Nea - James erzaehlt
wie sie ihre Hände zu Fäusten ballten und deutlich unbefriedigte Verzweiflung in ihren Gesicht erkennen konnte, wusste ich, dass mein Moment gekommen war.
„Sag’ es, Sophie“, forderte ich.
„Ich kenne dich noch nicht einmal wirklich“, ächzte sie. „Woher weiß ich denn, dass du nicht nur mit mir spielst?“
Zärtlich strich ich ihr durch die Haare. „Sieht das gerade für dich nur nach einem harmlosen Spiel aus?“
„Und wie soll ich wissen, dass du mich nicht verletzen wirst?“
„Das kannst du nicht wissen – genauso wenig wie ich. Also sag’ es endlich!“
Sie stöhnte atemlos, verkrampfte sich und kämpfte mit sich selbst, doch dann folgte der Satz, auf den ich so lange gewartet hatte – es war nicht mehr als ein Hauchen, als sie sagte: „Ich bin dir verfallen, James.“
Genüsslich lehnte ich mich näher: „Wie war das? Du warst etwas leise.“
Wieder verkrampfte sie sich, bis sie endlich rief: „Ich will dich! Ich will dich, verdammt!“
Dieses Mal wusste ich, dass sie nicht log. Endlich war ihr Widerstand dahin. Mit einer sanften Berührung an Fionas Schulter wies ich sie an, aufzuhören; sofort sackte Sophie in die Laken.
„Gut“, sagte ich bloß, dann begann ich, ihre Fesseln zu lösen.
Irritiert sah sie mich an. „Ich dachte, du fickst mich!“
„Noch nicht“, erwiderte ich und befreite sie schließlich aus den verschlungenen Seilen. Fiona stand auf und stellte sich neben mich.
„Steh’ auf und zieh’ dich an“, forderte ich. Zunehmend konfuser kam Sophie meiner Aufforderung nach.
Mit sanfter Gewalt schob ich sie bis zur Tür. „Wenn du mich willst, will ich dich für mich allein“, sagte ich leise. „Ich will, dass du dich mir voll und ganz hingibst – und ich akzeptiere keine anderen Männer neben mir. Es ist mir egal, wie du das anstellst. Dir sollte nur klar sein, worauf du dich einlässt.“
Damit öffnete ich die Tür und deutete hinaus. „Du weißt ja, wie und wo du mich finden kannst.“ Um nicht allzu abweisend zu wirken, küsste ich sie kurz leidenschaftlich auf die Lippen, dann zog ich mich zurück und schloss die Tür vor ihren suchenden Augen.
Schwer seufzend ließ ich mich aufs Bett fallen und starrte an die Decke, Fiona legte sich neben mich.
„Du bist ihr genauso verfallen wie sie dir, nicht wahr?“, fragte sie.
Ich mochte unglaublich an ihr, dass sie wusste, wann unsere Rollen angemessen waren und wann nicht, denn gerade wollte ich nicht mehr als reden.
„Ich wünschte, ich könnte etwas anderes sagen“, antwortete ich nachdenklich. „Es ist schon fast irrational, dass ich sie so begehre.“
„Irrational ist gut, du denkst sowieso zu viel“, erwiderte Fiona. „Deswegen war es eine kluge Entscheidung, mich heute dazu zu holen; bisher hattest du dich ja nicht sonderlich gut im Griff – es war wirklich an der Zeit, dass ihr einen Schritt weiterkommt.“
„Du hast jedes Mal mitgehört?“
„Ich bin eben neugierig, was soll ich machen?“, antwortete sie offen.
Leise lachte ich. „Meinst du, es war kontraproduktiv, dass ich sie weggeschickt habe?“
„Glaube ich nicht. Nachdem du offensichtlich über kaum etwas anderes nachgedacht hast, ist es nur fair, dass es ihr ausnahmsweise einmal genauso geht.“
Einige Minuten schwiegen wir nur und starrten an die naturweiße Decke.
„Wissen wir eigentlich schon, ob sie wirklich mit einem anderen Meister hier ist?“
„Leider nicht“, sagte Fiona. „Bisher hatte ich noch keine Chance, im Büro zu schnüffeln – Daniel ist eine erstaunlich ausdauernde Nervensäge, wenn es um seinen Job geht. Es gibt kaum einen Moment, in dem er nicht irgendetwas für Linnea und Mike macht.“ Sie seufzte. „Aber keine Sorge, James, ich schaffe das schon.“
Ich strich sanft über ihren Unterarm. „Danke.“
„Kein Problem. Wie gesagt: Ich bin neugierig.“
An diesem Abend hätte ich mich auf dem wöchentlichen Ball vergnügen können, doch meine Lust darauf, zum dritten Mal zwischen den lüsternen Gästen herumzustreifen, hielt sich in Grenzen – Sophie würde vermutlich sowieso nicht teilnehmen und die Gedanken an ihre mögliche Reaktion ließen mich einfach nicht los. Endlich wusste ich, dass meine Leidenschaft für sie nicht bloß einseitig war – vermutlich hätte mich dieses Wissen beruhigen sollten, aber ich konnte nur darüber nachdenken, dass ich vielleicht zu viel riskiert hatte und sie mich abweisen würde. Fiona hatte definitiv recht: Ich dachte zu viel
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