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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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über eine Schüssel Sarsh beugten und den Brei in ihre weit geöffneten Münder stopften, war zu komisch. Doch als sich während des Lächelns die Gesichtshaut zwischen den goldenen Speichen der Maske verzog, verspürte Laghanos einen stechenden Schmerz. Verzweifelt presste er die Faust an die Stirn.
    Malcorans Lachen verebbte. »Der alte Sorturo … ich bin zutiefst erschüttert über sein Schicksal. Was du uns berichtet hast, ist entsetzlich - die Art, wie er starb …«
    »Er ist nicht tot!«, stieß Laghanos hervor. »Die Goldei haben ihn durch das Silber gehen lassen! Er lebte, als ich ihn zuletzt sah.«
    »Niemand kann eine solche Prozedur überleben«, hörte Laghanos die sanfte Stimme Naikayas hinter sich. Sie stand dicht hinter ihm, und in diesem Moment legte sie ihre schmale Hand auf seine Schulter. »Falls die Goldei ihn am Leben ließen, erlag er den Folgen der grausigen Folter. Du musst seinen Tod akzeptieren.« Laghanos wollte widersprechen, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. Hilflos blickte er Malcoran an, der nun die Schüssel zur Seite schob.
    »Sie spricht die Wahrheit«, bestätigte Malcoran. »Vielleicht setzte Sorturo seinem Leben selbst ein Ende; wir werden es nie erfahren.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Ich werde ihn vermissen. Er war mir ein guter Freund, auch wenn er einige Jahre älter war. Wir hatten stets großen Spaß, wenn er nach Oors Caundis kam.« Er musterte Laghanos mit hochgezogenen Augenbrauen. »Auch über dich sprach er gelegentlich, Laghanos! Immer wieder schwärmte er von deinen Fähigkeiten, pries dich als seinen talentiertesten Schüler. Einmal wollte er gar, dass ich dich hier in Oors Caundis aufnehme und zu einem Zauberer des Inneren Zirkels ausbilde. Doch kaum hatte ich zugestimmt, schien Sorturo es sich wieder anders überlegt zu haben; nun behauptete er plötzlich, dein Talent sei geschwunden und habe sich als zu wechselhaft erwiesen. Kein Wort habe ich ihm geglaubt, dem alten Fuchs!« Er verschränkte die Hände vor dem breiten Bauch. »Nun hat also der Zufall dich nach Oors Caundis geführt. Es ist eine seltsame Fügung des Schicksals, dass du aus der Gefangenschaft der Goldei befreit wurdest und den Weg zu uns fandest.«
    »Sie werden mich zurückholen«, stieß Laghanos hervor. Er blickte Malcoran flehend an. »Der Rotgeschuppte wird alles daransetzen, mich in seine Gewalt zu bekommen. Ich bitte Euch, Malcoran, Ihr müsst mir helfen.« »Du musst den Rotgeschuppten nicht mehr fürchten«, versprach Malcoran, »nicht hier in Oors Caundis. Für die Goldei führt kein Weg in diese Höhlen; es wird ihnen niemals gelingen, in sie einzudringen.« Malcoran deutete um sich. »Dieser Ort ist ein einziges Rätsel, auch für uns, die seine Bewohner sind. Niemand kennt seine tatsächliche Ausdehnung. Seit Menschengedenken künden Sagen von den Höhlen unter dem Rochen. So soll einst ein seltsamer Kriegerorden in Oors Caundis residiert haben. Seine Anhänger folgten dem Irrglauben, nur dann im Kampf Glückseligkeit erlangen zu können, wenn sie mit ihrer Waffe ihrem Schwert - im körperlichen Sinn verschmolzen. Aus diesem Grund formten sie die Griffe ihrer Schwerter auf besondere Weise. Die Finger der Schwerthand ließen sich in enge Metallrillen zwängen. Mit Lederriemen und Spangen wurden Hand und Schwert anschließend so zusammengepresst, dass sie untrennbar miteinander verbunden waren. Den meisten Kriegern begann die Hand bald zu faulen, sodass sie das Schwert wieder ablegen mussten. Man schlug ihnen die entzündete Hand ab, und unter Schimpf und Schande wurden sie aus dem Orden ausgestoßen. Doch bei einigen Auserwählten begann sich die Hand so zu verkrampfen und zu verkrüppeln, dass Knochen und Stahl tatsächlich eins wurden. Und sie vermochten ihre Schwerter zu führen, als wären sie Teile ihres Körpers. Diese Männer, so besagt die Legende, waren die furchtbarsten Krieger, die die Welt jemals gesehen hat. Jeder Schwerthieb bereitete ihnen unsagbare Schmerzen, doch umso furchtloser droschen sie auf ihre Feinde ein. Wo immer sie auftauchten, herrschten Angst und Schrecken.« Malcoran leckte sich nachdenklich über die breiten Lippen. »Das alles ist freilich lange her und vermutlich nur ein Märchen, schaurig anzuhören, doch ohne jeden Wahrheitsgehalt. Als Durta Slargin, unser Urahn und Lehrer, nach Oors Caundis kam, um die Malkuda zu gründen, fand er die Höhlen verlassen vor - keine Spur eines Kriegerordens, nicht einmal eine Schmiede war zu

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