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Nayidenmond (German Edition)

Nayidenmond (German Edition)

Titel: Nayidenmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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ohne länger zu verharren. Das bedeutete nicht, dass Bero und Jarne sie keinesfalls mehr finden könnten; dennoch kehrte er vorerst beruhigt zu Rouven zurück. Einen Moment lang überfiel ihn eine seltsame Sehnsucht, sich ans Ufer zu stellen und solange zu brüllen, bis seine Waffenbrüder zu ihm kämen. Auch, wenn ihm das Leben als Attentäter zuwider war, es war das Einzige, das er kannte. Bero und vor allem Jarne waren ihm vertraut, er wollte sie nicht als Feinde sehen müssen.
    Ich vermisse sie, dachte er stirnrunzelnd. Wenn ich sie jemals wiedersehe, werden sie mich sofort angreifen.
    Iyen fürchtete sich nicht davor, in ein tödliches Duell verwickelt zu werden. Doch die ungewisse Zukunft, sie machte ihm Angst. Was sollte er tun? Wie sollte er leben, ohne Ziel und Sinn, ohne Bruderschaft, geächtet und gehasst von jedem, der ihm ins Gesicht blickte? Er schob all das von sich. Im Augenblick hatte er eine Aufgabe, und er wollte sie so gut wie möglich erfüllen.
    Der junge Mann lag unverändert so da, wie er ihn zurückgelassen hatte. Er setzte sich neben ihn, schloss die Augen und erforschte das drängende Verlangen, Rouven wieder in die Arme nehmen zu dürfen.
    Wieder – das Wort dürfte schon alles darüber sagen, dachte er mit kalter Logik. Seit vorgestern Nacht habe ich ihn nahezu ohne Unterbrechung berührt, getragen, gehalten, heute den Tag über sogar stundenlang auf mir liegen lassen. Selbst ein Stein müsste da Erregung spüren.
    Interessante Empfindungen erwachten in ihm, die völlig neu für ihn waren – selbst bei den Huren hatte er so etwas nicht erfahren dürfen. Er wollte Rouvens Haut berühren, seine Muskeln, seinen Herzschlag fühlen, seine Bewegungen; von seinen Lippen kosten … Wie es wohl wäre, ihn zu küssen? Ihn zu schmecken, überall? Liebevolle Nähe statt triebhafter Befriedigung … Er wollte die Angst aus diesem schönen Gesicht vertreiben, sein eigenes Verlangen in den Smaragdaugen gespiegelt sehen.
    Fürsorge und Wunsch nach zärtlicher Vereinigung – wie es scheint, habe ich mich verliebt, folgerte Iyen kaum weniger sachlich, als würde er über einen Schnupfen nachdenken. Ich sollte mich von ihm fernhalten, aber das könnte schwierig werden. Verliebtheit soll starke Gefühle und Triebe wecken, und es wäre sinnlos ihn sterben zu lassen, nur um ihn vor meinen Empfindungen zu schützen. Verwirrt schüttelte er den Kopf. Ob er wirklich verliebt war? So etwas geschah doch nur Menschen, keinem Oshanta!
    Behutsam legte er eine Hand an Rouvens Brust und genoss die Wärme, die er spürte, die ruhigen Atemzüge. Wie der Junge sich eben an ihn geklammert hatte …
    Er hat niemanden sonst, an dem er sich festhalten könnte, unterbrach er sofort seinen eigenen Gedankengang. Er hatte gesehen, wie panisch Rouven reagiert hatte, als ihm klar wurde, wem er sich da eigentlich anvertraute . Er hätte sich auch an eine Schildkröte geklammert, wenn nichts anderes zur Verfügung gestanden hätte! Er wird sich vermutlich wieder an mich drängen, er ist völlig abhängig von mir. Ich muss mich beherrschen.
    Iyen drehte sich von ihm fort und begann mit Kampfübungen, waffenlos und mit dem Schwert, um sich zu verausgaben – so gefährlich das auch war, sollten sie entdeckt werden – und an etwas anderes zu denken als an diesen einen Mann, den er aus Hunderten von Gründen niemals haben durfte.
     

 
    4.
     
    „Wenn die große Eule schweigt und die Schlange ruht, findest du Trost im Angesicht des Kriegers. Denn einer ist allein und die Nebel enthüllen den Traum.“
    Aus: „Allerlei Sternengebilde“, von Ebano dem Weisen
     
    Iyen schreckte aus seiner Meditation hoch. Es war mitten in der Nacht und so dunkel hier im Wald, dass er buchstäblich die Hand vor Augen nicht erkennen konnte. Ein Blick in den Himmel, durch eine Lücke in den Baumkronen, zeigte ihm, dass das Sternbild der Eule noch sichtbar war, es konnte also nicht lange nach Mitternacht sein. Verdutzt starrte er noch einmal hoch – die grünlichen Schleier des Mondes verhüllten den „Schnabel“ der Eule, drei Sterne waren unsichtbar.
    Iyen wusste nicht, was ihn gestört hatte und griff nach seiner Waffe. Doch dann hörte er es – ein raues Wimmern – und entspannte sich. Gewiss, Rouven hatte einen Albtraum.
    „Wach auf!“, befahl er barsch. Rouven fuhr hoch, sackte dann mit einem Schmerzensschrei wieder in sich zusammen. „Nein, nein!“, stöhnte er und versuchte Iyens Hände abzuwehren.
    „Halt still, dir droht keine

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