Nea - James erzaehlt
sie zitternd kam, ächzte sie: „Ich bin Dein.“
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Vermutlich hätte ich nach all diesen längst überfälligen Auflösungen endgültig zufrieden sein sollen – aber mittlerweile kennen Sie mich wohl gut genug, um zu wissen, dass mir simple Zufriedenheit nicht unbedingt leicht fällt.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich war unglaublich glücklich darüber, dass Sophie und ich endlich ausgesprochen hatten, was wir wollten und zum ersten Mal seit unserer ersten Begegnung eindeutig war, dass es dasselbe war. Noch war mir zwar nicht klar, wie ich das bezeichnen sollte, was sich zwischen uns entwickelte, denn immerhin war „Beziehung“ ein dehnbarer Begriff. Doch ich musste unweigerlich an das denken, was ich Peter bezüglich Bi-Sexualität gesagt hatte: Es spielte keine Rolle, wie ich es nannte. Es war gut, wie es war und ich war gespannt, wo es hinführen würde.
Trotzdem hatte ich das Gefühl, mein Glück nicht in vollem Ausmaß genießen zu können, solange dort immer noch diese Konfliktherde brodelten, für die ich hauptsächlich selbst verantwortlich war: Mike und Fiona.
Angesichts der Tatsache, dass ich mich mit dem Mann, der auf so ungewöhnliche Weise zu meinem besten Freund geworden war, aussprechen wollte, bevor er seiner Angebeteten einen Heiratsantrag machte (bitte sehen Sie mir nach, dass ich Ihnen die hübschen Details noch vorenthalte – Dramaturgie, Sie verstehen), machte ich mich mit einem Knoten im Magen auf den Weg zu ihm.
Wie so oft fand ich ihn im Büro, in dem Fiona erwischt worden war – was für ein passendes Setting. Glücklicherweise war er allein und brütete dermaßen konzentriert über einem Stapel Papiere, dass er nicht einmal wahrnahm, dass ich die Tür geöffnet hatte.
Vorsichtig räusperte ich mich.
„Ah, James!“ Ein Lächeln huschte über Mikes Gesicht. „Setz’ dich, setz’ dich. Ich bin gerade für alles dankbar, was mich von all diesen Rechnungen hier ablenkt.“
Ich ignorierte das ekelhafte Gefühl in meiner Bauchgegend, das mich gerade dazu zwingen wollte, mich einfach umzudrehen, und setzte mich.
„Kann ich dir irgendetwas bringen?“, fragte Mike freundlich. „Kaffee, Wasser, vielleicht einen komplizierten Drink? Wie gesagt: Jede Sekunde, die ich mich nicht mit Zahlen beschäftigen muss, ist absolut willkommen.“
Schwer seufzte ich. „Ich muss mit dir reden, Mike.“
Seine Mimik wurde unmittelbar kritischer, war aber immer noch amüsiert. „Das klingt nicht gerade nach der Ablenkung, die ich mir erhofft hatte. Willst du etwa mit mir Schluss machen?“
Trotz meiner überstarken Anspannung musste ich kurz lachen. „Nein, das nicht. Ich hoffe nur, dass du mich nicht umbringst.“
Mikes unnachahmliches Grinsen wurde breiter. „Geht es um deine ,verbotene‘ Affäre?“
Ich wollte etwas sagen, aber das Einzige, was ich in diesem Moment noch schaffte, war es, meinen Mund zu öffnen.
„Okay, es geht also darum“, lachte Mike.
„Was- Woher-“, war mein vergeblicher Versuch, einen sinnvollen Satz zu bilden.
„James, James.“ Gespielt pikiert schüttelte Mike seinen Kopf. „Meinst du wirklich, du kannst mir etwas so Offensichtliches verschweigen? Ich hatte bereits so ein vages Gefühl, dass dich etwas beschäftigt, über das du nicht mit mir reden willst, aber habe einfach nicht sonderlich lange darüber nachgedacht. Als dann Fiona allerdings hier zwischen all den Akten erwischt wurde, blieb mir ja kaum etwas anderes übrig, nicht wahr? Dann musste ich ja nur noch eins und eins zusammenzählen – und das war nun wirklich nicht schwierig.“
Selten war ich mir gleichzeitig dermaßen ertappt und dumm vorgekommen. „Aber warum-“
„Warum ich nichts gesagt habe?“, fragte Mike.
Ich nickte; immer noch fassungslos darüber, dass er mich offensichtlich lesen konnte wie ein offenes Buch.
„Weil ich dir vertraue und gehofft habe, dass du schon weißt, was du tust – angesichts des Sondertribunals für Fiona war ich da wohl etwas optimistisch, aber was soll’s. Später dann, weil ich vielleicht doch eingeschnappt war, dass du nicht mit mir geredet hast und ich warten wollte, wann du damit zu mir kommst. So besorgt, wie du teilweise aussahst, hattest du genug mit dir selbst auszumachen, als dass ich dich dazu bringen wollte, mir zu reden.“
„Aber der Rauswurf von Fergus an dem Tag, als ich aus Ripley zurückgekommen bin“, konnte ich nun endlich sagen. „An dem Abend war ich absolut davon überzeugt, dass ich mit dir reden
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