Nauraka - Volk der Tiefe
zu tun«, sagte er schnell. »Es geht nur um uns.«
»Mhm … warum habe ich dann dauernd das Gefühl, du verheimlichst was vor mir? Vor allem hier drin ist dein Blick immer so gehetzt, dauernd schaust du dich um. Hast du etwa was versteckt?« Luri schwamm zu Eris Seite hinüber, und ihm wurde abwechselnd heiß und kalt.
»Nein, hab ich nicht«, beteuerte er.
»Dann stört es dich ja nicht, wenn ich mal nachsehe, oder?«, erwiderte sie schelmisch.
Eri sah, dass sie dem Versteck der schwarzen Perle gefährlich nahe kam, und er hörte auch die Stimmen in sich warnend lauter werden. »Lenk nicht ab!«, rief er. »Komm endlich, ich möchte es dir zeigen, bevor Jemuma dich vereinnahmt, und Vater, und alle anderen auch. Ich glaube, das ist die letzte Gelegenheit für uns als Bruder und Schwester, wo wir noch einmal frei und nur für uns sind. Bitte nimm mir das nicht weg, das ist ein bedeutender Moment für mich, den ich in Erinnerung behalten will!«
Sie wandte sich ihm zu und lachte. »Also, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, du bist Onkel Turéor!« Sie schwamm zu ihm zurück. »Du verlierst mich doch nicht.«
»Allerdings nicht, denn ich werde mitkommen nach Karund. Vater hat mich dazu beauftragt«, rutschte es ihm heraus. »Und ich möchte, dass unser Onkel mitkommt, der hier nicht wohlgelitten ist.«
Luri sah ihn verdutzt an, dann umarmte sie ihn glücklich. »Oh, dann brauche ich keine Angst vor Heimweh zu haben! Das wird bestimmt lustig, Eri, wir werden gemeinsam reisen und die See kennenlernen! Und natürlich kommt der Onkel mit, er braucht uns.«
Endlich hatte er sie soweit. Er ergriff die Hand seiner Schwester und zog sie mit sich. »Also, dann zeige ich es dir jetzt.«
»Ist es weit?«
»Ja. Und du darfst niemandem davon erzählen. Versprochen?«
»Schwestern-Ehrenwort.« Nun war sie doch neugierig.
Luri staunte nicht schlecht, als Eri den Vulkan ansteuerte. Natürlich kannte sie diese Höhle von ihrer Kindheit her, hatte aber damals schnell das Interesse an ihr verloren. Die Wachen ließen sie anstandslos durch, ohne Fragen zu stellen; im Moment war niemand außer ihnen hier.
»Und was soll hier sein?«, fragte Luri kritisch.
»Nichts.« Eri schüttelte den Kopf. »Das ist auch nur der Eingang.« Er spähte nach allen Seiten, dann führte er seine Schwester zu dem Felsenvorhang – und dahinter.
»Hol mich die Tanghexe!«, wisperte sie aufgeregt mit leuchtenden Augen. »Das hab ich nie entdeckt!«
»Siehst du«, brummte er zufrieden und führte sie zielsicher durch das Höhlengewirr zu der großen Kaverne. Sein phänomenaler Orientierungssinn ließ ihn nicht im Stich, er hatte alles noch genau im Gedächtnis. Er freute sich, als Luri sich begeistert in der Kaverne umsah, in der große Fischschwärme durch das Streulicht schwammen. Nun waren sie wieder beide Kinder, auf Entdeckungsreise wie einst. »Dort hinten, siehst du das rote Flackern?«, flüsterte er und deutete auf die gegenüberliegende Seite. »Dort geht es zur Schmiede.«
»Hast du etwa …«
»Nein, nicht den Meister … ich glaube, der ist ziemlich schaurig. Jedenfalls hat er einen Diener und Wächter, der Xenes heißt. Er tötet jeden außer dem Hochfürsten, der dort hindurch will. Aber wenn wir uns fern genug halten, lässt er uns in Ruhe. Ansonsten darf kein Nauraka diese Kaverne aufsuchen.«
Luri nickte, das gefiel ihr. »Und wohin jetzt?«
»Komm mit.« Eri zog die Prinzessin mit sich nach oben in den Gang, den er gestern gewählt hatte.
»Das ist ja total eng hier!«, beschwerte Luri sich. »Ich werde meine Kleidung zerreißen und meine Frisur ruinieren!«
»Dein Geliebter ist ja nicht hier.«
»Er ist nicht mein Geliebter! Ich kenne ihn ja noch nicht mal.«
Eri schwamm unbeirrt voran, und Luri schimpfte zwar, aber sie folgte ihm weiterhin, sie war viel zu gespannt.
Da Eri sich nunmehr auskannte, ging es ziemlich schnell voran. Bis Luri sagte: »Bruder, was hast du vor? Es geht beständig nach oben! Wir kriegen Riesenärger, wenn Vater das erfährt!«
»Wird er nicht«, versicherte Eri. »Zurück nehmen wir einen anderen Weg, der wieder in die Höhle führt, die nicht verboten ist. Die Wachen werden sich vielleicht wundern, wie lange wir da drin waren, aber sich nichts weiter dabei denken. Wir haben uns früher auch schon versteckt.«
»Und warum mache ich das mit?«, wollte Luri wissen.
»Warte ab! Es wird dir gefallen. Es ist … wundervoll.«
Und wirklich, als sie in der Grotte
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