Navy SEALS - Tyler, S: Navy SEALS
Bildschirm geheftet, bis er den Artikel zu Ende gelesen hatte. »Fantastisch«, sagte er dann. »Ich habe mit Zeitungsartikeln nicht viel am Hut … «
»Ebenso wenig wie mit Journalisten«, warf sie leise ein.
Nick widersprach nicht. »Du verstehst sicher, warum.«
Sie sagte nichts weiter, wartete, bis er Clutch anrief und ihm mitteilte, dass der Artikel in der Morgenausgabe erscheinen würde, und hörte ihm zu, wie er abwog, ob es besser sei, hierzubleiben oder zu verschwinden. Aber mitten in ihrem Gespräch fiel der Strom aus, und es regnete noch heftiger als zuvor. »Tja, ich würde sagen, das beantwortet unsere Frage.«
Sie hörte das Klicken des Telefons.
»Die Straße, auf der wir hergekommen sind? Weggespült«, ließ Nick sie wissen.
»Gibt es noch einen anderen Weg hierher?«
»Sie müssten zuerst zum Lagerhaus und einen Umweg machen, um zu uns zu gelangen. Bei dem Wetter wird das einige Zeit dauern. Und gefolgt sind sie uns auf dem Weg hierher nicht.«
»Dann glaubst du, dass wir in Sicherheit sind?«
»Monsun und Stromausfall – viel sicherer kann man hier gar nicht sein.«
»Freut mich, dass du das so siehst.«
Aber irgendwie waren sie sicher – da sich das Hotel auf halber Strecke zwischen dem Flugplatz und dem Lagerhaus befand, standen sie mit je einem Fuß in beiden Welten. Und sie konnten bei Bedarf schnell flüchten. Mochte das Hotel auch nicht das beste sein, war ihr Zimmer doch sauber, das Bett war bequem und mit einfachen, handgenähten Laken bezogen, auf dem Boden lag ein rauer Teppich aus sisalartigem Material, und es gab halbwegs warmes Wasser.
Clutch – der mit Sarah im Zimmer nebenan wohnte – hatte etwas zu essen besorgt, warme Gemüsesamosas, kleine Rindfleischpasteten und Bananen vom örtlichen Markt, die er ihnen aufs Zimmer gebracht hatte, während sie unter der Dusche standen. Es roch alles köstlich.
Aber es war immer noch so dunkel, dass sie selbst mit Nick an ihrer Seite nach wie vor Angst hatte.
Andererseits war es im Dunkeln einfacher, Fragen zu stellen. »Wenn deine Brüder herausfinden, was ich weiß … Sie werden mir nie verzeihen, oder?«
»Sie werden stinksauer sein«, sagte er leise. »Wir werden ihnen eine Menge erklären müssen.«
»Weiß außer deinen Brüdern und deinem Dad noch jemand Bescheid?«
»Nein. Ich habe Jake gesagt, dass er seine Verlobte, Isabelle, einweihen könne. Er will es vielleicht tun, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Er vertraut ihr. Ich vertraue ihr. Aber es isteine Belastung, die er ihr nicht unbedingt aufbürden möchte.«Er räusperte sich. »Es tut mir leid, dass du damit leben musst.«
Vor ein paar Tagen, als sie in Nicks Haus gewesen war, hatte sie sich im Wohnzimmer die Fotos angeschaut. Sie hatten Nick und seine beiden Brüder gezeigt, die von hübschen Teenagern zu gut aussehenden Männern geworden waren. Auf einigen der älteren Bilder war eine Frau zu sehen gewesen. Kaylee nahm an, dass es sich bei ihr um die Adoptivmutter handelte, von der Nick gesprochen hatte.
Kaylees Großmutter hatte nichts von Fotos gehalten. In ihrem kleinen Haus hatte es ein paar gerahmte religiöse Bilder gegeben, aber abgesehen davon und von einigen alten Sammelalben, die Kaylee auf dem Dachboden gefunden hatte, war sie nicht inmitten glücklicher, lächelnder Erinnerungen aufgewachsen. Als sie jedoch in Nicks Wohnzimmer stand, hatte sie sich von fast spürbarer Wärme umgeben gefühlt.
Es war schön dort – und sie hatte weder Trauer noch nostalgische Wehmut wegen all dem verspürt, was sie versäumt hatte. Vielmehr hatte sie erkannt, dass alles, was sie je gewollt hatte – eine Familie, Liebe – , sich keineswegs außerhalb ihrer Reichweite befand. Es lag alles unmittelbar vor ihr.
Die Liebe siegt immer über die Biologie.
Ja, sie glaubte Nick. Er war der lebende Beweis für diese Behauptung. »Im Auto hast du Clutch gesagt, er könne mir vertrauen – ich weiß, dass du nie etwas sagst, was du nicht meinst.«
»Mir bleibt keine große Wahl. Ich muss dir vertrauen.«
»Gott, wie ich das hasse. Ich hasse es, dass du so über das denkst, was zwischen uns geschieht.«
Sie streckte die Hand aus, um ihn am Arm zu berühren, aber er entzog sich ihr, wie von einem Instinkt geleitet.
»Jetzt nicht, Kaylee. Nicht mitten in diesem Chaos. Das geht nicht.«
Kaylee war die erste Frau, die sein Geheimnis kannte, und Nick spürte den unangenehmen Druck auf der Brust, diese Bürde tragen zu müssen – und sie zugleich auch losgeworden
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