Nebel über dem Fluss

zwei Minuten später aus entgegengesetzter Richtung wieder aufgetaucht war und sich jetzt erneut dem Restaurant näherte.
    »Er fährt langsamer«, sagte Millington aufgeregt. »Los, Mann, bieg ein. Los, mach schon, bieg ein.«
    Sie beobachteten das Fahrzeug, das dem weißen Pfeil auf dem Parkplatz folgte, etwa fünf Meter weiterfuhr, auf den Eingang zu, dann anhielt, links einschlug und langsam rückwärts in die Lücke zwischen einem grünen CV und einem aufgemöbelten Postauto rollte.
    Durch das Fernglas konnte Resnick das Gesicht über demLenkrad erkennen: weiß, glatt rasiert, mittleren Alters. Ein Mann, allein.
    »Wie spät ist es, Graham?«
    »Vier Uhr zweiundvierzig.«
    Der Mann hatte den Wagen jetzt geparkt, machte aber keine Anstalten auszusteigen.
    »Soll ich das Kennzeichen überprüfen?«, fragte Millington.
    »Noch nicht. Vielleicht hat er Kurzwellenradio und hört den Polizeifunk ab. Warten Sie, bis er ausgestiegen ist. Und geben Sie dann zuerst Divine und Naylor Zeichen.«
    Millington schaute auf seine Uhr. »Vier Uhr vierundvierzig.«
    Resnick nickte. »Da kommt der Übergabewagen. Auf die Minute pünktlich.«
    »Na also, darauf wartet er doch.«
    »Vielleicht. Vielleicht ist er auch nur müde und macht ein Nickerchen.«
    »Mit offenen Augen?«
    Der Übergabewagen rollte über den Vorplatz und hielt beinahe unmittelbar vor dem Haupteingang zum Restaurant. Resnick wischte sich die ersten Schweißtropfen ab. Scheinwerfer erleuchteten den Weidezaun, und die roten Rücklichter blinkten. Der Beamte auf der Beifahrerseite stieg aus, beugte sich zum Rücksitz hinunter und hob die schwarze Sporttasche heraus.
    »Gut«, sagte Millington. »Jetzt aufgepasst.«
    Der Beamte mit der Sporttasche verschwand im Lokal.
    »Was tut er?«, fragte Millington.
    »Nichts.«
    »Komm schon, du Schwein. Rühr dich.«
    Vier Uhr siebenundvierzig, der Beamte erschien wieder, ging schnell hinten um den Wagen herum und nahm seinen Platz wieder ein. Ohne Eile fuhr der Wagen davon.
    »Ich glaub’s nicht«, sagte Millington. »Er tut gar nichts.«
    »Doch.«
    Resnick hielt den Atem an, als die Tür des Orion sich öffnete, und der Fahrer die Füße auf den geteerten Platz setzte. »Radio, Graham.«
    Aber Millington hatte Mark Divine schon Zeichen gegeben.
    »Los geht’s.« Im Lagerraum sprang Divine auf. Draußen, im Hauptraum des Restaurants ließ er sich Zeit, sah den Mann durch die Glastür auf sich zukommen. An der Kasse hielt er inne, nahm sich eine Rolle Pfefferminzdrops und schob der Kassiererin das Geld hin. Der Mann musste einen kleinen Bogen schlagen, um an ihm vorbeizukommen. Divine entschuldigte sich, trat ihm versehentlich nochmals in den Weg, entschuldigte sich ein zweites Mal und ging in Richtung Tür.
    »Raucher oder Nichtraucher, Sir?«, fragte die Kassiererin.
    »Ich will nur erst zur Toilette«, sagte der Mann. »Mir ist alles recht.«
    »Der Orion ist auf einen Patrick Reverdy zugelassen«, berichtete Millington im Auto. »Unter einer Adresse in Cheadle.«
    »Ganz schön weit«, bemerkte Resnick, das Fernglas auf die Restauranttür gerichtet.
    Als der Mann aus der Toilette kam, rieb er sich nach der Benutzung des Trockners noch die Hände. Naylor saß jetzt im Raucherteil nahe der Tür und rührte Zucker in seinen Kaffee. Er hörte, wie der Mann der Bedienung erklärte, er erwarte noch jemanden, bevor er sich hinten ans Fenster setzte. Während er wartete, bestellte er ein Rosinenbrötchen und eine Tasse Tee. Draußen wurde der abendliche Pendlerverkehr immer dichter. Resnick sprach kurz mit Skelton, um ihn auf dem Laufenden zu halten. Am anderen Übergabeort warteten Siddons und Cossall vergeblich.
    Als weitere zehn Minuten vergangen, das Rosinenbrötchen gegessen und der Tee getrunken waren, sah der Mann auf die Uhr, nahm seine Rechnung und ging zwischen den Tischen hindurch zur Kasse. Nachdem er bezahlt hatte, legte er fünfzig Pence Trinkgeld auf den Tresen, wandte sich zur Tür, überlegte es sich anders und ging zur Toilette zurück. Naylor wartete angespannt.
    »Er bleibt zu lange«, sagte Millington, den Blick starr auf seine Uhr gerichtet.
    »Vielleicht ist er besonders vorsichtig«, antwortete Resnick.
    Als der Mann mit der Sporttasche in der Hand wieder ins Restaurant trat, stockte Naylor der Atem. Ganz nonchalant, die Tasche leicht hin und her schwingend, ging er zur Kasse. »Die Tasche hat anscheinend jemand in der Herrentoilette vergessen«, sagte er. »Ist vielleicht sicherer, wenn Sie sie hier