Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nebel über dem Fluss

Nebel über dem Fluss

Titel: Nebel über dem Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
Resnick.
    »Anbieten können wir Ihnen leider keine.« Millington lächelte. »Ich versuche, mich schon vor dem neuen Jahr an meine guten Vorsätze zu halten.«
    »Kein Problem«, sagte Robin Hidden. »Ich rauche sowieso nicht.«
    »Sehr vernünftig«, meinte Millington.
    Gleich darauf trat nach kurzem Anklopfen ein uniformierter Beamter ein und brachte ihnen auf einem Tablett drei Tassen Tee, Löffel und mehrere Beutel Zucker.
    »Wie haben Sie die Sache mit Nancy Phelan erfahren?«, fragte Resnick.
    »Durch die Fernsehnachrichten. In einem Pub in Lancaster   …«
    »Sie waren Bergsteigen?«
    »Ja, ich   –«
    »Allein?«
    Robin Hidden schüttelte den Kopf. »Mit einem Freund. Er ist   –«
    »Oh, das spielt keine Rolle«, sagte Millington und nahm sich seine Tasse Tee. »Jedenfalls im Moment nicht.«
    Robin schaffte es nicht, seinen Zuckerbeutel mit den Fingern aufzureißen. Als er es mit den Zähnen versuchte, verschüttete er die Hälfte des Inhalts über seinen Arm und die Tischplatte.
    »Denken Sie sich nichts«, sagte Millington. »Die Mäuse freuen sich.«
    Robin hatte keine Ahnung, ob das ein Scherz war oder nicht.
    »Wie haben Sie Nancy Phelan eigentlich kennengelernt?«, erkundigte sich Resnick, als handelte es sich um etwas, was er schon wusste, aber im Augenblick nicht in Erinnerung hatte.
    »Beim Marathon   …«
    »Dem hiesigen?«
    »Ja, beim Robin-Hood-Lauf.«
    »Sie haben beide teilgenommen?«
    »N-nein. Nur ich. Nancy hat zugeschaut. In der Lenton Road, wo sie durch das Parkviertel führt. Ich bekam einen Krampf. Wirklich übel. Ich musste anhalten und mich hinlegen und mein Bein massieren, bis er wieder wegging. N-Nancy stand mit ihrer Freundin genau an der Stelle, wo ich ausgestiegen bin.«
    »Und Sie kamen ins Gespräch?«
    »Sie fragten, ob ich Hilfe brauche.«
    »Brauchten Sie welche?«
    »Nein. Aber sie – Nancys Freundin – sagte   …«
    »Sprechen Sie von Dana?«
    »Ja. S-sie sagte, wenn ich mich gern mal mit Schmerzsalbe einreiben lassen würde, wüsste Sie jemanden, der mit Freuden dazu bereit sei.«
    »Sie sprach von sich selbst?«
    »N-nein, von Nancy.«
    »Und Sie haben zugeschlagen?« Millington lächelte. Er lächelte heute dauernd; froh, wieder im Dienst zu sein, fern der Großfamilie, Hand in Hand mit dem Chef arbeiten zu können. »So ein Angebot bekommt man ja nicht alle Tage. Erst recht nicht, wenn man gerade auf dem Zahnfleisch daherkommt, sozusagen.«
    »Ich hab das nicht ernst genommen. Ich dachte, sie machen Witze und wollen mich aufziehen, aber bevor ich wieder loslief, sagte Nancy, ›Hier‹, und gab mir ihre Telefonnummer. Auf einer Ecke von ihrer Sonntagszeitung.«
    »Und Sie haben sich den Zettel in die Trikottasche geschoben?«, fragte Millington. »Damit er schön warm bleibt.«
    Robin schüttelte den Kopf. »Nein, in den Schuh.«
    Millington lächelte wieder und warf Resnick, der einzelne Wörter auf ein Blatt Papier kritzelte, einen Blick zu.
    »S-sollten wir nicht   …?«, fragte Robin etwas später und sah hinter sich zum Recorder.
    »Nein, nein«, antwortete Millington. »Nicht nötig. Hier geht’s erst mal nur um allgemeine Fragen. Alles ganz informell.«
    Wieso, dachte Robin, fühlte es sich dann nicht so an?
     
    Dana hatte am Nachmittag mit einem warmen Schal um den Hals einen langen Spaziergang im Wollaton Park gemacht, bei dem sie mehrere langsame Runden um den See gedreht und über Robin Hidden nachgedacht hatte. Von seinem Körper abgesehen – und er hatte wirklich einen tollen Körper, das hatte sie schon bei ihrer ersten Begegnung mit ihm gesehen – fand sie nichts Attraktives an ihm und hatte Nancys Begeisterung für ihn nie verstehen können. Er war nicht sonderlich interessant, höchstens netter Durchschnitt, ein mittlerer Beamter bei der Finanzverwaltung. Wenn Robin einen abends ausführte, landete man, wie es schien, meistens im ›Showcase‹, wo sie Filme wie ›Howard’s End‹ zeigten, und hinterher zu Roganjosh und Fladenbrot in dem indischen Lokal in der Derby Road. Lieber noch war es Robin, wenn Nancy zu Hause Schweinestroganoff mit Pilzen kochte, das er vor dem Fernseher essen konnte, während er sich, durch seine Brille blinzelnd, ein Programm über das Aussterben der Lamas in Peru ansah. So richtig lebendig hatte sie ihn eigentlich nur erlebt, als er ein Wanderwochenende mit Nancy in den Malvern Hills geplant hatte, das dazu gedacht war, Nancy in Form zu bringen und auf künftige Bergtouren vorzubereiten.
    Doch Nancy

Weitere Kostenlose Bücher