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Nebelgrab (German Edition)

Nebelgrab (German Edition)

Titel: Nebelgrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Klein
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das mehrere Bürger Süchtelns bei der Aktion zeigte. Unter den angegebenen Namen fand sich »H. Becker«.
    Adrian schaute genauer hin und nahm schließlich eine Lupe. Neugierig geworden setzte er sich erneut an den Computer und suchte Informationen zur Geschichte Süchtelns. Natürlich wusste er von der Linde, die angeblich jenes biblische Alter erreicht haben sollte, aber warum sie in den 50ern gefällt worden war, hatte er vergessen.
    Er wurde schnell fündig und las sich durch verschiedene Zeitungsartikel, die die Geschichte des alten Baumes rekonstruierten: »Brandstiftung oder Selbstentzündung« von Januar 1949; »Ist die Linde auf dem Heiligenberg noch zu retten?« von Dezember 1953; »Irmgardislinde soll gerettet werden« hieß es im Mai 1954 und schließlich »Irmgardislinde war nicht zu retten« im April 1955. Durch Eisenträger, die zur Stabilisierung angebracht worden waren und sich regelrecht in den Baum gefressen hatten, und schließlich durch einen Jungenstreich war also das Schicksal des Baumes besiegelt worden. Die Folgen eines Brandes in einem Hohlraum im Innern des Stammes hatten den schon über mehrere Jahre kränkelnden Lebenswillen des Baumes zerstört.
    Adrian kratzte sich wieder die Bartstoppeln – Hohlraum? Ob man den als Versteck hatte nutzen können? Ob Hubert und seine Freundinnen …? Er packte die Seiten, sein Notebook, Diktiergerät, Stifte und Block ein und machte sich auf den Weg nach Süchteln.

Recherche im Altenheim
    »Entschuldigung, aber sind Sie verwandt mit Frau Schüttler?«
    Eine freundliche junge Frau mit dem Namensschild »Fabian« in Höhe des Schlüsselbeins hielt Adrian auf seinem Weg zu Marthas Wohnung auf.
    »Ja, ja, ich bin der Neffe. Ich war doch vorgestern noch bei meiner Tante.«
    »Ach so, aber Sie können nicht einfach in die Wohnung gehen! Sie müssen sich schon ans Personal halten; außerdem hat die Polizei sie noch nicht freigegeben.
    »Tatsächlich? Sind die so langsam?«
    Elke Fabian lächelte säuerlich. »Finden Sie es gut, in dieser Situation zu scherzen?«
    »Nein«, Adrian räusperte sich, »ist so meine Art, pardon. Ich müsste nur mal schnell in die Wohnung. Meine Tante hatte ein Buch von mir, das mir sehr wichtig ist. Ich hoffe, es ist unbeschädigt.«
    »Tut mir leid, aber da müssen Sie warten. Die Herren von der Polizei werden gleich hier sein.«
    »Ach, wann kommen sie denn?«
    Elke sah auf ihre Armbanduhr. »Genau haben sie es nicht gesagt – gegen Mittag.«
    »Danke, dann setze ich mich so lange irgendwo hin.«
    »Sie können auch gerne in den Besucherraum …« »Nein, danke, ich sitze lieber im Gang.«
Er schritt weiter den Flur entlang, an Marthas
    Wohnung vorbei, bevor Frau Fabian ihn doch wieder wegzulocken versuchte. Aus den Augenwinkeln sah er, dass die Pädagogin zurückging. Er drehte sich um und ging wieder zur Tür seiner Tante. Wenn sich Martha im Laufe des Alters nicht allzu sehr geändert hatte, wusste er, wo er suchen musste.
    Das Polizeisiegel an der Tür zu brechen, war, abgesehen von einem moralischen Gewaltakt, kein Problem. Schwieriger war es, das Schloss zu knacken.
    Himmel, jetzt werde ich auch noch zum Einbrecher, dachte Adrian und zuckte zusammen, als er Schritte vom Hauptflur hörte. Eine Tür wurde geöffnet, die Schritte erklangen wieder, eine Tür fiel ins Schloss, Ruhe. Adrian atmete auf. Er holte sein Schweizer Taschenmesser aus der Jackentasche und versuchte mit verschiedenen Messern und Feilen sein Glück. Nach mehreren langen Minuten und diversen Schweißausbrüchen gab das Schloss mit erlösendem Knacken nach; die Tür ließ sich öffnen.
    Er sah rasch auf die Uhr, lauschte noch einmal in den Flur hinein und verschwand im Inneren der lädierten Wohnung. Von der winzigen Diele aus ging es geradeaus ins Bad und rechts in den Wohnraum. Hier hatte ein Feuer kurz, aber heftig gewütet. Ruß, Asche, Löschschaum – traurige, klebrige Spuren auf Resten eines verwirkten Endes. Martha hatte doch ihr Ende noch gar nicht erreicht gehabt, als jemand einfach so entschieden hatte, es vorzuziehen. Ein Fingerschnippen, und das Leben war vorbei.
    Adrian fröstelte. Der Tod, der in der Bergstraße von Haus zu Haus spazierte, zwischendurch Station in der Stadt machte und dessen Weg Adrian schon zum zweiten Mal kreuzte, ließ ihn zittern und langsamer werden. Die Gefahr des Entdecktwerdens in Marthas Wohnung setzte sich zusätzlich in seinen Nacken. Für Sekunden stand er verwirrt inmitten des Chaos’ und registrierte

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