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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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Aufgabe. Er durfte keinen Fehler machen. Und ein solcher Tanz gehörte zu den schwierigsten Herausforderungen mit Figuren, die lange geübt werden mussten. Patzte Foril, konnte der edle Gast sich brüskiert fühlen, und der Hochfürst wäre entehrt. Es hatte schon aus geringeren Gründen Krieg unter den Nauraka gegeben. In diesem Fall würde Foril vermutlich nicht in die Verbannung geschickt, sondern von Ragdur eigenhändig erwürgt werden.
    Luri konnte sich nur noch mit Mühe zurückhalten. Sie trug das von Janwe dargebotene Halsgeschmeide, und ein Netz aus feinen Perlen schmückte ihre hochgesteckten Haare. Ihr Kleid saß perfekt, gesponnen aus glänzender, dünner Nixenhaarseide, das ihre zierliche Figur sanft umschmeichelte und in der Farbe perfekt zu ihren türkisen Augen passte, in denen jetzt viele goldene Funken tanzten.
    Eri hatte sich ebenfalls fein herausgeputzt, vor allem seiner Schwester wegen, und auch er bevorzugte die Farben Blau und Grün, am liebsten in einem unruhigen Muster – wie seine eigenen Augen, die keine einheitliche Farbe aufwiesen, sondern dunkelblau und hellgrün gesprenkelt waren. Außergewöhnlich und unverwechselbar, denn in ganz Darystis hatte niemand sonst solche Augen. Laut Onkel Turéor hatte es überhaupt noch niemanden mit solchen Augen gegeben. »Wie die Unvereinbarkeit der Tiefe und der Sonnensphäre«, hatte Jemuma einst gesagt. »Die beiden können sich nie miteinander vermischen, obwohl alles Wasser ist.«
    Vielleicht fühlte er sich deswegen nirgends so richtig zu Hause, drängte es ihn immer nach oben und doch wieder nach unten, weil seine unruhige Seele sich in seinen Augen spiegelte. Das zumindest hatte Luri nach ihrem gemeinsamen Ausflug in die Grotte festgestellt: »Du hast deinen Platz noch nicht gefunden.«
    »Ich habe dir ein Versprechen gegeben«, versetzte er. Natürlich war er unruhig, er stand kurz vor der Mannesblüte, ließ die Jugend endgültig hinter sich, und eine große Welt wartete dort draußen jenseits der Grenzen. Er würde den Entschluss seiner Schwester nie verstehen lernen, und er hatte nicht herausfinden können, was genau sie dazu bewog. Doch egal, was sie tat, er war an sein Versprechen gebunden. Seltsamerweise hatte er das Gefühl, als hätte auch die schwarze Perle darauf Einfluss genommen und die flüsternden Stimmen seine Entscheidung gutgeheißen.
    Und da kamen sie endlich, die Nauraka aus dem fernen Karund. Eri hoffte, dass seine rangniedrige Position, die ihn an ein abgelegenes Ende der Tafel bannte, ihn unauffällig genug machte, damit er die Gäste unverhohlen betrachten konnte. Sein Bruder Lurion saß viel mehr im Licht, an der Seite seiner Mutter, doch das hinderte ihn nicht, sich im Sitz zu lümmeln und an Vergorenem zu bedienen. Eri hätte erwartet, dass sein Vater ihn angesichts dieses Ereignisses einmal rügen würde, doch nichts dergleichen. Der Erbprinz hatte »volle Narrenfreiheit«, wie Turéor es einmal ausgedrückt hatte. »Aber er soll doch den Thron erben?«, hatte Eri verwundert geäußert. Turéor hatte fast jungenhaft gegrinst. »Erst wenn dein in der Blüte seiner Jahre stehender Vater alt und grau und schwach geworden ist, kleiner Prinz, und bis dahin ist Lurion entweder ehrbar und verantwortungsbewusst geworden oder tot.« Also war Eri deswegen noch am Leben? Damit wenigstens das Blut Ragdurs fortgeführt würde, falls Lurion etwas zustieß?
    Immerhin war Lurion zurückhaltend still, doch er schenkte dem Geschehnis kaum Aufmerksamkeit. Schließlich ging es nicht um ihn. 
    Eri erkannte plötzlich, dass sein älterer Bruder im Grunde genommen zu bedauern war. Er musste noch einige Korallenbäume darauf warten, seinem Vater auf den Thron nachzufolgen, und war an Darystis gebunden. Im Vergleich zu ihm war Eri frei. Erst recht, seit Ragdur ihn verstoßen hatte. Bald würde er Darystis verlassen und anfangen, sein eigenes Leben zu führen – insofern er seine Pflicht Luri gegenüber nicht vernachlässigte. Doch es würde sich bestimmt alles vereinbaren lassen. Und Lurion, der verhätschelte und verwöhnte Erbprinz, würde allein hier bleiben, er hatte dann keinen Bruder mehr, den er piesacken konnte, und musste andere Wege aus der Langeweile finden.
    Zuerst schwebte ein Nauraka herein, bei dessen Anblick Eri erschrak, bis ihm klar wurde, dass selbstverständlich nicht der Fürst als Erster in die Halle käme. Der Gast war nur mittelgroß und dicklich, von wenig einnehmendem Äußeren. Die Schärpe seines Gewandes war

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