Nea - James erzaehlt
beschlossen, es einfach nicht zu überdenken.
Sie strich ihr Hausmädchenkostüm glatt und setzte sich neben mich. „Klar, warum nicht? Irgendein Thema, das dich besonders interessiert?“
Bisher hatte mich meine übermäßige Geheimhaltung nicht sonderlich weit gebracht, also entschied ich mich kurzerhand für die Wahrheit. „Ist zwischen uns beiden mehr passiert als großartiger Sex und Spaß an unseren Rollen?“
Sofort wurde Fionas Mimik ernster und ich spürte, wie Adrenalin in meine Blutbahn schoss. Fiona sah eindeutig besorgt aus – besorgt darüber, was sie nun sagen würde.
„Was ist denn das für eine Frage, James?“, druckste sie und sah auf den Boden.
„Eine berechtigte, finde ich.“
Fiona fixierte einen Punkt zwischen ihren Füßen, den sie nicht mehr losließ. „Vermutlich. Trotzdem: Wieso fragst du überhaupt? Hast du irgendwelche Gefühle für mich entwickelt?“
„Gegenfragen auf Fragen sind unhöflich“, erwiderte ich.
„Sich selbst um eine Antwort drücken auch“, antwortete Fiona. „Außerdem bist du selbst der Meister der Gegenfragen, also lehn’ dich am besten nicht zu weit aus dem Fenster.“
Kurz schwiegen wir. Es war beinahe greifbar, wie unangenehm uns beiden dieses Gespräch war; wir tänzelten mit Phrasen und sinnentleerten Sätzen, die uns nicht ansatzweise weiter brachten, umeinander herum.
Also sagte ich schließlich entschlossen: „Nach allem, was du für mich getan hast, schulde ich dir wenigstens Ehrlichkeit. Sophie meint, dass du mir verfallen bist – ich wäre auf diese Idee gar nicht gekommen, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.“
Nervös fuhr ich mir durch die Haare; Fiona sah mich immer noch nicht an. Ich konnte ihre defensive Art in diesem Moment nicht ansatzweise deuten.
Trotzdem überwand ich mich, zu sagen: „Du bist großartig, wirklich – aber ich habe dich immer nur als extrem gute Gesprächs- und Sexpartnerin gesehen.“ Sofort schob ich hinterher: „Es tut mir so leid, falls du das anders empfindest, wirklich. Ich wollte nicht, dass-“
„Gott sei Dank!“, unterbrach sie mich und ließ sich erleichtert in die Polster fallen. Strahlend sah sie mich an. „Das war mit absoluter Sicherheit das unangenehmste Gespräch, das ich jemals führen musste.“
Gelöst lehnte ich mich nun auch zurück. „Es freut mich, dass du nicht mehr so steif da sitzt – aber ,Gott sei Dank!‘ finde ich dann doch einen sehr starken Ausdruck. So schlimm bin ich ja nun wieder auch nicht.“
Fiona lachte glockenhell. „Nein, nein, James, versteh’ das bitte nicht falsch. Ich bin nur so verdammt froh, dass du mir jetzt nicht deine flammende Liebe gestanden hast. Erstens bin ich unfassbar schlecht in so etwas und zweitens hätte ich diese Gefühle einfach nicht erwidern können. Ich dachte nur wirklich, darauf läuft das alles hinaus.“
„Gott sei Dank!“
„Sag’ ich doch!“, gluckste Fiona. „Verstehen kann ich Sophie übrigens, vermutlich würde ich mir ähnliche Sorgen machen.“
Kurz zögerte ich. „Ich habe wirklich gedacht, spätestens beim Tribunal brichst du ein und verrätst mich. Wie kommt es, dass du mich immer noch gedeckt hast?“
Fiona lächelte. „Woran weder Sophie noch du gedacht haben – und das ist eigentlich sehr lustig, wenn man sich vor Augen führt, worauf ihr steht –, ist ganz einfach: Vor Publikum den Arsch versohlt zu bekommen, war schon lange eine meiner Fantasien. Dass ich von Daniel, dieser miesen Petze, erwischt worden bin, während ich dir einen Gefallen getan habe, war nur ein simpler Zufall, der mich überhaupt erst in dieses Szenario gebracht hat. Streng genommen habe ich dich dementsprechend noch nicht einmal gedeckt, sondern lediglich ausgelebt, was mich erregt. Denn ganz ehrlich, James: So masochistisch, dass ich dir helfe, eine andere Frau zu erobern, obwohl ich dich eigentlich für mich selbst will, bin ich nun wirklich nicht.“
„Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr mich das erleichtert. Ich habe es jedes Mal genossen, dich zu vögeln, aber scheinbar-“
„Hat Sophie dir dann vollkommen den Kopf verdreht“, brachte Fiona meinen Satz zu Ende. „Das ist ja wohl offensichtlich. Und ehrlich gesagt freut mich das für dich – für euch. Denn auch, wenn ich extrem mochte, was wir miteinander gemacht haben, James: Ich bin nicht wirklich der Typ für Beziehungen und all das; ich mag es, dass ich machen kann, was ich will und das zu jeder Zeit. Nimm’ mir das nicht übel, aber es
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