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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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persönlich für eure Sicherheit sorgen und die Geschäfte führen, bis wir einen Nachfolger auf den Thron gefunden haben. Bis dahin soll es euch an nichts mangeln.«
    Die Hofschranzen waren immer noch wie gelähmt, begriffen nicht, was vorgefallen war, und fügten sich gehorsam, als Fangurs Soldaten anfingen, sie sanft, aber bestimmt hinauszudrängen. Die fünf Gardisten wurden abgeführt, mit ihnen würde Fangur sich später beschäftigen.
    Noch nicht einmal hundert Herzschläge waren vergangen, während dies geschah, und sechs kräftige Diener Morangars Leichnam hinausschafften.
    Erst jetzt schien die Zeit wieder in normaler Geschwindigkeit zu verstreichen.
    Bald waren sie nur noch zu dritt im Saal, Koldar, Fangur und Erenwin.
    »Das war unglaublich«, sagte der Hauptmann zu dem Nauraka, der völlig unbeteiligt dastand.
    »Ich sagte es dir doch«, erwiderte der. »Und wie geht es nun weiter?«
    Fangur hob eine Braue. »Es wäre ein Leichtes, dich als Attentäter dem Volk zum Fraß vorzuwerfen und mich als Held feiern zu lassen.«
    »Ich weiß.«
    »Warum hast du es dann trotzdem getan?«
    »Weil dich dein Gewissen handeln ließ, nicht Machtgier. Es schwelte schon lange in dir, aber das weißt du besser als ich. Du hast danach verlangt, dass ich dir den Weg weise, um es dir leichter zu machen. Nun trage deine Schuld ab, indem du deinem Volk hilfst.«
    Fangur tippte mit dem Finger gegen den Hals des Nauraka, an dem sich ein seltsamer Schorf, wie ein Auswuchs, gebildet hatte. Er war hart wie Stein. »Und was ist mit deiner Schuld?«
    »Du hast sie gerade berührt.«
    Fangur gab Koldar einen Wink. »Bring ihm seine Sachen.« Er nickte Erenwin zu. »Draußen wartet dein Pferd. Ich hoffe, dass wir uns nie wiedersehen.«
    »Verlass dich drauf«, sagte Erenwin.
    Kurz darauf galoppierte er mit seinem Pferd über die Ebene davon.
    »Eigentlich schade«, meinte Koldar. »Mit ihm könnten wir das ganze Land an einem einzigen Tag erobern und bereits beim Abendessen den Sieg feiern.«
    »Ja, Koldar. Und jetzt schaffen wir hier Ordnung.«

16.
Mohnblüte

    Langsam kamen sie sich auf der Reise näher. Lurdèa musste zugeben, dass Berenvil ein angenehmer Begleiter war, er war immer gut aufgelegt, oft jungenhaft heiter, und wusste viel zu erzählen.
    Es blieb nicht umhin, dass er anfing, um Lurdèa zu werben, und diese musste sich eingestehen, dass es ihr nicht unangenehm war, sondern ganz im Gegenteil eine Wohltat. So viel Aufmerksamkeit, ohne dass er jemals fordernd oder aufdringlich wurde, tat ihr gut. Je weiter sie sich vom Meer entfernte, desto weniger vermisste sie es. Berenvil lenkte sie so sehr ab, dass sie immer weniger an ihre Vergangenheit dachte, auch Erenwin schob sie aus ihren Gedanken, denn sie konnte nichts mehr für ihn tun. Sie hoffte, dass er seinen Weg ging, und dass sie ihn eines Tages wiedersah. Aber zuerst musste sie sich ihre eigene Zukunft schaffen.
    Und Berenvil … nun, sie hätte es schlechter treffen können. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen, so wie auch er offensichtlich an ihr Gefallen gefunden hatte. Da sie von den Alten Völkern stammten, verstanden sie sich auf eine Weise, wie es mit einem Menschen nie möglich gewesen wäre.
    Lurdèa mochte die Menschen, sie stellten das zahlreichste Volk dar, und sie begegnete ihnen täglich auf die unterschiedlichste Weise. Sie waren skurril, unberechenbar, aber auch voller Humor und vor allem Lebenskraft. Da sie nur eine sehr kurze Lebensspanne zur Verfügung hatten, nutzten sie diese so intensiv wie möglich; Geduld zählte deshalb nicht zu ihren Stärken. Sie dachten nur in engen, kurzen Bahnen, waren aber dafür sehr einfallsreich. Hauptsächlich aber waren sie sehr leidenschaftliche, um nicht zu sagen hitzköpfige Geschöpfe, die in vielen Geschichten und Liedern hauptsächlich die Liebe priesen. Jene Liebe, nach der Erenwin stets auf der Suche gewesen war. Lurdèa lauschte den Geschichten, und der eine oder andere, Frau oder Mann, wusste sogar aus dem eigenen Leben zu berichten, was die Liebe ihm oder ihr gebracht hatte. 
    Die meisten Menschen erhoben die Liebe zu dem Ideal, das am meisten erstrebenswert war. Das galt selbst für diejenigen, die nur nach Macht strebten, denn dies war dann ihre Liebe, das, was sie unter Erfüllung verstanden. Es gab sehr viele Bezeichnungen für so etwas nicht Greifbares.
    Lurdèa begegnete auf der Reise fahrenden Rittern, die nach der Dame ihres Herzens suchten, manche folgten dabei dem Märchen von der Blauen Rose und

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