Nebel ueber Oxford
der seinen Job verliert, wenn Tierversuche verboten würden«, fügte Sam gewitzt hinzu.
»Es gibt genügend andere Labors. Ich würde sicher schnell wieder einen Job finden.«
»Kerri ist Vegetarierin. Aber was ist mit dir, Conor?«, fragte Sam weiter. »Bist du der Ansicht, dass Tierversuche nicht in Ordnung sind, aber dass man Tiere töten darf, um sie zu essen?«
»Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass Blake und seinesgleichen Blödmänner sind. Und wieso stellst du eigentlich Fragen wie ein verdammter Lehrer?« Conor zog ein neues Zigarettenpäckchen hervor. »Glaubst du, dass hier jemand meckert, wenn ich mir eine anzünde?«
»Blake ganz bestimmt.«
»Ach ja!« Conor lachte. »Er hat aufgehört, nicht wahr? Außer es guckt niemand.«
»Du sitzt übrigens genau unter dem Schild ›Rauchen verboten‹«, meinte Kerri.
Doch Sam wollte noch etwas von Conor wissen. »Kanntest du eigentlich jemanden von den Demonstranten heute Morgen?«, erkundigte er sich beiläufig.
»Kann schon sein, dass mir der eine oder andere bekannt war.« Conor warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Wieso interessierst du dich eigentlich die ganze Zeit für meine Freunde?«
»Nur so.«
»Glaubst du etwa, ich hätte etwas mit der Bombe zu tun?«
»Läge ich damit richtig?«
»Warum hackst du ständig auf Conor herum?«, mischte Kerri sich ein. »Ich habe auch Freunde, die auf Demos gehen. Aber deswegen bin ich noch lange keine Bombenlegerin. Wieso verdächtigst du Conor?«
»Aber ich …« In diesem Augenblick betrat Blake Parker den Saal. Kerri, Sam und Conor rückten ihre Stühle näher an die der anderen heran. Alle drei waren froh, dass sie das Thema fallen lassen konnten, ehe sich ein handfester Streit daraus entwickelte.
Blake hatte sich das Gesicht gewaschen, doch auf seinem Haar und seiner Kleidung lag eine Schicht grauen Staubs, dem er bei der Begutachtung der Gebäudeschäden ausgesetzt gewesen war. Er gab sich bewusst optimistisch, doch Sam bemerkte, dass er nicht in der Lage war, das Zittern seiner Hände zu kontrollieren. Wahrscheinlich hatte ihn der Vorfall tiefer getroffen, als er zugeben mochte.
»Ich freue mich, Sie alle hier unversehrt vorzufinden«, begann Blake. »Sicher sind Sie ebenso erleichtert wie ich, dass bei dem Anschlag niemand verletzt wurde. Das liegt vor allem daran, dass sich während der Mittagspause nur wenige Menschen im Gebäude befanden.« Er blickte in die stummen Gesichter. »Das Ausmaß der Schäden können wir noch nicht abschätzen, aber so, wie es aussieht, ist hauptsächlich das Büro betroffen. Die Labors blieben weitestgehend verschont, daher können wir sofort wieder an die Arbeit zurückkehren, sobald der Zustand der Gebäude als unbedenklich erklärt wird. Wir werden doch diesen Extremisten nicht erlauben, unsere Arbeit zu stören, oder?«
Sam erkannte die künstliche Heiterkeit in Blakes Stimme und konnte sich lebhaft die unangenehmen Telefonate vorstellen, die Blake hatte führen müssen.
»Und wie wird es weitergehen?«, fragte Greg.
»Unsere Zukunft liegt in der Forschung, wie gehabt«, wich Blake geschickt aus.
»Ich wollte eher wissen, was geplant ist, um die Gewaltakte zu unterbinden. Auf welche Weise werden wir in Zukunft geschützt?«
»Das ist eine gute Frage. Als erste und vordringliche Maßnahme werden wir unser Sicherheitssystem überprüfen. Sie haben natürlich recht, Greg. So etwas wie heute darf nie wieder geschehen.«
Blake sah in leere Gesichter. Er hatte seine Leute nicht überzeugen können. Seine Worte klangen zu perfekt, zu wohlüberlegt.
»Wie haben unsere Geldgeber auf den Anschlag reagiert?«, wollte Candra wissen. »Könnte es nicht sein, dass sie das Vertrauen in unsere Fähigkeiten verlieren? Dass sie nicht mehr davon ausgehen, dass wir nützliche Resultate produzieren? Diese Fragen werden sie sich doch sicherlich stellen.«
»Aus eben diesem Grund habe ich bereits mit unseren Sponsoren in der Pharmaindustrie gesprochen«, erwiderte Blake. »Ich konnte sie davon überzeugen, dass es sich lediglich um einen geringfügigen Zwischenfall gehandelt hat und unsere Arbeit höchstens für ein, zwei Tage unterbrochen werden muss.«
Über Sams Gesicht huschte ein ironisches Lächeln.
»Können wir das als Versprechen ansehen?«, fragte Lucy.
»Bis wir den genauen Bescheid bekommen, ist es zumindest eine sehr wahrscheinliche Vermutung«, sagte Blake. »Ehe ich Sie jetzt nach Hause entlasse, möchte ich Sie bitten, Ihren Namen, Telefonnummer und
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