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Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Titel: Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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brennenden Wald weiter unten herauf. Janer blickte zu Ambel hinüber, der immer noch vor dem Versteck des Skinners hockte und sich die Augen rieb.
    »Was zum Teufel war das?«, wollte Janer wissen.
    Das Getöse von Explosionen war übers Meer gedrungen, und sie hatten zu dem riesigen Schiff hinaufgeglotzt, das wie eine fliegende Arkologie auf sie zuraste, umgeben von Energieentladungen, flinken Objekten und aktinischen Explosionen. Dann: blendendes grünes Licht, Brände und Rauch auf der ganzen Insel, gefolgt von einer Explosion, die einen Flammenkegel aus der Unterseite des Schiffes riss. Der Zerstörer glitt seitlich davon und stürzte, Feuer nachziehend, ins Meer: ein Stück heiße Kohle, das in der Tiefe brodelte.
    »Prador«, brummte Ambel und blinzelte, um die Flecken aus dem Blickfeld zu vertreiben. »Hab keine Ahnung, womit der Hüter ihn erwischt hat, aber es war verdammt wirkungsvoll, so viel weiß ich genau, mein Junge.«
    Janer holte zitternd Luft, hob die Hand und öffnete sie. Er sah einen einzelnen roten Kristall auf einem Stück Tuch. Zum Glück hatte er ihn nicht verloren, als er in Deckung gesprungen war. Er blickte sich nach dem sechseckigen Kasten um, fand ihn, hob ihn auf und ging zu Ambel hinüber. Er stellte den Kasten auf einen Felsen in der Nähe, drückte eine Sensorfläche an der Seite, und eine kleine Irisblende öffnete sich an einer anderen Seite des Behälters.
    »Weißt du, was das bedeutet?«, fragte er den Kapitän.
    »Ich denke schon«, antwortete Ambel, »vielleicht sogar besser als du. Glaubst du wirklich auch nur eine Sekunde lang, dass der Hüter darüber nicht Bescheid weiß?«
    »Warum duldet er es dann? Warum duldet er den Schwarm überhaupt hier?«, fragte Janer.
    »Gleichgewicht«, erklärte Ambel. »Der Hüter hat den Überblick und weiß, dass hier ein Gleichgewicht hergestellt werden muss. Man kann nicht zulassen, dass Menschen, die so zäh wie Hooper sind, in der Galaxis herumrennen, ohne ihnen zumindest irgendeine Achillesferse aufzubrummen.« Er verzog das Gesicht über das unbeabsichtigte Wortspiel. »Letztlich würden sie entweder andere vernichten oder selbst vernichtet werden. Macht bedarf der Zügelung.«
    Janer meinte: »Erlin sagt, es kursierten Gerüchte, dass die Polis Angst vor euch Typen hat und deshalb die weitere Entwicklung dieses Planeten unterbindet. Sie sagt aber auch, dass sie daran nicht glaubt.«
    »Erlin neigt dazu, an das Gute zu glauben«, stellte Ambel fest.
    »Und du?«
    »Ich ziehe es vor, an das zu glauben, was wahr ist.«
    »Du lernst die Wahrheit draußen auf dem Schiff kennen, nicht wahr?«, fragte Janer mit einer Grimasse. Er hielt die Hand so, dass der Sprine-Kristall das Tuch hinabrutschte, das zwischen zwei Fingern eine Rinne bildete, und schließlich durch die Öffnung des Kastens rollte. Die dort wartende Hornisse packte den Kristall und zog ihn herein. Zehn Millionen Shilling, dachte Janer. Ach, zum Henker!
    »Das Denken ist ein Vorgang, der im Lauf der Jahre mit wachsender Klarheit abläuft, und nach einiger Zeit stellt man fest, dass es kaum noch etwas gibt, worüber man nicht schon tief nachgedacht hat. Wahrheit und Klarheit sind eins«, sagte Ambel und wirkte dabei ganz gelassen.
    »Ich schätze, das ergibt Sinn.« Die Irisblende schloss sich plötzlich. Janer starrte sie einen Augenblick lang an und hob schließlich die Augen zu Ambel. »Ich frage mich, wie deine Wahrheit lauten wird.«
    Der Kapitän wusste darauf keine Antwort.
    Janer studierte ihn einen Moment lang und nickte wie zur Antwort auf einen inneren Monolog. »Die Schwarmintelligenz hat mir gesagt, dass alles vorbereitet ist«, erklärte er. »Es dauert nur noch eine Minute.«
    Der Skinner wies nur noch Spuren menschlichen Denkens auf. Er empfand Hass mit der Heftigkeit eines Menschen und Hunger mit der eines Blutegels. Er wusste inzwischen auch, was Angst war, aber gleichzeitig war ihm klar, dass er hier, in der Dunkelheit, nicht in Gefahr schwebte.
    Erinnerungen waren für ihn etwas Seltsames. Bilder und Vorstellungen gingen in seinem stark verfaserten Hirn zuzeiten Verbindungen ein, aber er begriff diese Verbindungen nicht. Zwingend waren für ihn nur die Impulse, zu fressen und zu wachsen, und doch hatte er einige der Kreaturen da draußen wiedererkannt.
    »Jay, Liebling!«
    Diese beiden Wörter steckten irgendwo tief in seinem Inneren und riefen eine Empfindung hervor, die ähnlich wie Hunger war und doch anders. Die Kreatur, die ihn zuletzt angegriffen

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