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Navy Seals Team 6

Navy Seals Team 6

Titel: Navy Seals Team 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard E. Wasdin , Stephen Templin
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die Hände vor der Brust und verneigten sich zum Dank. Immerhin waren sie so klug, dass sie nicht versuchten, uns zu berühren oder uns zu nahe zu kommen.
    Die Sonne erhob sich langsam hinter dem Horizont. Wir mussten weiter. Wir befahlen ihnen, die Hände auf den Kopf zu legen. Ich markierte die Position des Humvee auf dem Satellitennavigationssystem und ging an der Spitze des Trupps, während DJ das Ende sicherte. Wenn uns nun ein Pilot aus der Luft entdeckt hätte, wäre das ein bizarrer Anblick gewesen: zwei Amerikaner, die mit 14 Gefangenen durch die Wüste patrouillierten. Wir sahen aus wie Kriegsgötter. Zwei Navy SEALs nehmen 14 irakische Soldaten gefangen.
    Als wir am Stützpunkt ankamen, wollte Tom wissen: »Was zum Teufel sollen wir mit diesen Typen?«
    »Und was sollen wir mit ihnen anfangen?«
    »Behaltet sie.«
    »Können wir nicht.«
    Kurz darauf traf unser Hubschrauber ein und wir ließen unsere Gefangenen zurück. Sie dankten uns noch einmal, die Hände vor der Brust gefaltet. Der Heli hob ab und brachte uns zurück zur John F. Kennedy.
    Bis zu diesem Augenblick war ich überzeugt gewesen, dass wir nur gegen böse Jungs vorgingen. Wir waren ihnen moralisch überlegen. Ich benutzte Wörter, die das Töten akzeptabler machten: »ausschalten«, »eliminieren«, »entfernen«, »erledigen«, »beseitigen« … Beim Militär ist eine Bombardierung ein »sauberer chirurgischer Eingriff« und tote Zivilisten sind »Kollateralschäden«. Da ich nur Befehle befolgte, lag die Verantwortung für das Töten nicht bei mir, sondern bei höheren Autoritäten. Als ich das Lager bombardierte, verteilte ich die Verantwortung auf mehrere, da ich mit anderen zusammenarbeitete: Ich markierte das Ziel, DJ funkte zum Schiff und jemand anders drückte den Knopf, der die Rakete abfeuerte. Kampfsoldaten entmenschlichen den Feind oft – Iraker wurden zu »Windelköpfen« oder »Kamelhirten«. In der Kriegskultur kann man oft keine klare Grenze mehr zwischen Opfern und Angreifern ziehen. Dies half mir zwar bei meiner Arbeit, doch es machte mich auch blind dafür, dass meine Feinde ebenfalls Menschen waren.
    Natürlich werden SEALs dafür ausgebildet, dass sie die Gewalt ihrer Einsätze der jeweiligen Situation anpassen und sie wie mithilfe eines Helligkeitsreglers mal hochfahren, mal absenken. Nicht immer will man strahlend helle Kronleuchter haben. Aber manchmal schon. Ich habe diesen Helligkeitsregler immer noch in mir. Ich will das zwar eigentlich nicht, aber ich kann ihn immer noch bedienen, falls es nötig sein sollte. Trotzdem bereitete mich die Ausbildung nicht darauf vor, wie menschlich diese 14 Männer waren. Das kann man nur im echten Kampf erleben, nicht in simulierten Kriegen. Ich hätte ihnen allen eine Kugel in den Kopf jagen und damit angeben können, wie viele Menschen ich schon getötet hatte. Manche Leute glauben, dass SEALs nur hirnlose, funktionierende Killermaschinen sind. »Oh, Sie sind ein Mörder.« Das gefällt mir nicht. Das trifft auf mich nicht zu. Die meisten SEALs wissen, dass die besten Einsätze diejenigen sind, bei denen niemand getötet wird.
    Als ich diese 14 Männer sah, wurde mir klar, dass sie nicht »böse« waren. Sie waren nur arme Schweine, die halb verhungert waren und eine schlechte Ausrüstung und miserable Waffen hatten. Ahnungslos folgten sie einem Irren, der beschlossen hatte, ein anderes Land zu besetzen. Wenn sie dem Irren nicht folgten, würde die Republikanische Garde sie hinrichten. Ich glaube, sie hatten jeglichen Kampfgeist verloren. Vielleicht hatten sie auch nie Kampfgeist besessen.
    Sie waren Menschen wie du und ich. Ich entdeckte meine Menschlichkeit und auch die Menschlichkeit der anderen. Das war ein Wendepunkt für mich – nun war ich erwachsen. Was im Kampf richtig oder falsch war, wurde mir nun deutlicher. Es wurde davon bestimmt, was ich tat und was ich nicht tat. Ich gab den 14 irakischen Soldaten etwas zu essen und brachte sie in Sicherheit. Ich brachte sie nicht um. Egal, ob du gewinnst oder verlierst: Der Krieg ist immer die Hölle.
    Das alles hatte mir die Augen geöffnet. Wieder auf der Kennedy saß ich in kurzen Hosen und T-Shirt auf einem Stuhl und putzte mein Gewehr. Ich dachte darüber nach, dass ich meinen Feind aus der Nähe gesehen hatte, und wusste, dass ich es mit ihm aufnehmen konnte und ihm auf dem Gewaltlevel überlegen war. Doch vor allem war mir nun klar, dass man immer daran denken musste, dass unsere Feinde auch Menschen waren.
    Desert

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