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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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setzte, begrüßten sie ihn mit einem schallenden Trompetenruf. Am Eingang des Tempels wurden die Gesandten von einer Gruppe Priester empfangen. Ihr Wortführer war ein ausgesprochen beleibter Arphater mit einem ölig glänzenden Vollbart. Er trug eine orangefarbene Robe und eine unter dem Kinn geschnürte Zeremonienhaube. Er strahlte über das ganze Gesicht, als Baniter vor ihn trat. »Ayum Farneth«, sagte er mit einer dunklen, rollenden Stimme. »Seid gegrüßt, Baniter Geneder, Sohn des Gadon, Sohn des Norgon! Im Namen der Königin heiße ich Euch in Praa willkommen, der Hauptstadt des arphatischen Reiches. Möge Euer Aufenthalt lang und voller Annehmlichkeiten sein.«
    Baniter zog erstaunt die Augenbrauen empor. »Ich danke Euch für den freundlichen Empfang.« Der Priester breitete einladend die Arme aus. »Wir haben Eure Ankunft sehnsüchtig erwartet. Erweist uns die Ehre, dieses bescheidene Bauwerk zu Eurem Domizil zu erwählen. Wir haben siebenundsiebzig Dienerinnen bereitgestellt, die Tag und Nacht zu Eurer Verfügung stehen und Euch jeden Wunsch von den Lippen ablesen werden. Es soll Euch und Euren Gefährten an nichts fehlen.«
    Baniter warf einen spöttischen Seitenblick auf Ejo, der mit versteinerter Miene an seiner Seite stand. »Die arphatische Gastfreundschaft ist von erlesener Güte, wie uns bereits an der Grenze auffiel. Das freundliche Geleit der Anub-Ejan wird uns noch lange im Gedächtnis bleiben.«
    Der Priester stieß ein falsches Lachen hervor. »Auch die Anub-Ejan bemühen sich redlich um Euer Wohlergehen, Baniter Geneder.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Doch vergebt mir, dass ich meinen unwürdigen Namen nicht nannte. Ich bin Sentschake, der ergebene Diener des Sonnengottes Agihor. Neben mir seht Ihr Sai'Kanee, die oberste Geweihte des Kubeth«, er nickte in die Richtung einer hageren Frau in einem goldbestickten Gewand, »und den Großmeister der Calindor-Loge, Tene-Usfar«, er deutete auf einen alten, kahlköpfigen Mann, der an den Armen und Beinen zahlreiche Ringe trug, viele davon aus blitzen- dem Silber. Sein Gesicht war mit Schriftzeichen bemalt. Baniter vermutete, dass es sich um Schutzrunen handelte.
    »Es ist mir eine große Ehre«, sagte Baniter, nachdem ihm auch die übrigen Priester vorgestellt worden waren. »Ich bin zutiefst beeindruckt, dass sich die Geweihten von Praa solche Mühe geben, uns willkommen zu heißen.« Er machte eine gewichtige Pause. »Nun aber hoffe ich, auch der Königin meine Aufwartung machen zu dürfen. Sagt mir, Sentschake, wann wird Inthara mich empfangen?«
    Sentschakes unergründliches Lächeln wurde noch ein wenig breiter. »Ich fürchte, Ihr müsst Euch etwas gedulden. Bedauerlicherweise ritt die Königin vorgestern zur Gazellenjagd aus. Sie wird erst in einigen Tagen zurückkehren.« Er wies auf den Eingang des Gebäudes. »Wartet bis zu ihrer Rückkehr in diesen Hallen. Es ist für alles gesorgt.«
    Baniter musterte den Priester. »Ihr seid Euch hoffentlich bewusst, ehrwürdiger Sentschake, dass mein Anliegen von großer Wichtigkeit ist. Unsere beiden Länder werden von einem gemeinsamen Feind bedroht. Ich muss so rasch wie möglich mit Königin Inthara darüber Rat halten.«
    »Sicherlich«, versprach Sentschake eifrig, »sobald unsere Herrin von der Jagd zurückgekehrt ist, werde ich Bericht erstatten, sonst soll Agihors Zorn meine Hand versengen.«
    »Ihr seid zu liebenswürdig«, erwiderte Baniter. »Nebenbei gesagt - ich hoffe, dass unsere Geschenke, die wir der Königin mitbrachten, den Weg zu ihr gefunden haben. Der große Ejo war so freundlich, sie an der Grenze in seine Obhut zu nehmen.«
    »Die Geschenke sind der Königin überbracht worden«, versicherte Sentschake. »Sie war hocherfreut und zutiefst entzückt. Auch sie hat Euch ein Geschenk bereitet, das in Eurem Gemach auf Euch wartet.« Er wandte sich ab. »Doch nun tretet ein! Seid unser Gast für die nächsten Tage!«
    Widerstrebend folgte Baniter dem Priester. Er winkte Mestor Ulba zu sich.
    »Das Verhalten der Priester überrascht mich«, flüsterte Baniter dem Siegelmeister ins Ohr. »Ich ging davon aus, dass uns auch in Praa jene kalte Arroganz entgegenschlägt, die der große Ejo uns gegenüber an den Tag legte.« »Der freundliche Empfang täuscht«, gab Mestor Ulba zurück. »Das Gebäude, in das uns Sentschake einquartiert hat, ist der Tempel des Norfes, des Gottes der Zwietracht und Lüge, des Herrn der Geister und Kobolde. Indem man Euch hier unterbringt,

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