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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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Prinzessin überlegte, ob sie zu ihrem Bruder schwimmen sollte, als Fürst Janwe zurückkehrte und direkt auf sie zukam.
    »Edle Prinzessin«, sagte er und verbeugte sich vollendet vor ihr. »Ich habe Euch sehr lange warten lassen und bitte Euch um Verzeihung. Wenn Ihr erlaubt, würde ich Euch gern ein wenig entführen und mich mit Euch unterhalten.«
    Luri sah ihre Mutter an, die zustimmend nickte. Unsicher lächelte sie den Fürsten an und reichte ihm ihre Hand, die er behutsam nahm, und dann zog er sie mit sich.

    Janwe wollte sehen, wie Luri lebte, was für eine Stadt Darystis war, und ließ sich von der Prinzessin herumführen. Sie kamen schnell ins Gespräch, denn er stellte viele Fragen, und das nahm Luri bald die Nervosität. Um sie herum herrschte lebhaftes Treiben, überall wurde gefeiert, gespielt und getanzt. Niemand achtete auf sie, trotz der königlichen Kleidung, und die Wachen folgten in weitem Abstand, sodass sie das Gefühl hatten, unter sich zu sein.
    »Gestattet nun mir eine Frage«, sagte sie schließlich, als sie wieder auf dem Rückweg zum Palast waren. »Weshalb habt Ihr mich gewählt?«
    Da lachte er. »Nun, weil Ihr die beste Partie seid, erlauchte Prinzessin, und ich noch sehr viel vorhabe. Durch Euch bekomme ich eine starke Position allen anderen Sippen gegenüber.«
    Seine unverblümte Aufrichtigkeit gefiel ihr. Kein blumiges Gerede über ihre Schönheit, die ihm zu Ohren gekommen sei, und dergleichen mehr. Sondern geradeheraus die Wahrheit. »Ich vermute aber, der Preis ist hoch.«
    »Oh, Euer Vater ließ gut mit sich handeln, schließlich ist er zehnmal so reich wie ich. Aber ich konnte ihn mit meiner Bewerbung überzeugen, was allen anderen nicht gelang. Immerhin wird sich dadurch auch das Reich Darystis vergrößern, da unsere Sippen eng miteinander verbunden sein werden.«
    »Dann erzählt mir von Karund, edler Fürst. Ich habe das Gefühl, es ist dort ganz anders als hier.« Ihr Blick glitt zu seinem kurzen Schopf.
    Erneut lachte Janwe und fuhr sich durch die Haare. »Es wird Euch gefallen, Prinzessin. Mein Reich ist jung, wie auch Ihr es seid, neugierig und verspielt.«
    »Und werdet Ihr gestatten, dass mein Bruder Erenwin und mein Onkel Turéor mich als mein persönlicher Schutz begleiten?«, wollte sie weiter wissen.
    »Das ist bereits beschlossene Sache.« Er nickte. »Für uns ist es eine große Ehre, dass der verehrungswürdige Turéor mitreisen wird. Er und Eure Mutter sind die letzten Angehörigen der ausgelöschten königlichen Sippe.«
    Luri war überrascht und wünschte sich, Eri könnte das hören. »Dann sind die Geschichten also wahr, die er erzählt?«
    »Aber natürlich«, erwiderte Janwe erstaunt. »Habt Ihr etwa je daran gezweifelt? Unserem Wissen nach gehört Turéor sogar direkt zur königlichen Linie, wohingegen Hochfürstin Ymde einer Seitenlinie entstammt, die dem ersten Massaker entging, aber infolge des Rachefeldzugs des Alten Feindes ebenfalls nahezu ausgelöscht wurde. Dies geschah, nachdem der König mit seiner Familie das Meer verließ und das Tabernakel mit sich nahm, das so großes Unglück gebracht hatte. An Land siechte seine Sippe rasch dahin, doch zurück konnten sie nicht mehr.«
    »Ja, davon weiß ich«, sagte Luri verdutzt. »Es gibt nur noch einen letzten Nachkommen, der jedoch nicht mehr reinblütig ist.«
    »Trotzdem ein großer Herrscher. Er führt die Tradition des Friedens fort, und genau das möchte ich hier in der See, unserer Heimat, auch wieder erreichen. Es soll eines Tages wieder einen Königsthron geben. Noch immer haben wir das Wissen und die Kräfte, aber wir nutzen sie nicht, sondern vegetieren langsam vergehend dahin, ohne Antrieb, ohne Bewusstsein der glorreichen Vergangenheit.« Janwe redete leidenschaftlich, und Luri begriff, was er sich von dieser Hochzeit versprach. Die Frage war aber, ob das für eine eheliche Verbindung ausreichte. Sie hielt seinen Ehrgeiz nicht für falsch und sah auch eine Möglichkeit, selbst zur Erhaltung des Volkes beizutragen und in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten, für ein kommendes größeres Reich. Janwe brauchte eine mäßigende Frau an seiner Seite, denn nach all dem, was sie bereits von ihm erfahren hatte, war er von starkem Ehrgeiz beherrscht und ähnlich streng und unnachgiebig wie ihr Vater.
    »Dann verbindet uns also nur Politik?«, meinte sie mit leichter Herausforderung in der Stimme. Dafür konnte man auch einen Vertrag schließen, eine Heirat war nicht notwendig.
    Janwe hielt an

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