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Nebel über dem Fluss

Nebel über dem Fluss

Titel: Nebel über dem Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Wahrnehmung, ließ sich weder Farbe noch feste Form geben, der Fahrer nichts als ein Schatten.
    »Jemand hat ihr angeboten, sie im Wagen mitzunehmen, Charlie, daran gibt es keinen Zweifel. Wahrscheinlich jemand, den sie erst an diesem Abend kennenlernte, dem sie gefiel, der ein paar Mal mit ihr tanzte. Und sie dann mitnahm, weil er seine Chance witterte. Was danach passierte – wer weiß?«
    Mit etwas Glück würden Cossall und sein Team ihre Anfangsermittlungen bis zum Abend abgeschlossen und festgestellt haben, welche der anwesenden Männer welche Autos fuhren. Das Aussortieren danach würde Zeit in Anspruch nehmen. Und gerade Zeit hatte Nancy Phelan wahrscheinlich nicht.
    »Wir haben um drei eine Pressekonferenz«, fuhr Skelton fort. »Ihre Eltern kommen auch. Mir wäre es anders lieber gewesen, aber da war nichts zu machen. Wenn Sie also den Eindruck haben, dass dieser Hidden uns weiterhelfen kann, dann geben Sie mir schnellstens Bescheid.«
    »In Ordnung.«
    Skelton wandte sich ab und machte ein paar Laufschritteauf der Stelle, bevor er sich mit Tempo den Bürgersteig hinunter in Bewegung setzte. Um seinen Kopf schwebten die Abgasschwaden des vorbeibrausenden Verkehrs.
     
    Resnick wusste gleich, als er die Tür zur Herrentoilette erreichte, dass er drinnen auf Graham Millington treffen würde. Das Potpourri vergnügt gepfiffener Musicalsongs, das ihm entgegenklang, sagte ihm, dass sein Sergeant wieder im Dienst war.
    »›Phantom der Oper‹, Graham?«
    »›Karussell‹«, versetzte Millington leicht gekränkt. »Meine Frau und ich haben es uns vor Weihnachten in London angeschaut. Diese Patricia Routledge – ich hätte nie gedacht, dass die so eine Stimme hat.«
    Er zog den Reißverschluss seiner Hose hoch und trat weg. »Dieser Song – wie heißt er gleich? – ›You’ll Never Walk Alone‹, ich kann Ihnen sagen, da blieb im ganzen Haus kein Auge trocken.«
    »Bei uns hat sich ein junger Mann gemeldet, ein Freund von Nancy Phelan, der heute Vormittag herkommt«, sagte Resnick. »Ich hätte Sie bei der Befragung gern dabei.«
    »Geht in Ordnung.« Vor dem Spiegel fegte Millington ein paar weiße Stäubchen von den Schultern seines dunklen Anzugs. Doch nicht schon wieder diese verdammten Schuppen, er hatte geglaubt, er wäre sie für immer los. »Gut, dann bis nachher.«
    Eine Neuinterpretation von Rodgers und Hammerstein pfeifend, deren Atonalität selbst Schönberg beeindruckt hätte, ging er in den Korridor hinaus.
     
    Robin Hidden hatte sich verspätet. Drei Baustellen auf der M6, ein umgestürzter Wohnwagen auf der A1M.   Er schwitzte unter dem Pullover und der Cordhose, als er die Dienststelle betrat, und als er seinen Namen nannte, gerieter ins Stottern. Das passierte ihm häufig, wenn er aufgeregt oder angespannt war. Nancy hatte ihn deswegen manchmal geneckt, wenn sie miteinander im Bett gewesen waren und er die Wörter in plötzlichen Schüben herausgeprustet hatte.
    »Robin Hidden?«
    Erstaunt drehte er sich herum. Ein Mann mit rundlichem Gesicht und penibel gestutztem Schnauzer, in einem dunklen Anzug mit korrekt geknotetem Schlips, trat auf ihn zu. »Sergeant Millington, CID.«
    Robin wusste nicht, ob er ihm die Hand geben sollte.
    »Wenn Sie mir bitte folgen würden.«
    Sie gingen eine eng gewundene Treppe ins zweite Stockwerk hinauf, dann nach rechts durch einen Korridor auf eine offen stehende Tür zu; dahinter war ein leerer Raum, nichts, was man als Zimmer hätte bezeichnen können, und auf der anderen Seite wieder eine Tür.
    »Hier durch, bitte, Sir.«
    Dieser Raum entsprach schon eher dem, was er erwartet hatte, was er aus dem Fernsehen kannte: ein schlichter Tisch, zur einen Wand hingeschoben, leere Stühle davor und dahinter. Wovon er nur eine vage Vorstellung gehabt hatte: das Aufzeichnungsgerät auf einer Konsole an der hinteren Wand, zwei Kassettendecks, ein Sechserpack Kassetten, die, in Zellophan verpackt, auf ihren Einsatz warteten.
    »Mr Hidden, das ist Inspector Resnick, CID.«
    Ein wuchtig wirkender Mann kam auf ihn zu und bot ihm die Hand; der Händedruck war fest und kurz. Ohne Umschweife zogen dann der Inspector und sein Sergeant ihre Stühle heraus und warteten, nachdem sie sich gesetzt hatten, dass er ebenfalls Platz nehmen würde.
    »Tee kommt gleich«, sagte Resnick mit einem Blick zur Tür.
    »Sie können sicherlich eine Tasse gebrauchen«, fügte Millington entgegenkommend hinzu. »Nach so einer Fahrt.«
    »Wenn Sie rauchen möchten   …«, sagte

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