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Nebel über dem Fluss

Nebel über dem Fluss

Titel: Nebel über dem Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Mannschaften und Material von drei Abteilungen im Einsatz.
    Abwarten.
     
    Divine hockte auf einer Kiste im Lager, die Füße auf einem Karton mit ofenfertigen Fritten. Vier Uhr nachmittags, aber er aß bereits sein zweites »Tagesangebot für Frühaufsteher«. Dazwischen hatte er das Schinkensteak probiert, die Scholle und Spiegeleier mit einer Extraportion Bratkartoffeln, wie sie zu einem amerikanischen Frühstück serviert wurden. Alles in allem, fand er, war der »Frühaufsteher« am meisten nach seinem Geschmack.
    »Hau rein, solange du kannst«, rief er Naylor zu, der hinten bei dem kleinen Fenster stand und hinausschaute. »Das kriegst du nicht jeden Tag gratis.«
    »Da draußen wird bald überhaupt nichts mehr zu sehen sein«, sagte Naylor. »Pechschwarze Nacht.«
    »Hast du mich gehört?«, fragte Divine, bevor er in ein Würstchen biss.
    »In einer halben Stunde kann der da drüben aus dem Wald kommen und fröhlich über die Wiese spazieren, ohne dass einer von uns ihn bemerkt.«
    »Mensch, genauso gut könnte ich Selbstgespräche führen«, rief Divine.
    Naylor kam herüber und nahm sich ein Stück Schinkenspeck vom Teller.
    »Hey, hol dir selbst was.«
    Naylor schüttelte den Kopf. »Nicht knusprig genug.«
    »Ach, was? Debbie mag’s wohl richtig knackig, was?«
    Naylor warf ihm einen warnenden Blick zu.
    Aber so leicht war Divine nicht einzuschüchtern. »Probier’s doch mal bei Gloria, die da draußen bedient. Die steht auf dich. Bei der kannst du landen, wenn du’s richtig anfängst. ’Ne schnelle Nummer unten hinter dem Grill.«
    Die Tür zum Lager öffnete sich, und Gloria kam herein, eine massige Frau aus King’s Lynn, die ihren weißen Kittel nur mit Sicherheitsnadeln zubekam. »Füße runter«, fuhr sie Divine mit einem Blick auf den Frittenkarton an. »Das müssen die Leute noch essen.«
    »Kevin hat mir gerade erzählt«, sagte Divine, »dass Sie ihm echt gefallen könnten.«
    »Das freut mich«, sagte Gloria mit einem Lächeln zu Naylor. »Ich mag die Stillen, die sind immer für eine Überraschung gut. Im Gegensatz zu manchen anderen.« Behutsam hob sie mit dicken Fingern das letzte Würstchen von Divines Teller. »Ein Haufen Wind und nicht mehr dahinter als so ein armseliges kleines Würstchen.«
     
    Resnick sah auf die Uhr. Es waren keine fünf Minuten vergangen, seit er das letzte Mal nachgesehen hatte. Und die ganze Zeit saß er da und hoffte, seine Befürchtungen würden sich als falsch erweisen. Sie würden nicht einen zweiten Fall Susan Rogel erleben. Nicht wieder scheitern und sich damit abfinden müssen, dass die Frau, die sie suchten, spurlos verschwunden blieb.
    Neben ihm schraubte Millington seine zweite Thermosflasche auf und bot sie ihm an. Resnick nickte und wartete, während Millington den Becher zur Hälfte füllte.
    Unter verschärften Bedingungen, dachte er, würde das Zeug vielleicht besser schmecken als beim ersten Mal.
    »Den Löwenzahnkaffee hat Ihre Frau inzwischen wohl gelassen, Graham?«
    »Sie macht jetzt Vergolden, Sir.«
    »Was bitte?«
    »Vergolden. Sie wissen schon, alte Möbel und so. Sie lernt restaurieren. Hat sich eigens alles über den Kurs schicken lassen. Irgendwo bei Bury St. Edmunds. Zweihundert Pfund für das Wochenende und noch mal achtzig für das Video.Räubermethoden, habe ich gesagt, aber, nein, Graham, hat sie mir erklärt, das ist das Blattgold, das so teuer ist   …«
    Resnick verkniff sich einen Kommentar, trank den Kaffee und starrte zum Geplapper seines Sergeants im Hintergrund weiter zum Fenster hinaus.
    Er konnte die Erinnerung an Dana nicht loswerden, wie sie mit bleichem Gesicht dagesessen und sich die Tonbandaufnahme angehört hatte. »

mir ist nichts – nichts Schlimmes passiert, macht euch also bitte keine Sorgen   …« .
Im Ohr klang ihr die Stimme der Freundin, im Herzen bedrückten sie die furchtbarsten Ängste. Diese Frau, die Resnick so voll unbändiger Lebenslust erlebt hatte, saß nun zusammengesunken auf dem Stuhl, wie erloschen. Wenn er das Gefühl gehabt hatte, keine Verbindung mehr zu ihr zu haben, dann deshalb, weil Dana sie nicht mehr zuließ. Obwohl, das stimmte nur zum Teil. Er selbst merkte schon seit jenem ersten erstaunlichen und unbeschwerten Abend, wie die Wand wuchs, die er mit eigenen Händen hochzog.
    »Da!«, sagte Millington plötzlich, seine Selbstgespräche unterbrechend.
    Aber Resnick war schon auf den grünen Orion aufmerksam geworden, der einmal am ›Little Chef‹ vorbeigefahren, keine

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