Navy Seals Team 6
Verstecks vorbereiten, falls wir angegriffen wurden – und auf die Flucht, falls wir dem Feind unterlegen waren.
In dieser Nacht blieben wir zusammen mit den anderen amerikanischen Soldaten, insgesamt etwa 160 Männern, im Hangar. Jeder Soldat hatte zwei Quadratmeter für sich. An meinem Feldbett ragte an jeder Ecke ein Pfosten empor, an dem man ein Moskitonetz befestigen konnte. Habichte stießen hinab, schnappten sich Ratten, die so groß wie kleine Hunde waren, und nahmen sie dann mit hinauf aufs Dach und verspeisten sie. Durch die Löcher in den Blechwänden des Hangars drängte sich Mutter Natur. Die Türen waren weit offen. Draußen standen Hubschrauber still auf der Rollbahn und füllten die Luft mit ihrem Benzingeruch. Außerhalb des Lagers stieg die Landschaft an und ich konnte die Lichter und Feuer von Mogadischu sehen. Hinter uns hing eine amerikanische Flagge von den Dachsparren. Die Luft schmeckte nach Salz, denn das Meer lag direkt hinter dem Hangar. Doch wir vier blieben nicht lange in dieser Luxusherberge, denn Aidid wünschte uns mit drei Mörsergranaten eine gute Nacht, doch sie verfehlten uns. Jemand war dann so klug und schaltete das Licht im Hangar aus.
28. August 1993
Am Samstag verschlüsselten wir unsere PRC-112-Handfunkgeräte und machten uns fertig. Als wir zu unserem Hubschrauber gingen, kochte der Asphalt unter unseren Füßen. Ich setzte meine Oakley-Sonnenbrille auf. Eine gute Sonnenbrille mildert das Sonnenlicht ab und schützt zugleich die Augen vor Schmutz – so etwas macht mich entschieden ruhiger. Außerdem verhindert sie den Blickkontakt. Eine Sonnenbrille kann als Verkleidung dienen, andere einschüchtern, den Träger so aussehen lassen, als habe er mit einer Sache nichts zu tun, und außerdem Gefühlsregungen verbergen. Wie einen guten Freund vergisst man auch eine gute Sonnenbrille nie.
Einige Männer aus der Delta Force waren bereits im Hubschrauber und wollten einen Übungsflug machen.
Doch die Hubschrauberpiloten der Task Force 160, die besten Piloten der Welt, sagten zu ihnen: »Tut uns leid, aber wir haben einen echten Einsatz. Ihr müsst den Hubschrauber diesen Männern da überlassen.«
Die Delta-Männer stiegen aus. Sie waren nicht gerade begeistert: »Um Gottes willen, wir wollen auf keinen Fall einen echten Einsatz behindern.«
Wir stiegen in den Hubschrauber: »Wir erzählen euch später davon.«
Zu zweit saßen wir auf jeder Seite in der Tür und ließen unsere Beine aus dem Hubschrauber baumeln. Wir legten unsere Schießgürtel an und der Hubschrauber hob ab. Je höher wir stiegen, desto kleiner wurden die Delta-Männer.
Der Hubschrauber brachte uns ins Landesinnere, damit wir nach Routen und Alternativen dazu auf dem Weg zu unserem Versteck suchen konnten. Die Sonne und der Krieg hatten Mogadischu seine Farben genommen. Die einzigen Gebäude, die beiden Seiten im Bürgerkrieg heilig waren, waren die islamischen Moscheen. Im Gegensatz zu vielen anderen bedeutenden Gebäuden waren sie noch intakt. Die Menschen lebten in Hütten aus getrocknetem Schlamm mit Blechdächern. Schotterstraßen zogen sich wie ein Labyrinth durch die Stadt. In der Landschaft türmten sich Betonstücke, verbogenes Metall und Müll auf, dazwischen standen immer wieder ausgebrannte Autowracks. Milizsoldaten mit AK-47 saßen auf der Ladefläche eines Kleinlasters. Haufen aus Müll, Eisentonnen und Reifen brannten vor sich hin. Sie sahen aus wie Höllenfeuer.
Wir kehrten zurück in Richtung Meer und kundschafteten mögliche Landeplätze in der Nähe unseres Verstecks aus, falls wir einen Heli anfordern mussten, um schnell abzuhauen. Dabei suchten wir auch nach Orten an der Küste, von wo aus wir mit dem Boot abgeholt werden konnten. Hellbrauner und weißer Sand und ein türkisgrünes Meer – eigentlich der ideale Ort für eine Ferienanlage.
Nachdem wir unsere Aufklärungsmission beendet hatten und wieder auf dem Boden waren, verließen wir das Lager durch ein geheimes Loch im Zaun und fuhren mit einem Humvee den Hügel hinauf. Dort gab uns die CIA Daten, die sie von Informanten erhalten hatte. Technologische Spielereien sind beim Spionieren zwar nützlich, doch trotzdem braucht man auch immer tapfere Menschen, die ins Feindesgebiet eingeschleust werden und die richtigen Fragen stellen – Menschen, die Dinge sehen und hören, die der Technik entgehen, und die die Umgebung in ihre Ermittlungen miteinbeziehen.
Mit einer Skizze des Pasha plante Little Big Man, wie wir dorthin
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