Nebelfront - Hinterm Deich Krimi
mitfinanziert.
Sie haben mich monatlich mit einem bestimmten Betrag unterstützt.«
»Sie haben die beiden erpresst?« Große Jäger schüttelte fassungslos
den Kopf.
»Nennen Sie es, wie Sie wollen. Zum Schluss musste ich mich sogar zu
denen hinquälen, um meine Unterstützung abzuholen.«
Christoph dachte daran, dass Zeugen von einer alten Dame gesprochen
hatten, die mit ihrer Gehhilfe sporadisch bei Hohenhausen aufgetaucht war.
Josefa Wendelstein hatte sich ihr Blutgeld abgeholt.
»Schierling hat irgendwann die späte Rache ereilt«, sagte Christoph.
»Er ist erschlagen worden.«
Sie nickte bedächtig. »Er hatte Angst vor einer blonden Frau, die
Memme. Wenn er ein Kerl gewesen wäre, hätte er sich gewehrt.«
»Die blonde Frau war auch bei Hohenhausen. Das haben wir einwandfrei
feststellen können. Daraufhin hat der sich im Keller aufgeknüpft.«
»Auch ein Feigling.«
»Haben Sie keine Angst, dass der späte Rächer auch zu Ihnen kommen
könnte?«
Sie zeigte eine eiskalte Gelassenheit. »Nein. Dazu sind Sie da. Sie
werden den Täter finden. Außerdem müssen Sie mich beschützen. Das ist Ihre
Aufgabe. Ich vertraue Ihnen im vollen Umfang.«
»An Ihrer Stelle wäre ich mir nicht sicher«, sagte Große Jäger. »Der
Täter kennt Sie. Und Personenschutz können wir Ihnen nicht gewähren. Dafür ist
unsere Personaldecke viel zu gering.«
»Sie werden mich jetzt vorläufig mitnehmen, um die Vorwürfe gegen
mich zu prüfen. Dann stehe ich automatisch unter Polizeischutz.«
Große Jäger stand auf.
»Komm«, sagte er zu Christoph. »Wir haben eine Menge gehört. Darüber
müssen wir intensiv nachdenken. Das wird eine Weile dauern. Ich bin schon jetzt
gespannt, was morgen in der Zeitung steht. Und wie das Fernsehen über diesen
Fall berichten wird. Draußen, vor der Tür, werden sie ihre Kameras aufbauen und
die Nachbarn interviewen, welchen Eindruck die von diesem Teufel hatten.«
Zum ersten Mal zeigte sich eine Regung in dem zerklüfteten Gesicht.
»Das können Sie doch nicht machen«, sagte Josefa Wendelstein
erschrocken.
Große Jäger beugte sich zu ihr herab. »Wissen Sie, was mich ankotzt?
Dass ich gezwungen bin, mir Ihre Leiche anzusehen, wenn Sie erschlagen auf
diesem Teppich liegen. Vielleicht bedient sich der Mörder auch eines Messers.
Oder er drückt Ihnen den Hals zu. Wie auch immer. Ich wünsche Ihnen einen
schönen Tod.«
Dann verließ er das Haus. Christoph folgte ihm, ohne sich um das
Jammern der alten Frau zu kümmern.
»Und jetzt fahren wir zu Helmut Szymanik. Schließlich ist der nicht
nur Klempner, sondern hat auch eine blonde Frau. Und die fahren einen alten
Ford, der mit einem Opel verwechselt werden kann.« Große Jägers Worte klangen
wie ein Beschluss, der unumstößlich war.
Der Oberkommissar war erstaunt, als Christoph nicht den Weg nach
Mildstedt einschlug, sondern an seinem alten Wohnsitz in der Berliner Straße
vorbei zur alten Bundesstraße fuhr, dort Richtung Husum hielt und auch an der
»großen« Kreuzung nicht abbog. Gegenüber der Kreisverwaltung folgte er dem
Stadtweg, um nach zweihundert Metern einen Parkplatz in der ruhigen Sackgasse
Magnus-Voß-Straße zu suchen.
»Aha«, sagte Große Jäger verwundert und folgte ihm in einen der
Häuserblocks.
Karin Steffen öffnete auf ihr Klingeln und sah die beiden Beamten
verblüfft an. Sie öffnete den Mund, als Christoph sich und Große Jäger mit
»Polizei Husum« und Namen vorstellte. Erst nach der Bitte um Eintritt ließ sie
die Polizisten in die kleine Wohnung, die einen behaglichen Eindruck machte,
wenn auch erkennbar war, dass den Bewohnern das Geld für eine teure Einrichtung
fehlte.
Frau Steffen bat sie, am Esstisch Platz zu nehmen, auf dem ein
Strauß mit Astern stand. Sie selbst saß ganz auf der Kante ihres Stuhls und nagte
unruhig an der Unterlippe. Die Aufregung stand ihr ins Gesicht geschrieben.
»Wir haben mit Ihrem Lebenspartner gesprochen«, begann Christoph.
Sie nickte. »Peter hat mich angerufen. Gestern, nicht wahr?«
»Auch heute. Wir sind ihm dankbar, dass er uns wertvolle Hinweise
gegeben hat zu den Ereignissen in Tönning. Sie sind informiert?«
Kaum merklich bewegte sie den Kopf mit den blonden Haaren. Dabei
nagte sie unentwegt an der Unterlippe.
»Sie kennen Adolph Schierling und Wolfgang Hohenhausen?«
Ihr war anzusehen, wie es in ihr arbeitete, wie sie abwägte, was sie
antworten sollte. Christoph half ihr.
»Zeugen haben Sie wiedererkannt. Leugnen wäre zwecklos. Was wollten
Sie bei
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