Navy Seals Team 6
mein Haar zerzauste – und wir schossen mit scharfen Waffen. Zwischen uns und den anderen war viel Abstand. Auf dem Video sahen Bobby und ich, dass wir nicht langsamer wurden, wenn wir Seite an Seite schossen. Die meisten Menschen werden langsamer, wenn sie ihr Ziel angreifen, wir jedoch nicht. Bobby war mir beim Laufen und Schwimmen dicht auf den Fersen.
Im Green Team belegten Bobby und ich abwechselnd den ersten Platz. Am Ende wurde ich Zweiter. Diese Rangliste wurde unter anderem erstellt, weil wir einen Ausleseprozess durchliefen. Beim Training in der Schießakademie von John Shaw beobachteten uns Talentsucher aus dem Red Team, dem Blue Team und dem Gold Team. Sie studierten die Ranglisten, sprachen mit dem Kader und sahen uns zu. Sie waren nicht gerade erbaut darüber, als einer betrunken aus einem Stripclub kam, mit dem Auto gegen eine Brücke knallte und durch die Windschutzscheibe flog.
SEALs schweben bei der Arbeit ständig in Gefahr, doch das Team Six setzte die Gefahrenstufe noch herauf. In den Anfangsjahren von Team Six stolperte ein Teammitglied beim Nahkampftraining, drückte versehentlich ab und schoss Roger Cheuy in den Rücken. Cheuy starb im Krankenhaus an einer Staphylokokkeninfektion. Staphylokokken sind Bakterien und produzieren Gifte, die denen einer Lebensmittelvergiftung ähneln. Das Teammitglied, das den Schuss abgegeben hatte, flog nicht nur aus dem Team Six, sondern musste die SEALs ganz verlassen. Bei einem weiteren ungewöhnlichen Unfall beim Nahkampf durchschlug eine Kugel eine Wand im Kill House und durchschoss Richard Horns kugelsichere Weste genau zwischen zwei Gliedern – auch er starb. Gary Hershey kam bei einem Fallschirmunglück ums Leben.
Sechs Monate, nachdem ich zum Green Team gekommen war, waren von 30 Männern vier oder fünf ausgeschieden. Einige hatten sich verletzt, doch keine von diesen Verletzungen war tödlich gewesen. Red, Blue und Gold trafen ihre erste Auswahl. Das Red Team entschied sich in der ersten Runde für mich. Es lief ab wie beim Football. Wie das Footballteam der Washington Redskins hatte auch das Red Team einen Indianer als Logo. Vielleicht störte das manche Aktivisten, doch uns gefielen Tapferkeit und Kampfkunst der Indianer.
Nur weil ich in der ersten Runde ausgewählt worden war, wurde ich deshalb noch lange nicht mit Samthandschuhen angefasst. Wie alle wurde ich Mitglied der Sturmtruppe. Insgesamt gab es vier Bootsmannschaften. Ich war erst einmal der Neuling. Dass ich im Gegensatz zu anderen schon gekämpft hatte, spielte dabei keine Rolle. Ich musste mir ihren Respekt erst noch verdienen.
Nun gehörte ich zu einer Tarnorganisation mit einem offiziellen Chef, einer Adresse und einer Sekretärin, die Anrufe entgegennahm. Wenn ich eine Kreditkarte beantragte, konnte ich ja schlecht sagen, dass ich beim SEAL Team Six war. Stattdessen gab ich die Daten meiner Tarnorganisation an. Ich ging in Zivilklamotten und nicht in Uniform zur Arbeit. Damals trug niemand die Worte »SEAL Team Six« auf die Stirn geschrieben.
Selbst nachdem ich das Green Team bestanden hatte und im Team Six aufgenommen worden war, verfeinerten wir unsere Schießkünste weiterhin an John Shaws Schießakademie Mid-South Institute of Self-Defence Shooting in Lake Cormorant/Mississippi. Dort gab es eine riesige Schießanlage mit Zielen, die sich von links nach rechts bewegten oder plötzlich auftauchten. Sein Kill House war das beste Kill House überhaupt. Zusammen mit sieben weiteren Mitgliedern des Red Team fuhr ich dorthin. Am ersten Freitag gingen wir in einen Stripclub auf der anderen Seite des Flusses in Tennessee. Fahren sollte uns ein funkverrückter Typ, der zwar kein SEAL war, aber das Team unterstützen sollte. Er hieß Willie, doch wir nannten ihn Wee Wee. Er las viel und sprach selten mehr als drei Worte. Wee Wee kam nicht mit uns in den Stripclub, sondern wartete draußen im Kleinbus und las ein Buch. Der Kleinbus des Teams war schwarz, seine Scheiben waren verdunkelt. Er hatte ein Kennzeichen der Regierung von Virginia und eine verbesserte Federung. Die Sitze waren Spezialanfertigungen und boten ausreichend Platz für acht Personen. Team Six hatte auch gepanzerte Fahrzeuge mit kugelsicheren Scheiben, Notlaufreifen, Blaulicht, einer Sirene hinter dem Kühlergrill und Innenfächern für Waffen, doch dies war einfach nur ein Kleinbus, mit dem Menschen und Ausrüstung innerhalb der Vereinigten Staaten herumkutschiert wurden. Als wir von der Bar genug hatten, fuhr uns
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