Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod
Skinner genannt wurde – den, der Haut abzieht. Ich wollte mich natürlich selbst davon überzeugen und verlangte, dass ich mit an Land kommen durfte, um Peck zu retten. Ich denke, was sie schließlich überzeugte, war der chirurgische Laser, den ich mitführte. Es gelang mir, seine Sicherheitsbegrenzer auszuschalten, und ich hatte damit eine wirkungsvolle Waffe zur Hand.« »Also … sind Sie an Land gegangen.« »Ja, wir sind an Land gegangen und haben diesen Skinner gesehen.« Erlin starrte ins Wasser hinunter und fuhr damit fort, das Ungeheuer klinisch zu beschreiben. Janer hätte ihr vielleicht nicht geglaubt, hätte er nicht zu seiner Zeit selbst seltsame und Furcht erregende Dinge gesehen. Als Erlin ihre Schilderung beendete, blieb sie eine Zeit lang still, ehe sie mit den Worten fortfuhr: »Als er auf uns zukam, fuchtelte er mit etwas in der rechten Hand. Ambel ballerte mit der Donnerbüchse ein Loch in ihn hinein, und Anne und Pland erwischten ihn mit Harpunen. Als ich sah, was die Kreatur in der Hand hielt, mischte ich mich in den Kampf ein. Ich schnitt sie mit dem Laser, und ich kann Ihnen sagen: Das war keine leichte Arbeit! Dann bin ich fortgekrochen, um mich völlig auszukotzen. Die übrigen drei benutzten meinen Laser, um das Ding zu erledigen.«
»Was hatte es denn in der Hand?«, fragte Janer und kam damit direkt auf den Punkt, obwohl er glaubte, dass er die Antwort womöglich schon kannte.
»Es war Pecks komplette Haut.«
»Jesus! Der arme Bastard!«
Erlin betrachtete ihn jetzt mit einem leicht irren Ausdruck in den Augen. »Ja, das war er. Wenn Sie ihn treffen, werden Sie ihn nach der ganzen Geschichte fragen müssen«, sagte sie.
»Was«, sagte Janer, »er hat überlebt?«
»O ja! Ambel hob die Haut auf und ging ihn suchen. Als wir ihn ohne Haut fanden, wie er sich in einer Gesteinsmulde wand, wollte ich ihn von seinem Elend erlösen. Ambel schlug mir den Laser aus der Hand, und dann machten sich er, Anne und Pland daran, Peck wieder in die eigene Haut zu hüllen.«
»Sie machen Witze.«
»Tatsächlich? Wissen Sie, was mir am deutlichsten haften geblieben ist?«
»Was?«
»Wie sie Löcher in die Haut stanzten, damit die Luftblasen entweichen konnten … damit sie die Luft dadurch hinauspressen konnten. Sie haben ihn zurück zum Boot getragen und zum Schiff gebracht, aber er konnte schon aus eigener Kraft an Bord klettern. Da sehen Sie mal wieder die schieren Extreme … das war es, was ich erlebt habe.«
Janer sah sie an, während sie in die einbrechende Nacht starrte. Vielleicht war sie ein bisschen geistesgestört. Er wollte sie nicht offen eine Lügnerin nennen.
Kapitel 8
Die Turbul waren alle entweder tot oder geflüchtet, und jetzt schlangen die Gleißer voller Eifer. Während sie die Turbulleichen eine nach der anderen in sich hineinfraßen, weiteten sich die eigenen Körper enorm aus, um der Völlerei Platz zu bieten. Im Gegensatz zu den Froschschnecken, die den ganzen Tumult verursacht hatten, verfügten die Gleißer allerdings über Unterschalen, die sich hervorschoben und das frei liegende Fleisch schützten, das zwischen den ursprünglichen Schalensegmenten hervorquoll. Es war ein ziemlich hastiges und frenetisches Bankett, denn ein Gleißer, der sich von einem Ende her über eine Turbulleiche hermachte, musste sich sputen, um die Hälfte davon hinunterzuschlingen, ehe er sich Maul an Maul den nicht geladenen Gästen des Festschmauses gegenübersah. Jedes Mal, wenn das passierte, schnappte der Gleißer sich vielleicht eine Zwischenmahlzeit aus Prill oder Blutegel, ehe er den nächsten Turbul suchte – denn das Fischfleisch war so viel süßer und zarter und eindeutig vorzuziehen.
Keech zitterte vor Fieber. Seine Nerven regenerierten sich sehr schnell, und als er die Schmerzen nicht mehr aushalten konnte, schaltete er einige Verbindungen zu seinem organischen Gehirn und auch darin ab. Er wollte leben, aber er wollte auch bei Verstand bleiben. Selbst nach dieser Abschaltung von Verbindungen fühlte er sich als krankes Wrack. Der ganze Körper lieferte ihm die Botschaft, dass er voll war von Infektion und Verfall, und dass er im Begriffstand, auseinander zu fallen. Die körperliche Komponente dieser Botschaft bestand darin, wie sehr er angeschwollen war, sowie in dem Plasma, das aus der Haut drang, und einer cremigen Flüssigkeit, die ihm aus der Nase rann. Der Reiniger summte inzwischen richtig, so hart arbeitete er daran, dem Nanofabrikprogramm zu folgen. Eine
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