Nebel über dem Fluss
aufbewahren. Sonst gerät bei dem ständigen Gerede von Bomben und Terroristen vielleicht jemand in Panik und stopft sie ins Klo.« Er hielt die Tasche der Kassiererin hin, aber die zögerte. »Keine Angst«, sagte er, »ich habe sie an mein Ohr gehalten und genau hingehört. Da tickt nichts.«
Divine hielt den Mann fest, bevor er abfuhr, und während Resnick sich bei Skelton meldete, um ihn zu informieren, ging Millington hinüber, um mit dem Mann zu reden. Nichts Ernstes, kein Grund zur Aufregung. Der Führerschein wies den Mann als Patrick Reverdy aus. Er war hierhergekommen, um sich mit einer Frau zu treffen, die er letztes Jahr bei den Sommerkursen an der Open University kennengelernt hatte. »Sie lebt in Spalding, kann aber nicht immer weg. Sie ist verheiratet, wissen Sie.«
»Und deswegen haben Sie die lange Fahrt von Cheadle hierher auf sich genommen?«, fragte Millington.
»Ich weiß«, sagte Reverdy. »Aber was tut man nicht alles für die Liebe.«
In dem Auto, das gegenüber der Tankstelle an der A631 stand, legte Helen Siddons den Hörer ab und seufzte hoffnungslos. »Okay, das wär’s. Fahren wir zurück. Es ist vorbei.«
»Hey, wie wär’s mit einem schnellen Fick zur Rettung des Tages«, nuschelte Cossall.
Wenn Helen Siddons ihn gehört hatte, ließ sie es sich nicht anmerken.
41
Skelton erwartete Resnick hinter der Flügeltür und ging mit ihm die Treppe hinauf. Kein Morgenlauf heute, die Bewegungen des Superintendenten und die rotgeränderten Augen verrieten seine Erschöpfung. Zweimal hatte er versucht, Helen Siddons zu erreichen, aber sie hatte das Telefon ausgesteckt. Schlaflos hatte er sich neben Alices kalt abweisendem Rücken im Bett gewälzt.
»Im Moment ist eins jedenfalls sonnenklar, Charlie, die Rechnung für dieses Fiasko werden sie mir präsentieren.«
Resnick schüttelte den Kopf. »Ich wüsste nicht, was wir sonst hätten tun können. Solange noch die geringste Chance besteht, dass die Frau am Leben ist, haben wir doch gar keine andere Wahl, als auf den Burschen einzugehen.«
Am Ende der Treppe bog Skelton mit hängenden Schultern ab. »Lagebesprechung in einer halben Stunde.«
Aber innerhalb der nächsten halben Stunde übertrugen beide lokale Rundfunksender Auszüge aus dem zweiten Tonband. Es war von einem Boten mit Motorradhelm und einem Schal über Mund und Kinn geliefert worden, unmöglich,den Mann zu erkennen. Jemand in der Nachrichtenzentrale hatte kurz hineingehört und nach ein paar Minuten abgeschaltet, als deutlich wurde, was dem Sender da zugespielt worden war. Nach Rücksprache mit Abteilungsleitern und Anwälten wurden Kopien angefertigt und der Polizei übersandt. Man stellte nur eine Frage – ob die Behauptung, dass bei der Polizei ein früheres Band mit einer Lösegeldforderung eingegangen sei, zutreffend war? Der Polizeisprecher wollte das weder bestätigen noch bestreiten. Das reichte.
Radio Nottingham setzte die Meldung an den Anfang seiner planmäßigen Nachrichtensendung, Trent unterbrach sein Programm mit einer Sondermeldung. Beide Nachrichtensprecher fassten kurz die Geschichte von Nancy Phelans Verschwinden und der ergebnislosen Suche nach ihr zusammen, bevor sie von einem offenbar erfolglosen Versuch der Polizei am vergangenen Tag berichteten, einen Mann festzunehmen, der behauptete, Nancy entführt zu haben, und ein Lösegeld für ihre Freilassung gefordert hatte. Die Auszüge aus der Tonbandaufnahme, die folgten, waren den früheren Aufnahmen auffallend ähnlich.
Die Anweisungen an die Polizei waren klar und präzise. Ebenso die Warnungen. Es ist für alle Beteiligten bedauerlich, dass sie nicht beachtet wurden. Dabei wäre es ganz einfach gewesen. Diese Leute hätten nur zu tun brauchen, was ich ihnen sagte, dann hätte ich mein Versprechen halten und Nancy Phelan hätte sicher und wohlbehalten zu ihrer Familie und ihren Freunden zurückkehren können. So aber …
Ich hoffe, Sie hören sich das an, Jack . Ich hoffe, Sie hören genau zu, Sie und die Leute, die Sie beraten. Denken Sie daran, was ich Ihnen gesagt habe, Jack , wenn etwas Schlimmes passiert, dann wird das Ihre Schuld sein, einzig und allein Ihre Schuld, Jack , nicht meine. Ich hoffe, Sie werden damit fertig.
Lynn rief Kevin Naylor gleich in aller Frühe an und vereinbarte mit ihm, dass er sie abholen würde. Während sie in der Upper Parliament Street im Stau standen, berichtete sie von ihrer Autopanne.
»Hört sich an, als hätte es weitaus
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