Nea - James erzaehlt
muss – und dann wirfst du gemeinsam mit Linnea einen Dom raus, der genau dasselbe getan hat wie ich!“
Mike winkte ab. „Fergus war sowieso ein Arschloch. Die ganze Geschichte mit Lynn war die perfekte Chance, um ihn endgültig loszuwerden. Ich will hier keine merkwürdigen Menschen, die sich ihre Zeit damit vertreiben, sich als ein anderer Dominus auszugeben und bewusst Beziehungen zu strapazieren, die reibungslos funktionieren.“
Nun war ich noch fassungsloser. „Er hat was?“
„Ach, habe ich dir das gar nicht erzählt?“, fragte Mike. „Das muss mir wohl entgangen sein – erklärt natürlich auch deine Bedenken.“ Er lachte schallend. „Naja, wie dem auch sei: Fergus hat Lynn die Augen verbunden und sie gefesselt, ohne überhaupt ein Wort zu sagen, bevor er sie gevögelt hat – natürlich dachte Lynn, dass es Derek ist und hat es geschehen lassen!“
Mir fiel nichts anderes ein, als nur den Kopf zu schütteln. Zum einen war ich fassungslos über die Dreistigkeit von Fergus, mit voller Absicht die Partnerin eines anderen in die Irre zu führen, zum anderen konnte ich immer noch nicht glauben, dass der Großteil meiner Sorgen darauf fußte, dass ich dieses Detail der Geschichte einfach nicht gekannt hatte.
„Natürlich sind Nea und ich trotzdem streng, wenn es um die roten Armbänder geht“, fuhr Mike nun fort. „Aber ich finde, gerade an einem Ort wie diesem hier muss es wenigstens ein paar klare, eindeutig fixierte Richtlinien geben. Trotzdem kann ich nicht glauben, dass du wirklich gedacht hast, ich würde ausgerechnet dich wie einen beliebigen Gast behandeln – ausgerechnet dich, James!“
„Woher hätte ich das denn ahnen sollen, Mike?“, fragte ich. „Mit etwas mehr Hintergrundwissen über den ganzen Fall wäre es mir vielleicht trotzdem leichter gefallen, da hast du schon recht.“
Wieder lachte er herzlich. „Wir sind Freunde, James – ich kann dir kaum etwas übel nehmen.“ Mahnend hob er einen Finger und die Augenbraue auf derselben Seite. „Es sei denn, es geht um meine Nea, das versteht sich von selbst. Aber das Thema haben wir ja glücklicherweise schon diskutiert.“
Schlaff ließ ich mich in den Sessel zurücksinken und strich mir durch die Haare. All meine endlosen Gedanken – umsonst. Vermutlich hätte ich mir schon vor einiger Zeit abgewöhnen sollen, allein über meine scheinbaren Probleme zu grübeln. Stattdessen könnte ich einfach mit den Menschen reden, die mir nahe standen.
„Wie heißt sie eigentlich?“, fragte Mike nun neugierig.
„Sophie.“
„Wusstest du, dass sie vergeben ist?“
„Sie ist nicht vergeben!“, berichtete ich stolz. „Sie hat bloß einfach ein Armband angelegt, nachdem wir-“
Mike hob die Hände. „Die Details kann ich mir denken. Sie hat also mit dir gespielt?“
Zerknirscht antwortete ich: „Ja – und das beeindruckend lange.“
„Muss eine tolle Frau sein“, sagte er lachend. „Und du dachtest, dass ausgerechnet ich das alles nicht verstehe und dich einfach aus dem Nea werfe, ohne dir überhaupt zuzuhören?“
Ich nickte.
Prustend schlug er sich auf den Oberschenkel. „Du hättest dein Gesicht beim Sondertribunal von Fiona sehen sollen! Köstlich, zu köstlich, wirklich! Du sahst gequälter aus als sie!“
Obwohl mir eigentlich noch nicht wirklich danach war, musste ich mitlachen – es war ein unglaublich befreiendes Lachen.
Mike wischte sich schließlich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Also, James, was ist die Moral der Geschichte?“
Mit einem schiefen Grinsen antwortete ich: „Dass jeder immer ein bisschen mehr weiß als ich.“
So hatte ich also ein großes Problem weniger – ein Problem, das ich zu einem bedrohlichen Schatten hatte wachsen lassen. Ich war in einer merkwürdigen Hochstimmung und äußerst motiviert, auch die letzte, kleine Sorge aus der Welt zu schaffen, die mir ohne Sophie vermutlich überhaupt nicht aufgefallen wäre.
Also ging ich auf mein Zimmer und klingelte nach Fiona. Wie üblich klopfte sie kurz darauf an die Tür und trat ein.
Mit einem Knicksen fragte sie: „Sie haben nach mir verlangt, Sir?“
Ich saß auf der Couch vor dem Kamin und deutete neben mich. „Lass’ uns gerade bitte einfach auf die Anrede und all das verzichten, Fiona. Ich will bloß mit dir reden.“
Mir war zwar immer noch nicht klar, wie ich das Thema überhaupt ansprechen sollte, ohne unfassbar arrogant zu klingen oder im schlimmsten Fall sogar Fiona zu verletzen, aber ich hatte
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