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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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schlafen, während sie im Dunkeldämmer langsam weiterziehen. Sie sind noch dazu ein besserer Schutz als deine Soldaten, Janwe – falls wir etwas da draußen fürchten müssen.«
    Janwes Augen leuchteten auf. »Ich habe noch nie … ist das denn möglich?«
    »Es gibt ein paar Tricks, mit denen auch ein Ungeübter am Leben bleibt«, erklärte Eri. »Wir haben zudem mindestens einen sehr friedlichen Fisch in unseren Gründen, dem es nichts ausmacht, wenn ein Fremder in seinem Nacken sitzt. Solche gibt es immer mal wieder.«
    »Ich kann reiten!«, rief Luri. »Wir könnten doch einen Schwärmer für uns beide nehmen, Janwe!«
    »Schwester, du kannst nicht reiten«, belehrte der Prinz sie. »Was wir als Kinder getan haben ist was anderes als das, was jetzt gefordert ist.«
    Janwe wandte ein: »Aber sie hat zumindest mehr Erfahrung als ich. Mein Reich ist zu jung, für die langwierige Seeschwärmerzucht hatte ich bisher keine Zeit. Ich habe eure Seeschwärmer bisher lieber aus der Ferne betrachtet. Aber ich lerne gern dazu.« Er nickte. »Einverstanden! Je früher wir Karund erreichen, desto besser.« Wieder war ein Leuchten in seinen grauen Augen, und Luri schmiegte sich kurz an ihn.

    Damit war der Abschied gekommen. Eltern und Erbprinz winkten ihnen nach, während drei Seeschwärmer für die Reise bereit gemacht wurden. Eri ritt Dullo, Luri und Janwe teilten sich den zweiten, und den dritten beanspruchte Turéor, und er hatte tatsächlich Jemuma überreden können, mit ihm zu reisen, anstatt in einer bequemen Sänfte. Jemuma erklärte sich aber vor allem deswegen bereit, weil sie in Luris Nähe bleiben wollte.
    Janwes Begleiter waren zuerst entsetzt gewesen und drängten darauf, wenigstens sechs Soldaten als Schutz mitzunehmen, aber der Fürst lehnte ab. Also reisten die Hofschranzen als Erste in ihren von Phylotherae gezogenen Sänften ab, samt Gepäck und Proviant, den Ragdur großzügig zur Verfügung gestellt hatte.
    Luri übernahm die Lenkung des Seeschwärmers, und Janwe saß hinter ihr, Waffen und Gepäck auf den Rücken geschnallt. Ganz Darystis war versammelt, als die Seeschwärmer langsam aufstiegen und dann Kurs auf die Weite nahmen. Die Dämmerung verschluckte bald das Licht der Stadt, und selbst der mächtige Vater-Vulkan wurde rasch kleiner, ein schwarzer Fleck in der blauen Tiefe.
    Als sie die Grenze von Darystis hinter sich ließen, musste Luri ihre Tränen hinunterschlucken, und ein Zittern durchlief sie. Aber da fühlte sie, wie Janwe seinen Körper eng an ihren presste, seine Arme sie von hinten umschlangen, die Hände besitzergreifend über ihre Brüste gleiten ließ, und er seine Lippen in ihren Nacken presste. »Ich bin jetzt deine Heimat«, murmelte er in ihr Ohr. »Du brauchst keine andere.«
    Glücklich lehnte sie sich an ihn, schloss die Augen und ließ den Seeschwärmer treiben, der willig den anderen folgte.

    Eris Herz pochte, als sie nur noch von blauer Weite umgeben waren. So weit hinaus war er noch nie geschwommen. Die Grenze von Darystis, des Reiches Silberspeer, lag schon weit hinter ihnen, und im Wasser gab es nichts Vertrautes mehr, wonach er sich orientieren konnte. Er empfand den Geschmack nicht als bitter oder süß, sondern einfach nur anders . Nichts Fremdes war darin, der Inhalt fast so wie in der Heimat, aber die Zusammensetzung anders. Vor allem fehlte die naurakische Duftnote. Eri erkannte die Gerüche von vielen Fischen, hörte den fernen Gesang der Wale, spürte die Erschütterung von jagenden Raubfischen. Leben pulsierte in Schwingungen um ihn herum, so vielfältig, dass er Schwierigkeiten hatte, es auseinanderzuhalten. Nah und fern zogen Fischschwärme vorbei, und Familienverbände der unterschiedlichsten und skurrilsten Arten, von denen er höchstens die Namen kannte. Ab und zu geriet das Wasser in Unruhe, wenn Räuber ihren Weg kreuzten, doch den Seeschwärmern wichen sie aus. Die Seeschwärmer wiederum witterten rechtzeitig die Riesen und glitten aus ihrer Strömung, um sie nicht auf sie aufmerksam zu machen.
    Obwohl es seit einiger Zeit keine optischen Anhaltspunkte mehr gab, würde Eri dennoch problemlos wieder zurückfinden. Jeder Wasserbewohner verfügte über einen besonderen Orientierungssinn, der ihn selten fehlleitete. Der Händler Hallog hatte Eri einmal gefragt, wie genau dieser funktionierte, aber der Nauraka hatte es nicht erklären können. Es waren die Wellenbewegungen, der Geschmack und Geruch des Wassers, die kleinen kribbelnden Schläge, die mit der

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