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Neandermord

Neandermord

Titel: Neandermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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getan?«
    »Das weiß ich nicht. Ich konnte nicht mit ihm sprechen. Ich hatte es gerade vor, da fiel der erste Schuss. Ich glaube, dass der Täter oben …«
    »… im Hang gewartet hat. Ist schon klar. Wer wusste noch von diesem angeblichen Treffen?«
    »Wieso angebliches Treffen?«
    »Beantworten Sie meine Frage.«
    »Niemand.«
    »Niemand?«
    »Ich meine, ich weiß es nicht. Krüger könnte es natürlich jemandem erzählt haben. Ich habe nur die Kurznachrichten …«
    »Damit sind wir beim nächsten Punkt. Wo kamen diese Nachrichten her?«
    »Na, von Krüger. Er hat ja auf meinem Anrufbeantworter angekündigt, dass er …«
    »Sie haben also überhaupt nicht mit ihm gesprochen?«
    In mir wuchs der Zorn. Konnte mich diese blöde Kuh nicht mal ausreden lassen?
    »Ich habe nur die Nachricht auf dem AB gefunden, und er kündigte mir an, weitere Nachrichten würden folgen. Und dann …«
    »Nachrichten auf dem AB oder per SMS?«
    Himmelherrgott!
    »Ich weiß nicht. Ich glaube, er schrieb nur ›Nachrichten‹. Aber da ich sowieso unterwegs war …«
    »Wann haben Sie die letzte Nachricht von Eberhard bekommen?« 
    Ich schwieg und atmete tief durch. Nur nicht provozieren lassen, dachte ich. Ich zählte innerlich bis zehn.
    »Und?«, quäkte Dorau. »Kommt da heute noch eine Antwort?«
    »Es muss so um kurz vor zehn gewesen sein.« Ich bewegte mich, um mein Telefon hervorzukramen. »Wir könnten nachsehen. Wahrscheinlich steht die genaue Uhrzeit da. Und die Nummer natürlich…«
    »Lassen Sie mal stecken, Herr Rott. Das haben wir schon geprüft. Die Handynummer, von der Ihre Meldungen da kamen, gehört Hauptkommissar Krüger. Ich kenne sie zufällig.«
    »Dann stimmt ja auch, was ich sage.«
    »Ich zweifle nicht daran. Ich denke nur, dass Sie mir etwas verschweigen.«
    Mein Zorn erlebte eine rasante Erhitzung und kochte über. »Finden Sie, dass das, was Sie hier treiben, seriöse Polizeiarbeit ist?«
    »Das lassen Sie mal meine Sorge sein.«
    »Mit der Nummer ist es doch nicht getan. Müssen Sie nicht den Tatort untersuchen? Sich ein Bild über die Fluchtmöglichkeiten des Täters machen?«
    Die Kommissarin öffnete die Fahrertür. Draußen sah ich einen Uniformierten stehen. Wahrscheinlich Kurt. Sie warf ihre Kippe raus, und der Uniformierte kam an den Wagen heran. Er trat sie aus.
    »Fangen wir noch mal von vorn an«, sagte sie. Ihr Schleifer-Platzeck-Ton wirkte etwas gedämpfter. Was war passiert? Hatte ich mit meiner Bemerkung Eindruck auf sie gemacht?        
    »Sie kriegen also diese Nachrichten, die mein Kollege bereits überprüft hat. So viel zum Thema seriöse Polizeiarbeit. Sie warten oben auf dem Parkplatz am Bahnhof Hochdahl. Und dann fahren Sie hier runter, weil Sie dazu in der letzten Nachricht aufgefordert wurden.«
    »Richtig.«
    »Haben Sie etwas Außergewöhnliches bemerkt?«
    »Ich sah den Escort mit dem Wuppertaler Kennzeichen auf dem Parkplatz. Und ich dachte, dass das Krügers Wagen sein müsste.«
    »Damit lagen Sie richtig. Sonst noch was?«
    »Nein.«
    »Und nun verraten Sie mir doch bitte noch, Herr Rott: Als Sie diese Nachrichten von Eberhard bekamen - haben Sie versucht, ihn zurückzurufen? Um direkt mit ihm über dieses seltsame Treffen zu sprechen?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Er wollte es nicht. Ich dachte, dass er sicher seine Gründe dafür hätte, auf diesem seltsamen Weg mit mir zu kommunizieren.«
    »Was für Gründe zum Beispiel?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht musste er unseren Kontakt geheim halten. Ich dachte, dass er vielleicht irgendwelche Probleme hätte und den Rat eines Detektivs brauchte. Ich vertraute darauf, dass er mir schon erzählen würde, worum es ging.«
    »Und dann kommen Sie hierher, laufen ihm nach, und er wird erschossen.«
    »Genau.«
    »Haben Sie - bei Ihrer Erfahrung als Privatdetektiv - vielleicht heraushören können, um was für eine Waffe es sich handelte?«
    Mich streifte die Erinnerung an einen Aufsatz über Vernehmungstechnik, den ich mal in einer kriminologischen Zeitschrift gelesen hatte. Den Befragten in Sicherheit wiegen, hatte da eine Hauptregel gelautet. Ihn im Zusammenhang mit den Vorgängen über Dinge reden lassen, mit denen er sich auskennt, über die er gern spricht. Irgendwann wird er sich in Widersprüche verstricken. Nicht nur anzuwenden bei Verdächtigen, sondern auch bei Zeugen, die sich selbst zwar ganz sicher über ihre Beobachtungen zu sein glauben, sich aber irren.
    Auf mich traf das nicht zu. Ich irrte mich nicht. Die

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