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Nayidenmond (German Edition)

Nayidenmond (German Edition)

Titel: Nayidenmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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kurz. Dann entschied er sich neu und stieg noch einmal in den Fluss zurück; die gegenüberliegende Seite erschien ihm die bessere Wahl, um Schutz zu suchen.
    Er zog den leblosen Körper aus dem Wasser und brachte ihn so rasch wie möglich außer Sichtweite des Ufers. Erst als sie von dichten Bäumen vor feindlichen Blicken geschützt waren, nahm er sein Bündel vom Rücken, in dem er seine geringe Habe, seine wie auch Rouvens Kleidung und sogar seine Waffen getragen hatte. Ohne seine Schwerter fühlte er sich noch nackter und verletzlicher als ohne Kleidung, obwohl er genauso im waffenlosen Kampf zu töten verstand. Der Stoff seines Bündels war so dicht gewebt und mit einem speziellen Harz beschichtet, dass er wasserundurchlässig war. Ohne Hast, aber mit aller gebotenen Eile, zog er Rouven Hose und Hemd an, streifte ihm noch seine eigenen Sachen über – er selbst würde gewiss nicht erfrieren – und umwickelte die bloßen Füße des jungen Mannes mit mehreren Lagen Stoff. Ein Feuer konnte er nicht riskieren, also blieb nur eine Möglichkeit, ihn schnell und gründlich aufzuwärmen. Iyen trug ihn noch ein Stück weiter, versuchte dabei möglichst keine Spuren zu hinterlassen, bis er einen dicht belaubten Busch fand, den er für geeignet hielt. Mit Rouven im Arm rollte er sich unter die schützenden Äste, nachdem er zuvor die beiden Decken, die er besaß, darunter so gut wie möglich ausgebreitet hatte. Dann legte er sich auf den Rücken, zerrte den Bewusstlosen über sich, bis sie Bauch an Bauch lagen, und schlug die Decken über sie beide ein.
    Das wird heiß und ungemütlich für mich …, dachte er, aber das war nicht zu ändern. Noch atmete Rouven, wenn auch schwach; noch fühlte er seinen Puls, wenn auch zu rasch und zu flach. Iyen schob den Kopf des Jungen etwas tiefer, damit dessen nasses Haar ihm nicht am Hals klebte. Rouvens Ohr lag nun genau über seinem Herz. Vielleicht würde ihm der gleichmäßige Rhythmus helfen?
    Das sind ja schon fast mütterliche Gedanken, so ein Unsinn!
    Als er alles so bequem wie möglich eingerichtet hatte, ausreichend Waffen in Griffweite lagen, gestattete sich Iyen, seiner eigenen Erschöpfung nachzugeben. Falls er beim Erwachen eine Leiche im Arm halten würde, nun, das würde er schon verkraften.
    Auch, wenn das traurige Verschwendung wäre …

Ein erstickter, heiserer Schrei weckte Iyen unsanft. Er war sofort wach und orientiert: Rouven zappelte auf ihm herum, stöhnte gequält und murmelte unverständliche Worte – ein Albtraum. Unter dem Busch war es dämmrig, draußen musste die Sonne bereits weit im Westen stehen. Sie hatten also mindestens acht Stunden geschlafen. Iyen furchte irritiert die Stirn, das war außergewöhnlich lang für ihn. Dann aber konzentrierte er sich auf Rouven, der immer noch zuckend und wimmernd auf ihm lag. Die Haut des jungen Mannes fühlte sich nicht heiß an, der Ausflug ins Wasser schien also weniger geschadet zu haben als befürchtet. Dass Rouven mit seinem unkontrollierten Zucken mit seinem Oberschenkel über Iyens Geschlecht rieb, war allerdings ein Nebeneffekt, der nicht eingeplant gewesen war.
    „Wach auf“, sagte er laut und rüttelte an Rouvens Schulter. Der fuhr zusammen, ohne zu erwachen, dann lag er wieder still. Iyen ertappte sich dabei, dass er es bedauerte – der sanfte Druck und die Bewegungen des warmen Körpers hatten ihn erregt.
    Bin ich genauso wie Bero und Jarne? Finde ich ebenfalls Gefallen daran, einen wehrlosen Mann zu benutzen? Der Gedanke widerte Iyen so sehr an, dass die Erektion sofort nachließ. Langsam schälte er sich aus den Decken und unter Rouvens Leib hervor. Nachdem er sich durch aufmerksames Lauschen und mit angespannten Sinnen vergewissert hatte, dass keinerlei Gefahr drohte, kroch er ins Freie. Er streckte sich, bewegte alle steif gelegenen Muskeln und Gelenke durch. Gerade wollte er zum Fluss schleichen und Wasser holen, als er Rouven wieder unterdrückt stöhnen hörte. Iyen wurde bewusst, dass die Wirkung des Schmerzmittels schon lange vorbei sein und der junge Mann mit Sicherheit das eine oder andere natürliche Bedürfnis haben musste. Seufzend zog er Rouven unter dem Busch hervor. Noch nie hatte er sich vor seinen Pflichten gedrückt, egal wie unangenehm sie sein mochten.
     

Rouven hing in Iyens Arm, während er versuchte, tatsächlich zu laufen, statt über den Boden geschleift zu werden. Die Schmerzen beherrschten sein ganzes Denken und Handeln, so stark, dass er nicht einmal allzu viel

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