NaziparadiseWP
singen ihre beschissenen Kommunistenlieder. Eigentlich ist heute Maifeiertag, das »Fest der Arbeit«, aber die Leute protestieren gegen ein paar verschärfte Einwanderungsgesetze, also gegen das einzig Vernünftige, was unsere scheißbürgerliche Regierung zustande gebracht hat.
Von unserer Seite hat man dieses Jahr so getan, als würde es keinen Gedenkaufmarsch geben. Ich meine, keiner hat die Bullerei und die Staatssicherheit informiert. Die sind natürlich nicht auf den Kopf gefallen und wissen genau, was für ein Tag heute ist, und auch die militanten Autonomen wissen, was für ein Tag heute ist, und treten deshalb zu ihrer abgefuckten Antifa- und Antirassismus-Demo an. Die sollten besser auf der Hut sein. Ihr Pech, wenn einer von ihnen draufgeht.
Wir sind insgesamt dreihundert Kameraden. Nicht viele, aber für eine Straßenschlacht reicht es. Darunter sind die Kameraden der verschiedenen Fronten aus der ganzen Provinz, und dazu kommen noch rund dreißig Mann aus Rom, Bari und Venedig. Einige von uns haben sich angezogen wie alternative Freaks, mit weiten Klamotten, Trainingsanzügen und Palästinensertüchern um den Hals. Unser Plan: Die Infiltranten sollen sich in den Demonstrationszug einreihen und bis zur Spitze vordringen. Wenn der Umzug dann vor der Präfektur ankommt, sollen sie ein bisschen Stunk machen, die Bullen mit ein paar Steinen bewerfen. Nicht übertrieben, sondern gerade mal so viel, dass die Kerle in der Kampfausrüstung sauer werden. Die anderen Kameraden sollen währenddessen, aufgeteilt in kleinere Gruppen von maximal zehn Mann, ruhig abwarten, bis der Krawall losbricht. Von diesem Moment an geht es darum, so viele Geschäfte wie möglich zu zertrümmern, Schaufenster einzu schl agen, Bullen zu verprügeln, und zwar jede Gruppe für sich in ihrem Abschnitt des Zugs. Um die militanten Autonomen brauchen wir uns nicht zu kümmern, das übernehmen die Bullen. Die Freaks, diese Anfänger, haben noch nicht einmal Sicherheitsabsperrungen, das wird ein Kinderspiel werden.
In meiner Gruppe sind wir nur zu viert, aber wir sind die Besten. Nachdem sich der Demonstrationszug am Bahnhof in Bewegung gesetzt hat, reihen wir uns auf halbem Weg hinter einer Lesbengruppe mit dämlichen Spruchbändern wie »Gleichge schl echtlich - gleichberechtigt« und solchem Scheiß ein. Kack schl ampen. Ich frage mich, ob Montales Informantin auch darunter ist . Die ganze Straße ist voller roter Fahnen. Unweit von uns marschiert eine Gruppe von rund dreißig Schülern und singt: » Was tun mit den Schwarzhemden ? An die Wand gestellt soll'n sie enden«. Attak schießt die Wut ins Gesicht. Ich bemerke es und sage: »Gleich siehst du au s wie eine dieser Scheißfahnen. «
Jago und Teschio lachen.
Wir folgen eine halbe Stunde lang dem Demonstrationszug. Es sind bestimmt haufenweise Bullen in Zivil dabei. Ich hoffe, dass sie kein Erkennungsbild von mir dabei haben. Sollte einer mich hier entdecken und festnehmen, dann bin ich echt am Arsch. Der Umzug kommt zügig voran und der Menschenstrom marschiert dicht an dicht. Umso besser, auf diese Weise gehen wir leichter in der Menge unter. Die Bullen befinden sich an der Spitze und am Ende des Zuges, nur hin und wieder sehe ich die Bereitschaftspolizei mit ihren Panzerwagen aus einer Seitenstraße hervorlugen. Als wir am Polizeipräsidium vorbeiziehen, fliegen ein paar Farbbeutel und einige »Arschlöcher«, aber ansonsten ist die Situation ruhig. Allzu ruhig, und das macht mich misstrauisch. Es ist, als ob die Bullen etwas wissen oder erwarten würden. Das sage ich zu den Kameraden und sie nicken. Jago ist zwar ein Hurensohn, aber er hat eine feine Nase für solche Situationen, und tatsächlich sagt er unvermittelt, als wir unter dem Polizeipräsidium stehen: »Schaut, dort unten.«
In einer Seitenstraße der Via Medina, in der Nähe einer Bar mit heruntergelassenen Roll-Läden, steht ein ehemaliger Kamerad, der inzwischen ein Scheißpolitiker geworden ist, und unterhält sich mit zwei Kerlen. Sie scheinen halblaut miteinander zu sprechen und machen ernste Gesichter. Der Demonstrationszug hält an. Weit vom sehe ich die Spitze auf dem Rathausplatz ankommen, wo bereits ein Haufen Bullen und Bereitschaftspolizei mit Panzerwagen stehen .
Die drei Typen vor der Bar sind weiter ins Gespräch vertieft, doch nach zehn Minuten erhält der Exkamerad einen Anruf auf dem Mobiltelefon und entfernt sich. Die beiden Kerle bleiben vor der Bar stehen. Der eine hat lange Haare und trägt
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