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Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Titel: Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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nutzlos geworden. Die Pheromone, die einen mit noch allen Gliedern ausgestatteten Prador in einem heranwachsenden Zustand festhielten, bis der Familienvater starb, fehlten am Standort seines Kindes – und außerdem war die »Umwandlung« schon so lange unterdrückt worden. Vrell würde sehr rasch zum Erwachsenen heranreifen.
    Die Leermenschen da draußen konnten sich nach wie vor als nützlich erweisen, falls er riskierte, ihre Steuerkästen wieder einzuschalten, aber das tat er nicht. Er wollte nicht noch einmal ihre körperlichen Schmerzen nachempfinden. Sie selbst spürten sie nie. Zwar verfügten sie noch über Nervensysteme, nicht jedoch über Gehirne, die die Impulse hätten verstehen können – er war derjenige mit dem Gehirn. Ihre Sklavenregler waren das Nächste zu Intelligenz, was sie aufwiesen, und diese Geräte übersetzten lediglich verbale Befehle in Handlungen oder dienten als Schnittstelle zwischen dem Nervensystem eines Leermenschen und dem lenkenden Prador-Bewusstsein.
    Keine Leermenschen, kein Vrell und auch keine Zweitkinder mehr. Dann vielleicht die Kriegsdrohnen? Ebulan wirbelte herum und glitt an seine Bildschirmwand heran. Er benutzte den Steuerkasten des entzweigeschnittenen Leermenschen, um eine Verbindung herzustellen. Die Bildschirme zeigten nur Störungen. Waren die Drohnen alle tot?
    Es war schmerzlich für Ebulan, sich eingestehen zu müssen, dass er die Lage nicht mehr unter Kontrolle hatte und es demzufolge vielleicht Zeit wurde, sich daraus zurückzuziehen. Dieser Gedanke hinterließ einen unerfreulichen Geschmack im Mund – wie von zu frischem Menschenfleisch – und wirkte sich nicht minder störend auf seine Verdauung aus. Welche Möglichkeiten blieben ihm sonst? Er dachte an die Bewaffnung des Raumschiffes. Ein kurzer Flug, ein oder zwei Schwenks mit den Partikelkanonen, vielleicht ein CTD für die Insel selbst- und alle, die unmittelbare Kenntnisse von seiner Verwicklung in den Entkerntenhandel hatten, schwebten als Asche durch die Luft. All die Verfahren der Informationsspeicherung, auf die die Menschen solchen Wert legten, galten den Prador nichts. Für sie zählten nur lebende Zeugen. Ebulan dachte nun über die Konsequenzen eines solchen Vorgehens nach.
    Der Hüter würde ihn sicherlich angreifen … aber war das ein solches Problem? Der Hüter verfügte zwar über Furcht erregende Mittel, aber er konnte sich nicht von seinem Mond entfernen. Seine SKIs konnten zwar Ebulans Kriegsdrohnen vernichten – auch wenn dieser das immer noch nicht nachvollziehen konnte, hatte er hier doch nur Polizeidrohnen erwartet –, doch sie hatten keine Chance, die Panzerung des Kriegsschiffes zu durchdringen oder einen Angriff durch dessen Waffen zu überstehen. Wie Furcht erregend genau waren die Waffen, die der Hüter einsetzen konnte? Und würden sie sich als besonders effektiv erweisen, wenn ihnen der Planet im Weg war? Und obwohl lebende Zeugen dieses Vorgehens zurückbleiben würden, konnten sie nichts weiter bezeugen als den Angriff eines unbekannten Prador-Zerstörers. Niemand hatte Ebulan bislang gesehen wie damals, als er jedes Spatterjayjahr hergekommen war, um seine Fracht aus entkernten Menschen zu übernehmen.
    Je mehr Ebulan darüber nachdachte, desto verlockender erschien ihm die Idee eines Angriffs. Sie setzte Hormone und Säfte in ihm frei, die seit tausend Jahren nicht mehr geflossen waren – wie damals, als er noch alle seine Beine und vereinzelte Arme gehabt hatte. Dass die medizinische Wissenschaft der Prador solche Gefühle schon lange als erste Zeichen der Senilität identifiziert hatte, darüber nachzusinnen machte er sich keinen Augenblick die Mühe.

Kapitel 18
     
     
    Es gelang dem Heirodonten, sich weit genug umzudrehen, um den Egel mit den Mandibeln zu packen, Berge schleimigen Fleisches ans Maul zu heben und zuzubeißen. Das reichte allerdings noch nicht, um den Blutegel am weiteren Fressen zu hindern. Die Prill flüchteten jetzt vom Rücken des Heirodonten, was Hinweis darauf gab, dass der Egel im Begriff stand, sich von selbst zu lösen -was er dann auch tat. Er ließ dabei ein riesiges rundes Loch im Körper seines Opfers zurück, das sauber und ordentlich gewirkt hätte, wären da nicht die gebrochenen Knochen und die hervorquellenden, zerrissenen Organe zu sehen gewesen. Der Heirodont war nun zu schwach, um den Egel seinerseits festhalten zu können. Er gab ihn frei und sank in die Tiefen zurück, wobei er eine frische Wolke aus Blutwasser und Magenbrei

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