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Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Titel: Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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über das Internet verbreitete, brauchten alle viel Zeit, um auch zu glauben, was hier geschah. Das waren doch stechende Viecher, Krabbeltiere, wie konnten sie also intelligent sein? Die mit zehntausend Jahren jüngste Schwarmintelligenz demonstrierte es schließlich. Die sich anschließenden Forschungen ergaben über jeden Zweifel, dass ganze Nestergruppen als einheitlicher Verstand funktionierten, zwar nicht mit der Geschwindigkeit von Synapsen, jedoch mit dem Tempo eines langsamen Austausches von Pheromonen. Das Nest in der VR-Steuerung war auf diese Weise mit vielen anderen Nestern verbunden. Es hatte mit Hilfe der Geruchsrezeptoren in der Montur kommuniziert und dafür viele Monate gebraucht. Heute trug jede Hornisse einen Mikrotransmitter, und die Denkprozesse von Schwarmintelligenzen verliefen wirklich flott.
    Natürlich folgte dieser Offenbarung gleich ein Ansturm auf weitere Forschungen, um mehr von dieser Art zu finden, und allen weiteren sozialen Insekten auf der Erde galten intensive Untersuchungen. Eine Enttäuschung nach der anderen führte schließlich zu der Erkenntnis, dass Hornissen, wie die Menschen, eine Kuriosität darstellten. Die einzigen anderen sozialen Insekten, die ihnen nahe kamen, waren die Wespen, aber sie schnitten ab wie der Schimpanse im Vergleich zum Menschen. Bienen verfügten zwar über Schwarmintelligenz, wie sich herausstellte, aber von einer so fremdartigen Beschaffenheit, dass nicht mal die leistungsstärksten Computer sie zu entschlüsseln vermochten; ihre Kommunikation beschränkte sich auf das »Jetzt« – die Vorstellungen von Vergangenheit und Zukunft entzogen sich ihnen. Ameisen verfügten über keine Spur von Schwarmintelligenz.
    Janer dachte darüber nach, wie er selbst in diese fremde Welt hineingeraten war: über den Dienst an der entsprechenden Intelligenz, den er leisten musste, weil er eine Hornisse tötete, die sich in einem rappelvollen Ringballstadion auf seine Schulter zu setzen versuchte. Sie war müde gewesen, diese Hornisse, und hatte nach einem Platz gesucht, wo sie landen und sich ausruhen konnte, angelockt von dem Becher mit Coke, aus dem Janer trank. Seine Reaktion war instinktiv; das phobische Grauen vor Insekten stieg auf, und er schlug die Hornisse zu Boden und trat auf sie. Das Gericht verhängte gleich am nächsten Tag das Urteil, und da er nicht über die Mittel verfügte, um die Geldstrafe zu zahlen, verpflichtete er sich zu zwei Jahren Bindung an den Schwarm. Eine Hornisse zu töten, das war zwar kein richtiger Mord, da jede dieser Kreaturen nur einen sehr kleinen Teil der Schwarmintelligenz verkörperte, aber es galten trotzdem strenge Strafen.
    Janer setzte sich auf, schwenkte die Beine aus dem Bett, erhob sich und ging zum Fenster hinüber. Die Aussicht war ansatzweise interessant, ging zwischen Turmblöcken hindurch auf Getreidefelder und Hydroponikgebäude und hinaus zur Kuppelwand. Es war allerdings nicht die Aussicht, die er sich wünschte. Er wollte jetzt aus der Kuppel hinausblicken, etwas Interessanteres sehen. In den zwei Jahren der Bindung hatte daran kein Mangel geherrscht, und das war der Hauptgrund für ihn gewesen, nach Ablauf der Bindung in den bezahlten Dienst an der entsprechenden Schwarmintelligenz zu treten.
    »Was liegt da draußen?«, fragte er.
    Als keine Reaktion über die Schwarmverbindung erfolgte, zuckte er die Achseln und kehrte zum Bett zurück. Er wusste schon etwas über die Welt außerhalb der eigentlichen Kuppel, und was es darüber hinaus zu erfahren gab, das würde er bald genug herausfinden.

Kapitel 2
     
     
    Die anderen drängten sich wie Schafe auf der kleinen Insel zusammen und fraßen, indem sie ins Meer sprangen und sich durch die Boxyschwärme sinken ließen, wobei sie unterwegs eine oder zwei dieser Kreaturen ergatterten; damit war dieses spezielle Exemplar einer Wellhornschnecke jedoch nicht gesättigt. Sie, die vielleicht intelligenter und abenteuerlustiger war als ihre Artgenossen, hatte in einiger Entfernung vom Eiland ausgezeichnete Nahrungsvorkommen entdeckt. Hier bildeten einander gegenüberliegende Felswände eine Passage durch einen unterseeischen Bergrücken, und die Schnecke hatte gelernt, dass diese Passage zu bestimmten Zeiten von Boxys wimmelte. Sie wusste nichts von Gezeiten oder warum, wenn der Mond nicht am Himmel stand, der Kamm aus dem Meer aufragte, so dass er als Hindernis diente für die ewigen Wanderungen der seltsamen kleinen Fische. Sie hatte auch keine Ahnung dass die

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