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Naturgeschichte(n)

Naturgeschichte(n)

Titel: Naturgeschichte(n) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josef H Reichholf
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Bejagung als hauptsächlich durch Vergiftung und das Aufstellen von Fallen. Die Jäger früherer Jahrhunderte hatten auch nicht mehr Zeit als die heutigen, und so war die Kugel nicht effektiv genug, um all das aus jagdlicher und landwirtschaftlicher Sicht so benannte » Raubwild« und » Raubzeug« (mit dieser Bezeichnung waren Raben, Krähen und Greifvögel gemeint) bis zur Ausrottung vernichten zu können.
    Gift tötete die Tiere, die ihrer Natur gemäß von Fleisch leben müssen, zuverlässig. Mit beköderten Fallen wurden auch Bären und Wölfe gefangen. Als Gift verboten und der Fallenfang stark eingeschränkt wurde, begannen sich die Bestände allmählich wieder zu erholen. Ausgangspunkte waren die letzten Refugien dieser Arten in den großen Wäldern des Ostens und in dünn besiedelten Gebirgsregionen. Die reichen Regionen Mitteleuropas leisteten sich keine Mitesser am Naturfleisch des Wildes oder an den Haustieren – die armen dagegen schon.
    Daher kommen die » Invasionen« auch aus dem Osten, Südosten und Süden. Wölfe, Bären und Luchse überlebten, wo es den Menschen schlecht ging. Das ist weltweit so.
    Die enorme Steigerung der Agrarproduktion erzeugte schon bald nach dem Zweiten Weltkrieg dauerhaft Überschüsse. Sie hießen » Weizenberge«, » Butterberge«, » Milchseen« und später » Schnäppchen«, die man billigst im Supermarkt kaufen kann. Längst ist nicht mehr zu wenig Produktion das Problem, sondern das » Zuviel«. Für das Wild, das an diesem Überfluss teilhaben kann, brachen außerordentlich günstige Zeiten an. Der Bestand der Rehe überstieg trotz millionenfachen Abschusses auch die höchsten Werte, die jemals aufgezeichnet wurden.
    Bei den Hirschen wäre es genauso der Fall, dürften sie aus den für sie verordneten Rotwildgebieten herauskommen. Die Wildschweine hielten sich ohnehin an nichts außer an die eigene Nase und betrachten das angebaute Schweinefutter, den Mais, als für sie bestimmt. Mit der Folge einer gewaltigen Zunahme, wie schon ausgeführt. Beutetiere gäbe es für Wolf, Luchs und Bär also genug. Die Jäger kommen ohnehin nicht nach, ihr Abschusssoll zu erfüllen. Sie wollen trotzdem keine vierfüßigen Konkurrenten. Lieber zahlen sie den Wildschaden. Punkt 2 wäre also auch klar.
    Nicht so eindeutig liegen die Verhältnisse bei Punkt 3 . Da wirken die alten Schauergeschichten von Rotkäppchen und dem bösen Wolf nach. Zur näheren Beurteilung müssten Volksbefragungen durchgeführt werden. Sicherlich gibt es eine starke Fraktion der Ängstlichen. Im Wald ein Luchs – da geh ich nicht mehr hinein, und mit meinen Kindern schon gar nicht. Dass es im Wald Füchse gibt, ist schon schlimm genug, von den Zecken ganz zu schweigen. Und Wölfe – niemals! Diese Ängstlichen sind so gut informiert, dass sie fest an ihr Wissen glauben, auch wenn sie gar nicht wissen, woher es stammt. Ihnen stehen die Freunde aller Tiere und von Wolf, Bär und Luchs im Besonderen gegenüber. Die Übereifrigen machten Bruno zum tollpatschigen Schmusebär, indem sie ihm den Namen Bruno zuteilten, schworen Rache und hatten irgendwie damit auch Erfolg. Nicht etwa für die Duldung weiterer Bären, sondern im Hinblick auf die Abdankung der in ihren Augen Schuldigen.
    Es sind Suggestivfragen wie » Meinen Sie auch, dass wir in unserem Land keine Menschenfresser wie Wölfe dulden können?« oder » Wölfe sind weniger gefährlich als Hunde. Sollten sie nicht auch bei uns in bestimmten Gebieten leben dürfen? Wie in anderen kultivierten EU-Ländern auch?« und jahrzehntelange » Pro-Wildtier-Berichte« im Fernsehen, die die Lager spalten. Die wirklichen Gegner dieser Tiere machen sich das zunutze.
    Tatsache ist, dass Haushunde in unserem Land immer wieder Menschen töten und alljährlich Zehntausende verletzen. Dennoch fordert niemand ernstlich die Abschaffung der Millionen Hunde, die bei uns leben. Hunde reißen auch Schafe; die Schafhaltung wird aus Steuermitteln subventioniert und doch geht kein Aufschrei durch die deutsche Bevölkerung. In Ländern mit Wolfsvorkommen, in Italien reichen diese bis in die Außenbezirke von Rom, leben die Menschen mit den Wölfen, ohne großes Aufhebens darum zu machen. Spezialisiert sich dort ein Wolf zu sehr auf Haustiere, wird er ebenfalls ohne großes öffentliches Palaver zur Strecke gebracht.
    In Rumänien erhielten die Bewohner von Orten, in denen Bären die Mülltonnen leerten und nach Genießbarem durchsuchten, bärensichere Tonnen. (Sie tauschten diese

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