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Nebel über dem Fluss

Nebel über dem Fluss

Titel: Nebel über dem Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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er wischte ihn weg. »Ich wollte ja«, sagte er.
    »Sie wollten sie am Weihnachtsabend sehen?«
    »Aber sie wollte nicht.«
    »Und warum nicht?«
    Robin wischte sich mit den Händen über die Hosenbeine.
    »Warum wollte sie nicht, Robin?«, fragte Resnick noch einmal.
    »W-wir hatten ein paar Tage vorher – na ja, ein Streit war es nicht, einen Disput könnte man es vielleicht nennen. Sie sagte, Nancy, meine ich, lass uns doch zusammen essen gehen, in ein nettes Restaurant, irgendwas Besonderes, ich lade dich ein. Es war gar nicht einfach, irgendwo noch einenTisch zu bekommen, Sie wissen ja, wie das in der Vorweihnachtswoche ist, aber wir schafften es. In einem Restaurant in Hockley, sie servieren da nur Fisch und vegetarische Speisen, es heißt   … es heißt   … wie blöd, jetzt habe ich den Namen vergessen   …«
    »Es spielt keine Rolle, wie es heißt«, sagte Resnick ruhig.
    »Ich war wahrscheinlich ziemlich aufgeregt«, erklärte Robin. »Wegen uns, verstehen Sie. Ich dachte, sie hätte sich endlich entschieden. Sie wusste ja, wie ich schon sagte, vorher von einem Tag zum nächsten nicht, was sie wollte, aber als sie so eine große Sache aus diesem Abend machte, war ich überzeugt, sie würde mir sagen, dass sie das Gleiche wollte wie ich. Ich war absolut s-sicher. Aber als ich meinte, komm, lass uns am Weihnachtsabend gleich noch einmal ausgehen und richtig feiern, sagte sie, es tue ihr leid, ihr sei klar geworden, dass sie mir gegenüber nicht fair sei und mir nur falsche Hoffnungen mache, sie wollte mich nicht wiedersehen. Nie mehr.«
    Robin Hidden verbarg das Gesicht in seinen geöffneten Händen, vielleicht weinte er. Resnick neigte sich zu ihm hinüber und drückte seinen Arm. Millington zwinkerte Resnick zu und stand auf, gab ihm zu verstehen, dass er für frischen Tee sorgen wollte.

19
    Robin Hiddens Wagen stand schräg geparkt dicht an der Seitenmauer, gegenüber dem grünen Metallpfosten, auf dem oben die Überwachungskamera saß. Er hatte ihn neun Monate zuvor gekauft, das Geld für die Anzahlung von seinen Eltern geliehen, als sein arbeitsloser Vater endlich seine Abfindung bekommen hatte. Den Rest zahlte er in sechsunddreißig monatlichen Raten ab, zu annehmbarem Zins.
    »Ein bisschen groß geraten, findest du nicht, mein Junge?«, hatte sein Vater gemeint. »Ich hätte gedacht, dass einer dieser zweitürigen Kompaktwagen, ein Fiesta oder ein Nova, das Richtige für dich wäre. Die sind auch sparsamer im Verbrauch.«
    Aber Robin hatte sich eben etwas Bequemes für die Wochenendfahrten auf dem Motorway vorgestellt; man wirft das ganze Wanderzeug einfach hinten rein und ab die Post. Freitagabend, wenn der Verkehr nachgelassen hat, geht’s los in Richtung Brecon Beacons, Dartmoor, Striding Edge, und am Sonntag fährt man mit einem Minimum an Stress wieder nach Hause. Wenn dieser oder jener Freund aus dem Büro Lust hat mitzukommen, was gelegentlich vorkommt, ist mehr Platz als genug.
    Nachdem er sich ein wenig umgesehen und Preise verglichen hatte, war er in einer Werkstatt in Mapperley Top auf diesen hier gestoßen, nur ein Vorbesitzer, ein reisender Vertreter zwar, aber ein Vorteil des hohen Kilometerstands war, dass sich der Preis für den Wagen in erschwinglichen Grenzen hielt. »Nein«, hatte er erst in den letzten Tagen seinem Vater erklärt, »die Investition hat sich gelohnt. Ganz eindeutig.«
    Resnick und Millington sahen den Wagen zuerst in Schwarzweiß auf dem Monitor, etwas verwackelt infolge des Windes, der an der Kamera rüttelte. Als sie durch den Hintereingang der Dienststelle hinaustraten, konnten sie von der obersten Treppenstufe aus den Schmutz erkennen, der bei der letzten Fahrt des Wagens über die Räder hinaus auf die Karosserie gespritzt und von wenig tauglichen Wischern in Halbmonden über die Windschutzscheibe verschmiert worden war. Die halb eingefahrene Antenne war oben verbogen. Trotzdem, ein gutes Fahrzeug. Zuverlässig. Robin Hiddens Vauxhall Cavalier, mitternachtsblau.
     
    Sie hatten ihn im Vernehmungsraum allein gelassen, bei weit offener Tür. Nur ein paar Minuten, Sir, wenn es Ihnen nichts ausmacht, sich noch etwas zu gedulden. Der Tee war stark und diesmal gab es Kekse dazu, Vollkorn und Zitronencreme. Er brauchte nur aufzustehen und zu gehen. Sie konnten ihn nicht aufhalten. Er war aus freien Stücken hergekommen. Wer der Polizei mit Informationen   …
    Als er jemanden kommen hörte, zog er automatisch seinen Stuhl gerade, fegte Kekskrümel von seiner

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