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Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Titel: Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Passage den einzigen Weg durch den Bergrücken bildete. Sie wusste lediglich, dass sie nur lange genug auf einer der Felswände zu warten brauchte und eine Fülle von beweglichen Happen tauchte auf, gerade wenn sie wieder hungrig wurde. Sie fand auch heraus, dass sie vor Erreichen des Meeresgrundes viel mehr dieser Kreaturen ergatterte, wenn sie durch die vorbeischwimmenden Boxyschwärme hindurch von Felswand zu Felswand sprang, anstatt einfach durch einen Schwarm nach unten zu sinken. Natürlich kommt so etwas wie ein kostenloses Mittagessen in der Natur nicht vor – irgendjemand führt Buch. Die Schnecke wuchs schneller als die eigene Schale, und bald schon quoll der zarte rosa Körper rings um den deckeiförmigen Kopfschild herum, der bislang Sicherheit geboten hatte. Ein kleiner Blutegel, der ebenfalls den Festschmaus der vorbeiziehenden Boxyschwärme entdeckt hatte, fiel schließlich auf die dyspeptische Wellhornschnecke. Er ringelte sich um die Schale, fuhr ein Mundstück aus, das an einen Felsenbohrer erinnerte, schraubte ihn durch das zarte Fleisch und schmauste.
     
    Ambel hatte Albträume von einem Meer voller durcheinander wogender Blutegel und Träume von tausend Jahren eines besseren Lebens. Der Wind von der Tiefensee füllte das Segel, das satt war von den Klumpen von Rhinowürmern, die es gestern Abend verspeist hatte. Das grüne Licht der Morgendämmerung hob die Silhouetten dieser Klumpen in den durchsichtigen Eingeweiden des Segels hervor, wo sie gerade verdaut wurden; und in diesem Licht hämmerte auch Peck an Ambels Tür.
    »Turbul unterm Kiel! Turbul unterm Kiel!« Ambel setzte sich kerzengerade auf und konnte das eindeutige Klopfen vom Schiffsrumpf, als der Turbulschwarm unter dem Kiel hindurchzog, aus dem üblichen Rattern und Klappern der Schiffsmechanismen heraushören. Beinahe in einem Zustand der Benommenheit blickte er sich in der Kabine um und inspizierte die dürftigen Requisiten seines Lebens. Die Donnerbüchse war mit Lederriemen in einer Ecke festgezurrt, gleich neben dem Schrank mit dem Pulver, den Kugeln und dem umfangreichen Werkzeugvorrat für die Wartung der Waffe. Ein schmaler Kleiderschrank enthielt seine Plastimaschenhemden, -hosen und verstärkten Schuhe – die einzige Art von Kleidung, die seinen Anforderungen an Haltbarkeit gerecht wurde. Auf einem Regal unter dem ovalen Fenster mit Messingrahmen hatte er mit Muschelkleber ein paar Schmuckstücke befestigt: ein uraltes Bruchstück von einem Schutzschild für Atmosphäreneintritte, poliert wie ein Edelstein; die Miniatur eines Menschenschädels aus facettiertem Feuerstein; und einen aufgeschnittenen Sklavenhalsring. Sein Blick glitt über den Schreibtisch mit den durcheinander liegenden Karten – beschwert mit einem Satelliten-Positionssucher in der Form eines Rechners aus der Prä-Runcible-Zeit – und blieb auf der Seekiste ruhen. Es war so einfach, im Lauf eines langen Lebens so viel anzusammeln! Er starrte lange und konzentriert auf die Truhe, zuckte dann ansatzweise die Achseln und schlug die Bettdecke zurück. »Turbul!«, schrie Peck wieder. »Turbul!« »Einen Augenblick!«, antwortete Ambel. Er schwenkte die Beine aus dem Bett, stand auf, ging zum Schrank hinüber und holte die ordentlich gefalteten Kleidungsstücke hervor. Am Bett zog er sich an, setzte sich, schlüpfte vorsichtig in die Schuhe und schnürte sie zu. Er stand erneut auf, ging zur Tür und öffnete sie behutsam. Er musste alles vorsichtig tun, dieser Ambel. Ein Augenblick der Unachtsamkeit konnte dazu führen, dass er unabsichtlich jemandem den Arm ausriss oder den eigenen Ellbogen durch die Schiffswand rammte.
     
    Peck hüpfte vor lauter Aufregung von einem Fuß auf den anderen, weil er unbedingt an die Taue zurückkehren wollte. Er hielt ein Stück Rhinowurm in einer Hand und ein Ködermesser in der anderen. Purpurfarbenes Blut tropfte aus dem Fleisch, und in seiner Aufregung verspritzte Peck es auf seinem langen Fellmantel, der Segeltuchhose und dem umgebenden Schiffsgebälk. Ambel gab ihm mit einem Wink zu verstehen, dass er wieder an die Arbeit gehen sollte. Peck nickte eifrig mit dem kahlen Schädel, einen irren Ausdruck in den grünlichen Augen, und gesellte sich zu seinen Matrosenkollegen auf dem Deck. Dort wurde kräftig gebrüllt und geflucht, und viele schwere, nasse Kreaturen peitschten um sich. Ambel blickte gerade an Peck vorbei, als Pland einen kanugroßen Turbul an Bord zog und sich auf ihn warf, damit das Tier mit seinen

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