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Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Helmut über die Vorwürfe
gesprochen?«
    Erneut nickte sie.
    »Und wie hat der reagiert?«
    »Der war zornig. Ich erinnere mich, wie er hier saß. Dort«, sie
zeigte auf die Stelle, an der Christoph saß. »›Die muss man alle in Scheiße
ertränken‹, hat er gesagt.«
    »Das hat er so gesagt?«, fragte Große
Jäger.
    »Wortwörtlich.«
    Große Jäger lehnte mit dem Rücken gegen den Volvo. Christoph
ließ ihm Zeit, auch noch eine zweite Zigarette zu rauchen. Wütend kickte der
Oberkommissar einen Stein davon.
    »Scheiße«, fluchte er. »Gibt es so etwas? Mitten in Deutschland? Das
kann doch alles nicht wahr sein. Sag mir, dass ich das alles nur träume. Können
Menschen so sein? Scheiße!«
    »Mich hat stutzig gemacht, was Hildegard Szymanik von ihrem Sohn
erzählt hat«, sagte Christoph.
    Große Jäger nickte. »Habe ich auch mitbekommen. ›Die muss man alle
in Scheiße ertränken.‹ Und er ist Klempner. Als wir ihn besucht haben, sprachen
wir über verstopfte Toiletten. Erinnerst du dich?«
    »Ich leide nicht unter Demenz«, entgegnete Christoph.
    Große Jäger musterte ihn vom Scheitel bis zur Sohle. »Daran zweifel
ich. Hast du an deinen Hochzeitstag gedacht?«
    »Das ist eine taktische Demenz«, wich Christoph aus. »Zurück zum
Thema. Helmut Szymanik hat uns erzählt, dass es vorkommen kann, dass man bei
verstopften Abflüssen im Keller eine Kontrollöffnung löst und plötzlich die
ganze unangenehme Soße herausfließt.«
    »Und wenn man das eimerweise auffängt, hat man das Material, das man
dem toten Dr. Pferdekamp in den Sarg füllen kann. Ich kann mir vorstellen,
dass der Sohn erbost über das seiner Mutter auferzwungene Schweigegebot war.
Mir schien es, als wenn die Frau darunter gelitten hat. Das waren nicht nur
Schuldgefühle, weil sie glaubte, den Kindern und insbesondere dem kleinen
Günter nicht geholfen zu haben. Menschlich kann ich es nachvollziehen, da sie
Sorge um ihren Sohn hatte. Sie kannte die brutale Vorgehensweise Hohenhausens.
Und später waren es die Anwälte.«
    »Wir sollten ein ernstes Gespräch mit Helmut Szymanik führen«, sagte
Christoph. »Einzig die Tatsache, dass wir immer noch nicht wissen, wem der Opel
gehört, stört mich.«
    »Das ist in der Tat noch rätselhaft«, stimmte ihm Große Jäger zu,
drückte die Kippe mit dem Hacken aus und stieg ein.
    Sie fuhren direkt in die Beethovenstraße in Husum und klingelten
an der Tür des Reihenhauses. Sie mussten eine Weile warten, bis Josefa
Wendelstein ihnen öffnete.
    »Wir müssen mit Ihnen über die Vorkommnisse im St.-Josef-Heim
sprechen«, sagte Christoph.
    »Ich aber nicht mit Ihnen«, erwiderte die alte Frau mit ihrer
brüchigen Stimme und wollte die Tür schließen. Große Jäger hinderte sie daran,
indem er den Fuß in den Türspalt stellte. Sie trat zu und traf den
Oberkommissar am Schienbein. Doch der rührte sich nicht. Josefa Wendelstein war
so gebrechlich, dass hinter dem Tritt keine Kraft mehr steckte.
    Große Jäger erhob die Stimme. »Frau Wendelstein. Es geht um den
Missbrauch von Kindern, von dem Sie wissen«, sagte er übertrieben laut.
    »Sind Sie verrückt«, keifte sie. »Was sollen die Leute von mir
denken?«
    »Sie lassen uns keine andere Möglichkeit.« Der Oberkommissar hatte
die Lautstärke beibehalten.
    »Kommen Sie herein«, sagte sie und schloss schnell hinter den
Beamten die Tür. Dann schlurfte sie ins Wohnzimmer voraus.
    »Sie waren an den Taten zum Nachteil des kleinen Günter Steppujat
beteiligt«, begann Christoph.
    »Moment«, erwiderte sie und griff mit ihrer knochigen Hand hinters
Ohr. »Ich muss mein Hörgerät justieren.«
    »Was ist damals geschehen?«
    »Dieser kleine Teufel. Das waren alles Verbrecher, die Jungs. Alle.
Kein Wunder. Abkömmlinge vom Abschaum. Streuner.«
    »Rechtfertigt das sexuelle Übergriffe?«
    »Was heißt hier sexuelle Übergriffe? Schierling hat diesem Pack
gezeigt, was menschliche Nähe ist. Er hat Liebe praktiziert.«
    Sie schreckten auf, als Große Jägers donnernde Faust krachend auf
der Tischplatte landete.
    »Verdammt noch mal, hören Sie mit diesem Schmutz auf. Wir sprechen
vom Missbrauch an Kindern. Sie haben das Leben der Jungen zerstört!«
    Christoph sah seinen Kollegen mit Sorge an. Große Jäger waren die
Zornesadern an den Schläfen geschwollen.
    »Die waren schon von Geburt an zerstört.« Josefa Wendelstein machte
einen eiskalten Eindruck.
    »Und Günter Steppujat war so einer?«, fragte Große Jäger.
    »Die Bestie wollte mit dem Messer auf

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