Navy SEALS - Tyler, S: Navy SEALS
leichter gewesen, wenn er nicht gekommen wäre. Dann hätte ich das alles nie erfahren müssen.«
»Und wärst vielleicht nie in der Lage, das alles hinter dir zu lassen«, warf sie ein.
»Ich hatte es hinter mir gelassen. Hör zu, ich verstehe ja, dass du mir Fragen stellen willst, aber meine Jugend … «
»Ich will dich nicht fragen, ob du zu einem Winfield geworden bist oder nicht, wenn du das denkst.«
»Nein, ich will nur nicht, dass du mich bemitleidest, Kaylee. Mitleid ist das Letzte, wonach ich suche.« Er schloss die Augen, wandte sich ab und wünschte, er könnte endlich einmal schlafen. »Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Mit uns. Ich kann so etwas nicht.«
»Du kannst so vieles. Aber wenn ich dich verstehen soll, muss ich wissen, wo du herkommst, warum dir verschiedene Sachen so wichtig sind. Ich muss die Dinge wissen, die du mit niemandem sonst teilen kannst oder willst.«
»Ich hatte schon immer Mauern um mich herum aufgebaut. Dahinter habe ich mich sicher und wohl gefühlt.«
»Du hast dich hinter diesen Mauern zu lange gefangen halten lassen.«
Wahrscheinlich hatte sie recht. Verdammt, wie er das hasste, hauptsächlich, weil sie das meiste davon ohnehin schon wusste. All diese Reportagen über den verschwundenen Winfield-Erben lagen näher an der Wahrheit, als es ihm gefiel.
»Ich habe dir ja schon gesagt, dass ich als Baby nicht oft gehalten wurde. Weil ich bei meiner Geburt sehr krank war.« Er rieb sich unbewusst über die Narbe an seinem Hals und nahm seine Hand weg, als er sah, dass sie hinschaute. »Ich hätte es fast nicht überlebt.«
»Aber du hast es überlebt.«
»Ich dachte, mit mir sei etwas nicht in Ordnung … dass ich mich nicht auf andere Menschen einlassen, keine Beziehungen eingehen könne. Ich dachte, das sei mein Erbe.« Aber das hatte nicht gestimmt. Die Beziehung zu Jake war fast augenblicklich entstanden, und genauso war es mit Chris und Kenny und Maggie gewesen. Es war, als hätte er sich nach dieser Art von familiärem Kontakt gesehnt, und als er ihn bekam, hatte auf einmal alles gepasst.
Er hasste das bittere Gefühl, das sich in seiner Kehle festsetzte, wenn er von den Winfields sprach, er wollte, dass es verging, bis die Erinnerungen nichts weiter waren als ein dünner Schorf auf einer verheilten Wunde. Unangenehm, aber nicht wirklich unerträglich. »Sie sind nie zu mir gekommen. Keiner von ihnen ist zu mir gekommen. Diese neue Familie, meine Familie, schon. Sie sind zu mir gekommen, sie wollten mich. Haben für mich gekämpft. Sie waren nicht wie die Winfields – die Winfields wollten Perfektion. Zumindest nach außen hin. Als ich wegging, hatte ich sie emotional schon längst verlassen.«
»Und sie haben dich einfach gehen lassen?«
»Sie haben mich einfach gehen lassen«, sagte er. »Ich wollte es so. Es wäre mit oder ohne ihre Zustimmung geschehen. Aber so konnten die Winfields es wenigstens kontrollieren, konnten der Situation ihren eigenen Stempel aufdrücken.«
»Was sind das für Eltern, die ihrem Kind so etwas antun?«
»Ich dachte als Kind, meine Mutter würde mich hassen, weil ich Billys Sohn war, dass sie durch ihre Affäre ungewollt schwanger geworden war. Ich habe angenommen, sie konnte es nicht ertragen, mich um sich zu haben, als ich klein und krank zur Welt kam. Dass sie es als eine Art Strafe für ihre Untreue betrachtet haben muss. Die Wahrheit ließ sie Walter erst nach ihrem Tod wissen, um ihn noch mehr zu verletzen. Ich war nur eine Figur in ihrem Spiel.«
»Darum hat Walter zugelassen, dass du die Familie verlässt.«
»Ja. Ich wollte weglaufen, weißt du? Aber Kenny, der Mann, den ich jetzt Dad nenne, hat mich am Bahnhof gefunden und zu den Winfields zurückgebracht. Er hatte Papiere zum Sorgerechtsverzicht aufsetzen lassen. Dad wollte mich ins Haus begleiten, aber ich musste allein hineingehen, um Walter die Papiere selbst zu geben und aus eigener Kraft wegzugehen. Ich verzichtete auf meine Rechte, und danach war alles ganz einfach.Ich ließ alles in meinem Zimmer zurück, bis auf die Jeans, die Schuhe und das grüne Sweatshirt, die ich an dem Tag zur Schule getragen hatte, als ich so tat, als sei alles ganz normal. Aber ich wusste bereits, was geschehen würde.« Er räusperte sich. »Deidre war in der Küche und zerriss Fotos von mir und verbrannte sie. Damit sie sagen konnten, ich hätte es getan. Es gab nichts, was ich hätte mitnehmen können, was ich mitnehmen wollte, und so bin ich nach Mitternacht an der
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