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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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beim ersten Zeremoniell völlig übergangen worden war, obwohl Ragdur ihr alles verdankte. Janwe hatte seine Aufwartung nach dem ersten Gespräch mit Luri nachgeholt, und in sehr versöhnender Weise. Aber das änderte nichts daran, dass er in vielem Ragdur zu sehr ähnelte. Luri sagte sich, dass er es bisher nicht besser wusste. Doch er war jung und konnte lernen. 
    Viertens – Luri hatte längst von Eris Abenteuer bei den Ausgestoßenen erfahren, von Onkel Turéor nämlich, der sie aufgesucht und ihr alles berichtet hatte. »Du kannst etwas daran ändern, Luri. Nicht heute, nicht morgen, aber ganz sicher irgendeines Helldämmers.« Sie wusste, wie sehr Eri sich deswegen quälte, und auch, wie ihr Vater darauf reagiert hatte. Um Eris willen und aller Nauraka, die ein unwürdiges Dasein fristen mussten, würde sie daran etwas ändern. Die Zeit dafür würde kommen. 
    Fünftens – es würde sehr schwer werden. Janwe konnte Widerspruch nicht leiden, das hatte sie schnell festgestellt. Und er unterlag den Einflüsterungen seiner Berater, von denen Luri überhaupt  nichts hielt. Diese hochmütigen Hofschranzen, deren Herkunft niemand kannte, hielten sich für etwas Besseres und verfolgten eigene, eigensüchtige Ziele, deshalb ließen sie Janwe so gut wie nie aus den Augen. 
    Sechstens – was konnte sie sonst tun? Was blieb ihr übrig? Selbst wenn ihr Vater ihre Ablehnung akzeptieren würde, so würde er sie eines Tages doch verheiraten, womöglich mit einem Widerling irgendeiner unbedeutenden Sippe. Bis dahin würde Luri weiterhin als Prinzessin im goldenen Käfig leben, ohne Verantwortung und voller Oberflächlichkeit. Aber das wollte sie nicht. Und noch weniger wollte sie die Trennung von Eri. Für ihn gab es gar keinen Ausweg mehr, er war schließlich verstoßen. Er hatte ihr das Versprechen gegeben, sie zu schützen, aber deshalb war sie nicht weniger verantwortlich für ihn.
    Die Grotte ging Luri nicht mehr aus dem Sinn, was Eri ihr dort gezeigt hatte, und den ersten Atemzug aus Lungen. Seither fühlte sie sich in Darystis eingeschränkt, beengt. Nun wollte sie mehr, genau wie Eri. Auf dem richtigen Wege, wie sie hoffte.
    Erstaunlicherweise war sie ganz ruhig, als sie nun in der Mitte der Halle verharrte, umringt von über hundert Nauraka, die sie alle gespannt und zum Teil sehr nervös anschauten. Es war nur noch eine Geste, alles war entschieden, und sie würde dazu stehen. Eine neue, aufregende Welt erwartete sie, und genau wie Janwe hatte sie viel vor. Sie wusste, was sie wollte.
    Luri richtete den Blick nach innen, als sie ihren Tanz begann. Sie fühlte nur noch ihren Körper, die Bewegungen der See, deren Teil sie war. Es war kein spektakulärer, aufwühlender Tanz, überschäumend vor Emotionen. Sondern leise und sanft, fast auf der Stelle, mit hauchzarten Bewegungen der Fingerspitzen, mit anmutigen Biegungen ihres geschmeidigen zarten Körpers. Jede Geste hatte ihre eigene Bedeutung, die von allen gelesen werden konnte. Luri erzählte von der Unbeschwertheit ihrer Jugend bis vor wenigen Dämmerungszyklen, von den aufgewühlten Empfindungen, als sie von einem Mann umworben wurde. Sie beschrieb ihre Gefühle, ihre Sehnsüchte und ihre Gedanken, was diese Veränderung bedeutete. Ihre Furcht, das Falsche zu tun. Und ihre Freude, an das Richtige zu glauben.
    Als sie endete, herrschte für einen Moment Stille, nur das heftige Klappern der Kiemen und die Wellenbewegung daraus war zu spüren. Luri sah zu ihren Eltern und entdeckte zu ihrem Erstaunen, dass Tränenöl aus den Augen ihrer Mutter trieb. Onkel Turéor sah trauriger denn je aus, aber … war da nicht trotzdem ein Funken Hoffnung in der Tiefe seiner Augen? Eri sah verwirrt und eingeschüchtert aus; Lurion starrte seine Schwester an, als würde er sie zum ersten Mal wahrnehmen. Jemuma, die Hellseherin, alle, die Teil an ihrer Erziehung seit frühester Kindheit gehabt hatten, waren sehr gerührt und Stolz glänzte in ihren Augen. Und Ragdur, nun, er war zufrieden. Seine Miene war deutlich gelöster, nicht so grimmig wie sonst, und er schenkte ihr huldvoll eine Geste der Gunst. Das war mehr, als sie in ihrem ganzen Leben zusammengefasst an Zuneigung erhalten hatte.
    Nun erst wandte Luri sich Fürst Janwe zu, der tatsächlich einigermaßen sprachlos wirkte. Sicherlich hatte er auf ihre Einwilligung gehofft, sie sogar erwartet, doch bestimmt nicht so . Er hob die Arme und rief in die Runde: »Ein Hoch auf die Prinzessin von Darystis und Fürstin von

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