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Nea - James erzaehlt –

Nea - James erzaehlt –

Titel: Nea - James erzaehlt – Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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nach.
    Glücklicherweise gab es genug zu tun, um mich abzulenken – zum Beispiel galt es immer noch, herauszufinden, wie Mike Linnea am besten einen Antrag machen konnte.
    Also streifte ich in der Hoffnung, Linnea zu finden, durch das Gebäude. Ich wollte sie so dezent wie möglich über ihre Definition von Romantik und ihre schönsten Erinnerungen mit Mike aushorchen, denn ich hatte immer noch keine gute Idee für Mike und langsam wurde die Zeit knapp.
    Ich fand Linnea schließlich vor dem Gebäude, wo sie in schmal geschnittenen Jeans und weißem Top hinter einem quietschgrün lackierten Motorrad kniete und im Motor herumschraubte. Neben ihrer Maschine stand dasselbe Modell in einem strahlenden Orange.
    „Hey, James!“, begrüßte sie mich, indem sie ihre ölige Hand hob.
    „Hi“, erwiderte ich. „Sind das deine?“
    „Das grüne gehört mir, das orangefarbene Juna“, antwortete sie, während sie sich wieder den Teilen widmete, die sie vor sich auf einem Tuch ausgebreitete hatte.
    „Rabeneicks“, fuhr sie verträumt fort. „Alte, deutsche Kleinmaschinen. Haben große Tradition in unserer Familie. Unser Vater hat diese Motorräder bedingungslos geliebt und ist nichts anderes gefahren. Was merkwürdig ist, denn eigentlich sind sie weder besonders bequem noch schnell – aber offenbar ist diese Zuneigung zum Ungewöhnlichen bei Juna und mir hängengeblieben.“
    Liebevoll strich sie über den verchromten Tank unter dem Ledersattel.
    „Nimm’s mir nicht übel, wenn ich das sage, aber ich hätte nicht gedacht, dass du in deiner Freizeit Motoren reparierst.“
    Linnea lachte. „Erstens: Das ist nur Wartung, mit den Motoren ist zum Glück alles in Ordnung. Zweitens: Das sagst du nur, weil ich eine Frau bin.“
    „Nein, nein“, wiegelte ich ab, „das sage ich, weil ich nicht weiß, wie du überhaupt Zeit für Hobbies hast!“
    Wieder lachte sie. „Es entspannt mich – aber lustig, dass du das so formulierst, denn Mike sagt immer exakt dasselbe.“
    Sofort witterte ich die Möglichkeit zu einem sanften Übergang. „Wie hast du Mike eigentlich kennengelernt?“
    Ohne sich um die schwarzen Schlieren auf ihren Händen zu sorgen, wischte Linnea sich durchs Gesicht und hinterließ dort sofort Spuren. „An der Ziellinie eines Marathons. Die ganzen letzten zehn Kilometer habe ich mich gefragt, warum dieser große, schwarze Mann so verbissen versucht, mit mir mitzuhalten, obwohl er schon völlig außer Atem war.“
    Sofort musste ich lachen – Mikes Version dieser Geschichte hatte anders geklungen. „Ich kann schon verstehen, was Mike an dir findet, Linnea.“
    „Danke.“
    „Ich meine, du bist schon eine beeindruckende Frau: Als wäre es nichts, organisierst du alles in diesem wunderschönen Gebäude und hast trotz allem noch Zeit für Gemälde, Motoren und ein ausgiebiges Sexleben. Gibt es eigentlich noch irgendetwas, was eine Frau wie dich beeindrucken kann?“
    Sie legte den Kopf schief und lächelte. „Versuchst du gerade, mich anzumachen, James? Hatte Mike etwa recht mit seiner Sorge um seinen besten Freund, den dominanten Gentleman?“
    Unmittelbar spürte ich, wie mir Blut ins Gesicht schoss – wieso war es immer Linnea, bei der ich ins Fettnäpfchen trat?
    „So war das wirklich nicht gemeint, Linnea!“, rief ich empört.
    Mit einem herzlichen Lachen warf sie den Kopf zurück. „Ach was, nicht? Da bin ich aber enttäuscht! Mikes Reaktion wäre bestimmt spannend gewesen.“
    „Da bin ich mir sicher“, murmelte ich. Ich hatte das Gefühl, dass mir das Gespräch entglitt; Linnea war einfach zu intelligent, als dass ich sie ohne ihr Wissen ausfragen konnte. Ich würde mir selbst etwas für Mikes Antrag ausdenken müssen. Vermutlich konnte ich froh sein, dass sie meinen ungelenken Versuch, ihr etwas zu entlocken, nicht bereits erkannt hatte.
    „Wolltest du eigentlich irgendetwas?“, fragte sie nun, während sie sich wieder dem Zweirad widmete. „Also etwas anderes, als mich zu becircen?“
    Ich konterte: „Da meine Avancen so kläglich gescheitert sind und ich bei dir gegen Mike offenbar keine Chance habe, glaube ich, dass ich mich langsam wohl besser auf den Weg zu meinem Termin mache. Auf meinem Plan für heute steht ein Burlesque-Workshop – ich hoffe, dass er für die Devoten geplant ist.“
    „Dann aber besser fix, mein Guter“, sagte Linnea, „immerhin bin ich prinzipiell deine Chefin, vergiss das nicht!“ Sie zwinkerte.
    Als ich bereits einige Meter von ihr entfernt war, rief

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