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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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Sache war glasklar. Und eine Meinung zur verwendeten Waffe hatte ich auch.
    »Ich glaube, dass es eine Pistole war. Kein Gewehr. Irgendwas Handliches.«
    »Neun Millimeter?«
    »Zum Beispiel.«
    Sie streckte den linken Arm aus, ohne mich aus den Augen zu lassen, und Kurt reichte ihr, als habe er nur auf das Signal gewartet, von draußen einen transparenten Plastikbeutel.
    Die Kommissarin hielt ihn mir vor die Nase. In dem Beutel steckte eine Pistole.
    »Sie haben die Tatwaffe gefunden?«, fragte ich.
    »Wenn Sie das sagen. Sie lag jedenfalls in der Nähe des Toten.«
    »Das könnte sie gewesen sein. Ich meine, wenn Sie sie am Tatort gefunden haben. Warum sollte eine andere Waffe als die Tatwaffe am Tatort herumliegen … Das wäre doch ein großer Zufall…«
    »Dann sind wir ja einen Schritt weiter. Warum sollte auch sonst ausgerechnet am Tatort eine Pistole herumliegen? Wenn sie nicht die Tatwaffe ist. Oder hatte Eberhard etwa eine dabei?«
    »Das wäre eine Möglichkeit«, sagte ich. »Das muss man überprüfen.«
    »Passiert gerade. Jeden Moment muss der Anruf kommen. In der Zwischenzeit können wir ja schon mal versuchen, mehr über diese Pistole herauszufinden.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Schauen Sie sich das Ding doch mal an. Fällt Ihnen nichts daran auf?«
    Sie gab mir den Beutel, und schwer und hart lag die Pistole in meiner Hand. Ich hatte sie mir noch nicht genau angesehen, aber jetzt kam sie mir bekannt vor - trotz der schlechten Beleuchtung im Wagen. Ich kannte das Modell. Es war eine Neun-Millimeter-Beretta. Ich hatte selbst so eine. Sie befand sich allerdings in meiner Wohnung, versteckt im Schlafzimmerschrank.
    Ein piepsendes Signal. Frau Doraus Handy. Sie meldete sich.
    »Ja, genau … Darum geht es. Sagen Sie bitte …«
    Sie wartete, während am anderen Ende gesprochen wurde.
    »Das ist ja interessant. Einen Moment…«, rief sie. »Ich will Sie um einen Gefallen bitten. Bleiben Sie mal dran, ja?«
    Sie nahm das Telefon vom Ohr, hielt das Mikro zu und sagte zu mir: »Das ist der Kollege, der die Seriennummer in der Datenbank gesucht und den Halter der Waffe ermittelt hat. Ich glaube, es wäre förderlich, wenn Sie mal Ihre Erfahrung mit einbringen und mit ihm reden. Vielleicht kennen Sie ja den Besitzer, den er Ihnen nennt.«
    »Wenn Sie meinen …«
    »Tun Sie mir nur einen Gefallen. Sagen Sie Ihren Namen nicht. Sie sind ja kein Polizeibeamter.«
    Wenn ihr so viel daran lag … Was das sollte, wusste ich trotzdem nicht.
    »Hallo?«, sagte sie ins Handy. »Ja, ich gebe Sie an einen Kollegen weiter. Nennen Sie ihm Namen und Adresse. Damit es keine Missverständnisse gibt.«
    Sie zeigte ein komisches Lächeln, als sie mir das Telefon reichte. Und es wurde irgendwie tückisch, als ich dem Mann am anderen Ende zuhörte und er nur ein paar Worte sagte: »Der Besitzer wohnt in Wuppertal. Remigius Rott. Lustiger Vorname. Waffenschein wegen Beruf als Privatermittler.« Er nannte eine Straße und eine Hausnummer. Meine Adresse.
    Irgendetwas in mir klumpte wie ein Stein zusammen.
    Ich sah auf die Pistole. Ich sah auf Frau Doraus Grinsen. Das wird sich alles aufklären, dachte ich, keine Sorge, das kann nur ein Irrtum sein. Heiser fragte ich ins Telefon: »Ist das sicher?«
    »Klar«, sagte der Beamte. »Kein Zweifel möglich. Natürlich nur, wenn ihr in der Lage seid, eine Nummer vorzulesen. Aber das kriegt ihr wohl gerade noch hin.«
    Ich reichte der Kommissarin das Handy zurück. Meine Hand benetzte die Kunststoffoberfläche mit Schweiß.
    »Danke, ihr seid super«, sagte sie leutselig ins Handy und drückte den roten Knopf. Und dann zu mir: »Haben Sie dafür eine Erklärung?«
    Ich studierte die Waffe, als hätte ich sie noch nie gesehen.
    »Wo haben Sie sie gefunden?«
    »Gleich hinter dem Toten. An der Steilwand.«
    »Da sind Sachen den Hang runtergekommen. Der Täter muss sie verloren haben.«
    Nicht verloren, meldete sich meine innere Stimme. Er hat sie absichtlich runtergeworfen. Um dir die Schuld in die Schuhe zu schieben.
    Die Kommissarin schwieg und streckte wieder die Hand aus dem Auto. Kurt war zur Stelle und legte ihr etwas hinein.
    »Ihre Waffe ist nicht das einzige Interessante, was Sie am Tatort vergessen haben.«
    »Ich? Am Tatort vergessen … ?«
    Mein Herzschlag beschleunigte sich. Es war, als würde sich eine unsichtbare Schlinge um mich herum zuziehen. Mein Mund war trocken. Irgendetwas verstopfte mir die Kehle. Ich räusperte mich.
    »Kennen Sie das hier?«
    Ein in Plastikfolie

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