gibt, bleiben die Schäden jedoch bescheiden. Der Naturschutz verfügt über einen Biberschadenfonds, über den schnell und – ganz wichtig – unbürokratisch geholfen werden kann.
Schädling oder Wasserwirtschaftsunternehmer – was ist nun eigentlich der Biber? Viele haben nur eine recht ungenaue Vorstellung von diesem Tier, bis sie eines gesehen haben. Und selbst dann überraschen die Zahlen. Der Biber ist das größte Nagetier der ganzen Nordhemisphäre. Nur das südamerikanische Capybara, ein » Riesenmeerschweinchen« und oft auch Wasserschwein genannt, wird größer.
Biber erreichen ein Gewicht von bis über 30 Kilogramm. Sie werden also schwerer als Rehe. Aber sie sind so kompakt gebaut, dass man es ihnen nicht ansieht. Sie sind entfernte Verwandte der Wühlmäuse, gleichsam Riesen-Wühlmäuse. Aber im Unterschied zu jedem anderen mäuseartigen Nagetier zeichnet sich der Biber durch einen seitlich breit abgeflachten Schwanz, die » Kelle«, aus – und zwar schon von klein an. Wozu der Schwanz nützlich ist, zeigt sich beim Tauchen. Da steuert er zunächst ins Wasser hinab und dann auch unter Wasser den Weg. Aber das ist sicher nicht der Grund seiner Entstehung.
Ein besonderes Adergeflecht, das aus dem Körper in den Schwanz führt, hat die Deutung veranlasst, dass die Biber bei starker Anstrengung damit überschüssige Körperwärme ableiten. Zum Beispiel, wenn sie einen dicken Baum so lange benagen, bis er die Form einer Sanduhr hat und schließlich umfällt (zum Wasser hin möglichst). Dem Biber wird ziemlich heiß dabei, denn er steckt ja in einem Biberpelz. Dieser wärmt so gut wie vier bis fünf Kleiderschichten oder ein Daunenanorak über einem Wollpullover. Da muss die Hitze schon irgendwo hin, damit es dem Biber nicht zu heiß wird. Aber die Kelle wurde nach und nach ein Vielzweckinstrument: An der Schwanzwurzel kann der Biber Fett speichern; beim Nagen stützt er sich auf den Schwanz, und beim Tauchen ist er, wie bereits erwähnt, ebenfalls hilfreich. Außerdem signalisiert ein kräftiger Schlag auf die Wasseroberfläche Gefahr.
Biber bauen Burgen, die mehrere Meter hoch werden können, sie verwenden dazu Holzstücke, die sie sich selbst auf transportable Größen zurechtgenagt haben. Lieber sind ihnen grabfähige Ufer, in denen sie ihre Wohnkessel anlegen können. Dämme bauen sie nur, wenn ihnen der Wasserstand im Bach oder Flüsschen zu niedrig ist. Dann aber staut so ein Biberdamm mitunter einen kleinen See auf. Das wirkt sich auch auf die Zusammensetzung der Baumarten am Ufer aus. Weiden und Pappeln vertragen nasse Füße, Fichten oder Buchen nicht so sehr.
Am Bibersee wachsen daher genau die Weichhölzer nach, deren Rinde als Winternahrung bevorzugt wird. Clevere Biber! Sie sind eben Riesenmäuse, und Mäuse und Ratten sind intelligent. Ihr großes Gehirn versetzt die Biber in die Lage, den Wasserhaushalt eines Baches oder eines kleinen Sees zu überblicken. Was sie unternehmen, diesen zu stabilisieren, wissen Wasserbauer zu bewundern. Die Biber machen’s kostenlos.
Bruno und der böse Wolf
Warum sind manche Wildtiere
nicht willkommen?
Der Biber ist kein Einzelfall, auch wenn seine Wiedereinbürgerung mit Abstand am erfolgreichsten verlief. Auch andere, zwischenzeitlich ausgerottete Säugetiere rücken wieder nach, ganz ohne Einwirkung von menschlicher Seite. » Elche stehen invasionsbereit an den Grenzen«, hieß es. Sie haben inzwischen die Oder überschritten und von Tschechien her auch Bayern erreicht. Bären zogen von Slowenien aus nach Österreich, wo ein kleiner Bestand geduldet wird. » Bruno« ereilte das politische Schicksal eines » Problembären« in Bayern, seinen Bruder später in der Schweiz. Luchse streifen durch die Grenzwälder im Osten wie im Westen, und dann kamen auch noch die Wölfe. Italienische von Süden her, wo man sie aber nicht dulden will, und polnische von Osten. Ihnen geht es besser. Doch wie kommt es eigentlich zu diesen Wanderungen? Warum kehren scheinbar ausgerottete Tierarten nach Deutschland zurück?
Zur Ausbreitung zahlreicher Großtiere kommt es aus drei Hauptgründen. Sie werden nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt gejagt. Die Kulturlandschaft eignet sich als Lebensraum außerdem recht gut für die meisten der früher hier ausgerotteten Arten, und die Haltung großer Teile der Bevölkerung hat sich zu ihren Gunsten geändert.
Die Ausrottung der Raubtiere gelang im 19 . Jahrhundert weniger durch die
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