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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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Karund!«
    Da brach der Begeisterungssturm los; und noch mittendrin verschwanden Jemuma und ein Großteil der Dienerschaft, um alles für das Hochzeitszeremoniell vorzubereiten.
    Noch vor dem Mittlicht fand die Feierlichkeit statt, unter dem heiligen Korallenbaum der Zeit. Der versteinerte Urstamm des Baumes reichte bis in die dunkle Tiefe hinab, den Ursprung des versunkenen Königreiches, auf dessen Ruinen Darystis aufgebaut wurde. Als Ragdur mit der Besiedlung begann, konnte ein letzter lebender Ast des Urbaums geborgen werden, der seither als Zeitmesser verwendet wurde und bereits zu vielfachen Kronen verzweigt war.
    Als Eri und Luri noch klein gewesen waren, hatte Meister Zeitmesser sie im Unterricht mit in die Tiefe genommen und ihnen am Urstamm entlang die Überreste des ursprünglichen Königreiches gezeigt. Viel gab es nicht mehr zu sehen, die Zerstörungen waren sehr gründlich gewesen. Damals hatten die Kinder noch nicht so recht daran glauben wollen, dass der ominöse »Alte Feind« aus Turéors Erzählungen dafür verantwortlich gewesen sein sollte. Allgemein war man von einem viel weitreichenderen Krieg ausgegangen, der vor allem unter den Nauraka wütete und das Volk zersplitterte. 
    Bis zu Ragdurs Ankunft war das damalige Geschehnis in Vergessenheit geraten und alles von Tang und Algenmoos überwuchert, und nur wenig Leben fühlte sich hier wohl, als würde der Geschmack des Todes noch immer darüber liegen. Doch es war ein gutes Fundament für einen Neubeginn an einem geschichtsträchtigen Ort, und Janwe versicherte, dass Darystis ein zauberhaftes, verwunschenes Reich sei, viel schöner noch als in den Legenden. Den Baum betrachtete er geradezu ehrfürchtig, mit einem seltsamen Glanz in den Augen. »Ein kostbarer Besitz, um den ich Euch beneide, ehrwürdiger Gesetzesvater.«
    »Ein guter Ort, um einen Bund zu schließen«, sagte der Hochfürst.

    Ein letztes Bankett wurde abgehalten, und ganz Darystis feierte nun die Hochzeit und Verbrüderung mit dem jungen Reich Karund. Luri strahlte vor Glück, und selbst Turéor holte sie zum Tanz und wünschte ihr nur das Beste. Eine kleine Trübung für Luri gab es, als der Bräutigam der Braut in einem kurzen Moment, als sie alleine waren, nach einem innigen Kuss erklärte, dass sie diesen Dunkeldämmer allein schlafen musste: »Ich habe noch sehr viel mit deinem Vater zu besprechen, und bereits morgen im Frühlicht brechen wir auf.«
    »Dann muss ich also weiterhin warten?«, entfuhr es ihr enttäuscht, woraufhin er ihr einen weiteren Kuss gab und seine Hand über ihren Körper gleiten ließ, für einen kurzen Moment in den Ausschnitt ihres Kleides schlüpfte, sodass sie zum ersten Mal seine Berührung auf ihrer Haut spürte. Ein Schauer der Erregung überlief sie, und so wurde es noch schwerer für sie.
    »Ich kann es auch kaum mehr erwarten«, gestand er mit weit geöffneten Kiemen. »Doch wir müssen uns immer noch gedulden. Es soll ein unvergesslicher Moment werden, meine Gemahlin, und nicht unter den Augen deines strengen Vaters geschehen. Morgen reisen wir nach Hause, nach Karund. Meiner fürstlichen Pflicht gemäß muss ich dort ein Bankett geben, aber danach … haben wir ein Gemach nur für uns, und Ruhe. Ich will Zeit haben für dich und an nichts anderes denken müssen. Wir werden alles nachholen, ich verspreche es dir.«
    »Du bist ein strenger Mann«, murmelte sie. Doch sie fügte sich.

    Eri und Turéor hatten ihre Sachen schnell gepackt. Eri brauchte nur ein kleines Bündel für die Dinge, an denen er hing, dazu seine Jugendwaffen und eine Armbrust für die Jagd, Ersatzkleidung, und verborgen in einer Falte die schwarze Perle. Turéor nahm nichts mit außer dem, was er am Leibe trug. »So bin ich gekommen, so werde ich auch wieder gehen.«
    »Wo warst du vorher?«, fragte Eri. »Wenn hier unten die ursprüngliche königliche Stadt lag …«
    »Weit fort«, murmelte er. »Ich habe lange gebraucht, um zurückzufinden.«
    »Fällt dir der Abschied schwer?«
    »Nein, denn mein Weg ist bald zu Ende.«
    Das gefiel Eri gar nicht, doch er ging nicht weiter darauf ein.
    Luri schwirrte aufgeregt umher, während noch alle feierten und Dunkeldämmer hereinbrach, und konnte sich nicht entscheiden, was sie mitnehmen wollte; vor allem grübelte sie über die Aufteilung ihrer Brautgeschenke nach. »Neunzehn Körbe mitschleppen, das geht doch nicht!« Da ihr Vater es mit deutlichem Nachdruck erwartete, gab sie ihm neun Körbe, allerdings nicht direkt, sondern

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