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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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traurig und zusammengesunken dasaß. Auf die Frage, warum er so unglücklich sei, hatte er Eri vor einiger Zeit nur eine unverständliche Antwort gegeben: »Was an die Oberfläche gebracht wurde, muss sich erst bewähren, und die Wahrheit ist dunkel. Vielleicht wird sie schwarz. Ich weiß nicht, ob die Zukunft es kennt.« Und dazu hatte er alt und müde ausgesehen. Die Geschwister machten sich Sorgen um Turéor, konnten ihn nicht aus seiner Einsamkeit locken. Eri wagte es schließlich, Jemuma zu fragen. Er wollte sie nicht brüskieren, da er eine gewisse Beziehung zwischen den beiden vermutete, doch die Sorge überwog. Die alte Amme zeigte sich nicht indigniert, sondern seufzte und wiegte bedächtig den Kopf. »Ich weiß nicht, was mit ihm los ist, Eri. Seit du aus der Tiefe zurückgekehrt bist, hat er sich verändert. Er spricht sehr viel von dir, weißt du, aber ich verstehe seine Worte nicht.« Der Prinz erschrak und dachte sofort an die schwarze Perle. Es war doch unmöglich, dass Turéor davon Kenntnis hatte! 
    Sein Fund war nach wie vor gut verwahrt, und Eri hatte keinem davon erzählt. Luri war inzwischen aufgefallen, dass zwei der bei Nauraka normalerweise weißen Fingernägel schwarz waren, und wollte wissen, mit wem er sich geprügelt hatte. Aber Eri hatte sich seit seiner Rückkehr nicht mehr mit Freunden getroffen, zu viel trennte ihn jetzt von ihnen. Deswegen konnte er nur eine ausweichende Antwort geben. Zum Glück sah Luri keinen Zusammenhang mit ihrer vorherigen Verdächtigung, dass er etwas vor ihr verbarg. Das schien sie vergessen zu haben, und so ahnte auch sie nichts.
    Schließlich fasste Eri sich ein Herz und sprach den alten Nauraka direkt darauf an, im Frühdämmer des heutigen Tages: »Ist es die Vergangenheit, die dich einholt? Fürchtest du den Alten Feind, von dem du immer so viel erzählt hast?«
    »Wie kommst du gerade jetzt darauf?«, hatte der Onkel, diesmal klar, erwidert.
    »Weil du so viel von der Vergangenheit und der Dunkelheit sprichst, mehr als sonst, und düstere Vorahnungen hast.«
    »Ja. Dunkelheit wird über uns kommen, Erenwin. Der Schatten der Vergangenheit. So wird es sein.« Danach hüllte er sich wieder in Schweigen. Als sie sich zur Versammlung bereit machten und gemeinsam zur Halle schwammen, brummte er plötzlich: »Du stinkst, junger Mann. Deine Aura hat Flecken bekommen.«
    Eri hatte gar nicht gewusst, dass er eine Aura besaß. Seine Mutter hatte eine, ihre Hellseherin, und der Hofheiler auch, ebenso der Zeitmesser, der den uralten Korallenbaum bewachte, an dem die Ringe der Zeit gezählt wurden. Gewiss waren Nauraka magische Wesen, aber die wenigsten von ihnen konnten sie heutzutage aktiv nutzen; normalerweise nur nach einer besonderen Ausbildung, und die hatte Eri nicht erhalten. 
    Als er sich von dieser überraschenden Eröffnung erholt hatte, begriff er erst wirklich, was Turéor gesagt hatte, und war beleidigt, dass er stinken sollte! An ihm haftete höchstens noch etwas von Dullos Drüsensekret. Sein Reitfisch wurde nämlich geschlechtsreif, und der Prinz hatte sich nach dem letzten Ausflug ziemlich lange schrubben müssen, aber dann war seiner Meinung nach alles in Ordnung gewesen. Luri hatte sich jedenfalls nicht beschwert, was sollte das also? »Du bist unhöflich, Onkel«, entfuhr es ihm; wobei das wiederum ebenfalls kein sonderlich gutes Benehmen war, auch wenn er zu Recht empört war.
    »Wie Verwesung«, fuhr Turéor fort, als habe er Eris Entrüstung gar nicht mitbekommen. »Der Tod lauert in dir. Hast du die Knochen berührt?«
    Eri schwieg betroffen. Er erinnerte sich an das riesige Skelett in der Stillen Tiefe. Doch er hatte es nicht berührt. Es hatte keinen Sinn zu versuchen, Turéors kryptischen und zumeist sinnlosen Äußerungen zu folgen oder deren Bedeutung zu entschlüsseln. Irgendetwas quälte den alten Mann und brachte ihn noch mehr durcheinander als sonst. Aber er konnte wohl nicht darüber reden.
    Und Eri wollte nicht. Das ging ihm alles allmählich zu nahe.
    Foril hatte den Einleitungstanz nunmehr abgeschlossen, doch damit war seine Aufgabe noch nicht beendet. Nachdem Ragdurs Worte verklungen waren, schwamm der Hofstaatmeister vor den Thron des Hochfürsten und richtete sich auf. Das Protokoll sah vor, dass die Fürsten nun Willkommen, Vorstellung und Dank tanzten, doch selbstverständlich würde Ragdur nicht einmal einen Finger heben. Er thronte weiterhin mächtig auf seinem Platz, und Foril musste für ihn tanzen; keine leichte

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